Der Bund der Protestantischen Kirchen in Frankreich (Fédération Protestante de France/FPF) hat während seiner ausserordentlichen Generalversammlung Ende November in Paris die 110 Gemeinden zählende Union der französischen Siebenten-Tags-Adventisten, zusammen mit fünf pfingstlerisch ausgerichteten Kirchen und Gemeinschaften, als „Mitglied auf Probe“ aufgenommen. Gemäss der Satzung des FPF wird die Vollversammlung auf ihrer Sitzung im März 2006 über die endgültige Aufnahme der neu beigetretenen Kirchen beschliessen. An der ausserordentlichen Generalversammlung des Protestantenbundes nahmen 81 Delegierte teil, welche 16 Kirchen und 60 Institutionen des französischen Protestantismus vertraten. Der FPF zählt jetzt 22 Mitgliedskirchen mit rund 900 000 evangelischen Christen.
„Die Delegiertenversammlung schwankte zwischen Zögern und Vertrauen in die Fähigkeit einer echten Zusammenarbeit mit den neuen Mitgliedskirchen. Mit der Zustimmung wurde der hohe Anspruch der FPF bestätigt, eine Fortsetzung des Dialogs mit dem Ziel eines echten gemeinsamen Zeugnisses in der Gesellschaft zu erreichen“, unterstrich der Präsident des Bundes der Protestantischen Kirchen, Pfarrer Jean-Arnold de Clermont.
Bereits im Jahre 1993 hatte die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Frankreich für die Einleitung eines Aufnahmegesuches beim FPF gestimmt. Seit Mai 1996 fanden intensive theologische Dialoggespräche mit dem Bund statt. Das offizielle Gesuch zur Aufnahme in den Bund der Protestantischen Kirchen in Frankreich stellten die Adventisten im Februar 2003, nachdem die ordentliche Delegiertentagung der Franko-Belgischen Union der Freikirche ihre Zustimmung erteilt hatte.
Um der FPF beitreten zu können, mussten die Adventisten ihre bisherige organisatorische Struktur verändern: Die Franko-Belgische Union, welche die Mitglieder in den Ländern Frankreich, Belgien und Luxemburg umfasst, wurde in zwei juristisch unabhängige landeskirchliche Organisationen aufgeteilt: Die Union der Vereinigungen der Siebenten-TagsAdventisten in Frankreich (UFA) und die Vereinigung der adventistischen Kirchen von Belgien und Luxemburg (FBL). Die UFA wird erstmals als Mitglied an der FPF-Konferenz im Oktober 2004 zum Thema „Überwindung von Gewalt“ teilnehmen und mit einem Informationsstand vertreten sein.
Der französische Protestantismus bildet kein homogenes Umfeld. Im Bund der Protestantischen Kirchen ist eine Vielzahl von Gruppierungen mit starken konfessionellen Ausprägungen vertreten: Reformierte, Lutheraner, Evangelikale, Adventisten und Pfingstler. Trotz der Unterschiedlichkeit gibt es grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Traditionen, die das Netz der evangelischen Wir-Identität in Frankreich zusammenhalten.
Die 1905 gegründete Kirchengemeinschaft der Fédération Protestante de France umfasst heute etwa 500 000 Reformierte, 250 000 Lutheraner, 70 000 Mitglieder der „Zigeunermission“ (Mission Evangélique Tzigane), 10 400 Siebenten-Tags-Adventisten, 6 500 Baptisten und 7 000 Pfingstgläubige.
Auch in Belgien vollzog sich seit den neunziger Jahren eine Annäherung zwischen den Adventisten und der Vereinigung Protestantischer Kirchen in Belgien (Église protestante unie de Belgique/EPUB). Nach verschiedenen Dialoggesprächen beschlossen die Delegierten der Vereinigung adventistischer Kirchen in Belgien und Luxemburg (FBL) im Juni 2002 eine engere Zusammenarbeit mit der EPUB im Rahmen eines Partnerschaftsabkommens („Accord de partenariat“). Auch in anderen europäischen Ländern sind adventistische Unionen bereits Mitglieder von protestantischen Vereinigungen, Bünden oder Räten. Die slowakischen und russischen Adventisten haben sich 2002 Gruppierungen evangelischer Minderheitskirchen angeschlossen. In Polen sind sie Mitglied der Vereinigung Protestantischer Kirchen. In Spanien (Fédération des entités évangéliques d'Espagne/FEREDE - Bund Evangelischer Kirchen) und Finnland (Rat der Protestantischen Kirchen) haben die Adventisten einen Mitgliedsstatus inne.