Das schwere Zugunglück im Nordwesten Nordkoreas forderte nach Angaben des Roten Kreuzes über 160 Todesopfer und rund 1300 Verletzte. Durch gewaltige Explosionen seien rund 40 Prozent der Stadt Ryongchon, nämlich mehr als 1800 Häuser völlig zerstört und weitere 6350 Häuser beschädigt worden. Nach Einschätzung des Rot-Kreuz-Sprechers in Peking, John Sparrow, könne die Zahl der Toten in den nächsten Tagen weiter steigen, da möglicherweise noch "eine beträchtliche Zahl von Opfern unter den Trümmern liege".
Offiziellen Angaben Nordkoreas zufolge wurde die Explosionskatastrophe von einem elektrischen Kontakt beim Rangieren von Eisenbahnwagen ausgelöst, die zum Teil mit dem Düngemittel Ammoniumnitrat beladen waren. Als Unglücksursache wurden Fahrlässigkeit und menschliches Versagen genannt.
Angesichts des Ausmasses des verheerenden Unglücks hatte die Regierung Nordkoreas offiziell um internationale Hilfe gebeten und inzwischen der internationalen Gemeinschaft für die angebotene grosszügige Unterstützung gedankt.Während einer Koordinationssitzung am 23. April beschlossen Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen mit dem einzig verfügbaren Lastwagen der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA eine erste Hilfslieferung von so genannten "Hospital Kits" der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Pjöngjang nach Ryongchon zu bringen. Diese "Kits" enthalten Medikamente, Verbandstoff, notchirurgische Instrumente und andere medizinische Hilfsmittel im Wert von EUR 70'000. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat inzwischen Decken, Küchenmaterial, Tabletten zur Trinkwasseraufbereitung und andere Hilfsgüter verteilt.
Am Samstag hatten koreanische ADRA-Mitarbeiter zusammen mit weiteren Vertretern internationaler Hilfsorganisationen den Unglücksort besichtigt. Nach Angaben von Herbert Bodenmann von ADRA-Schweiz erstrecken sich die Zerstörungen über einen Umkreis von fast vier Kilometern. "Es wurde ein Krater - bis zu 15 m tief und einem Durchmesser von 30 Meter - in den Boden gerissen. Im weiteren Umfeld des Kraters sind alle Gebäude dem Erdboden gleich gemacht worden oder liegen in Schutt und Asche", sagte Bodenmann dem Adventistischen Pressedienst APD. Gemäss den nordkoreanischen ADRA-Mitarbeitern sei der Bahnhof von Ryongchon völlig zerstört und. die dreistöckige Grundschule, die 300 Meter vom Explosionsort entfernt war, grösstenteils eingestürzt. Nach Informationen des ADRA-Büros in Nordkorea wurden bei dem Unglück etwa 10.000 Menschen obdachlos. "Sie sind zum grössten Teil von anderen Familien aufgenommen oder in öffentlichen Gebäuden in der Region untergebracht worden. Die rund 1300 Verletzten wurden in Spitäler der Nachbarstadt Sinuiju gebracht.", teilte Bodenmann mit.Vertreter internationaler Hilfswerke haben am Sonntag, nach Rückkehr aus dem Katastrophengebiet, in der nordkoreanischen Hauptstadt darüber beraten, wie die weitere Unterstützung koordiniert werden kann und sind dabei bis Montag einen gemeinsamen Interventionsplan zu erstellen. Zahlreiche Hilfszusagen sind inzwischen abgegeben worden: Die Europäische Union sagte eine Soforthilfe von 200 000 Euro zu. Auch das Auswärtige Amt in Berlin bewilligte für Sofortmassnahmen 50.000 Euro. Russland bereitet die Entsendung von Hilfsgütern vor, auch Australien sagte Hilfe zu. Südkorea will nach Angaben aus Seoul Medikamente, Lebensmittel und andere Hilfsgüter im Wert von umgerechnet einer Million Dollar zur Verfügung zu stellen. Auf Regierungsebene sollen zudem Gespräche mit Pjöngjang über eine mögliche Unterstützung beim Wiederaufbau geführt werden. Aus China traf nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhia am Sonntag eine Lieferung mit Nahrungsmitteln, Decken und Zelten im Wert von über 100 000 Euro ein.
Das Schweizer Entwicklungs- und Katastrophen-Hilfswerk "ADRA Schweiz" unterhält seit 1999 ein ständiges Büro in Nordkorea. Der Schweizer Geschäftsleiter von ADRA in Nordkorea, . Marcel Wagner, wird am 27. April zur Abklärung weiterer Hilfsprojekte für drei Wochen in die Schweiz zurückkehren.
ADRA Schweiz ist ein unabhängiges nationales Hilfswerk. Als eine von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründete Organisation hilft ADRA allen Menschen unabhängig von ihrer politischen und religiösen Anschauung, ihrer ethnischen Herkunft oder ihrem Geschlecht. Organisatorisch und juristisch ist ADRA ein unabhängiger Verein mit Eintragung im Handelsregister und geniesst Steuerfreiheit. ADRA Schweiz ist von der schweizerischen Fachstelle für Spenden sammelnde, gemeinnützige Institutionen (ZEWO), anerkannt.
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Medienkontakte mit dem ab 27. April in der Schweiz weilenden Schweizer Geschäftsleiter von ADRA in Nordkorea, Marcel Wagner, können über Mobiltelefon 0041-(0)-79 225 95 11 (Herbert Bodenmann, Geschäftsleiter ADRA Schweiz) vereinbart werden.
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