Anna Matvienko, Koordinatorin der psychosozialen Abteilung von ADRA Ukraine. Bild: © ADRA Ukraine

Psychologen von ADRA Ukraine haben seit Kriegsbeginn 28.614 Personen begleitet

Laut Aussagen von Anna Matvienko, Koordinatorin der psychosozialen Abteilung von ADRA Ukraine in einem Interview auf der Webseite des Hilfswerks, verfügt ADRA heute über 24 psychologisch geschulte Fachleute. Unter ihnen sind zehn Psychotherapeuten und ein Psychiater. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 bis Ende Dezember 2023 hätten 28.614 Personen den psychologischen Dienst des Hilfswerks beansprucht.

Die Menschen in der Ukraine lebten seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in einer Situation starker psycho-emotionaler Anspannung und in ständigem Stress. Obwohl es den meisten Bürgern bereits gelungen sei, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, wirke sich dies nachteilig auf die Psyche aus, so Matvienko Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist ein Viertel der Ukrainer von psychischen Störungen infolge des Krieges bedroht.

Vielzahl von Faktoren, die auf die psychische Gesundheit einwirken
Der Verlust der Heimat, der Familie, die Instabilität, die Bedrohung der persönlichen Sicherheit, die wirtschaftliche Unsicherheit, der Verlust des Arbeitsplatzes, die ständige Angst, Zeuge der Zerstörung und des Verlusts von Leben zu werden, die Angst um die Verwandten und der Verlust der Kontrolle über das eigene Leben können sich tiefgreifend auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung auswirken, sagte Matvienko. Der Zusammenbruch und die Verschlechterung der familiären Beziehungen seien weitere Faktoren. „Diese Herausforderungen können zu Depressionen, Angststörungen, posttraumatischen Belastungssyndromen, Kontrollverlust, Persönlichkeitsstörungen, Folgen geschlechtsspezifischer Gewalt und familiären Problemen führen“, erläuterte Matvienko.

Methodenvielfalt
Das Psychologenteam setze eine Vielzahl von Methoden ein, um den Begünstigten ein möglichst breites Spektrum an Unterstützung zu bieten. So würden Informationen und Trainings zum Umgang mit Stress, der Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen und Förderung des Selbstbewusstseins vermittelt für Probleme am Arbeitsplatz, familiäre Konflikte, Panikattacken, Depressionen und anderes. Im Weiteren würden auch Psychotherapien angeboten, psychiatrische Versorgung sowie Familien- und Paartherapien.

Die häufigsten Probleme
Bis Ende 2023 drehten sich die meisten Anfragen laut Matvienko um Themen im Zusammenhang mit Stress, Trauma und schwierigen Lebensumständen. Zu den am häufigsten angesprochenen Anliegen gehörten:
• Bewältigung schwieriger Emotionen und Erinnerungen
• Abbau von Ängsten und Stress
• Erkennung und Linderung der Symptome von Depressionen
• Bewältigung von Ängsten und Ungewissheit über die Zukunft
• Überwindung von Angst und Panik bei militärischen Ereignissen
• Umgang mit einem ständigen Gefühl der Bedrohung
• Unterstützung der Familie während militärischer Einsätze
• Umgang mit der Trennung von der Familie und dem Verlust geliebter Menschen

Bei Kriegsbeginn waren posttraumatischer Stress, Angstzustände und Depressionen als Folge des Krieges die vorherrschenden Probleme, erläuterte Matvienko. Derzeit häuften sich die Anfragen zu Arbeitsplatzverlusten, finanzieller Instabilität und wirtschaftlicher Gefährdung. Der wachsende Bedarf an psychologischer Unterstützung in verschiedenen Bevölkerungsgruppen habe dazu geführt, dass der Schwerpunkt auf die Verbesserung der Sozialdienste gelegt werde.

Psychologischer Dienst steht allen Bevölkerungsgruppen offen
ADRA Ukraine bietet psychologische Hilfe für alle Bevölkerungsgruppen an, die in dem von der Ukraine kontrollierten Gebiet leben, mit Ausnahme von aktiven Militärangehörigen. Um die psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, können die Betroffenen entweder die Hotline von ADRA anrufen oder eines der Schutzzentren des Hilfswerks aufsuchen.

Zum ausführlichen Interview (auf Englisch):
https://www.adra.ua/en/adra-ukraine-psychologists-are-blessed-to-positively-impact-the-lives-of-those-in-need/

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