Der Konflikt im südmexikanischen Chiapas sei weiterhin ungelöst, betonten nach Angaben der Nachrichtenagentur Kathpress in Wien übereinstimmend der emeritierte römisch-katholische Diözesanbischof Samuel Ruiz Garcia, der Dominikaner Pater Pablo Romo Cedano und der Politikwissenschaftler Miguel Alvarez Gandara. Es gehe in diesem Konflikt um die Benachteiligung der "Indigenas". Ihrer Kultur fehle in Mexiko weiterhin die gesellschaftliche Anerkennung; sie werde nur folkloristisch zur Kenntnis genommen, bedauerte Ruiz bei einem Pressegespräch mit katholischen Organisationen in Wien. Ruiz veröffentlichte dieser Tage einen Offenen Brief aus Anlass des 10. Jahrestags des Beginns des Zapatisten-Aufstands. In dem Offenen Brief heisst es unter anderem: "Wir müssen dringend einen grundsätzlichen Wandel des ökonomischen und politischen Systems herbeiführen, um den Frieden zu sichern - auf regionaler wie auch internationaler Ebene".
Pater Cedano und Miguel Alvarez Gandara, der auch Direktor der Nichtregierungsorganisation "Serapaz" ist, beklagten die sich verhärtende Pattstellung zwischen der "Zapatistischen Befreiungsarmee" (EZLN), der Armee und den von der Armee insgeheim unterstützten "Paramilitares": "Die Zapatisten sehen mit Recht keinen Grund, sich zu entwaffnen. Denn der Waffenstillstand wird von den Paramilitares nicht eingehalten". Erst vor zwei Wochen hätten die von Grossgrundbesitzern und Armee geförderten "Paramilitares" unbewaffnete Zapatisten überfallen, die Wasser transportierten.
Zudem habe auch der Dialog über politisch-soziale Reformen keine befriedigenden Resultate gebracht, meinte der Dominikanerpater. Altbischof Ruiz hob beim Wiener Gespräch die Notwendigkeit einer stärkeren Beachtung der Armen in der Kirche hervor, berichtete Kathpress. Nur wenn die Kirche von den Armen ausgehe, werde sie die Kirche aller sein. Die Betonung der Armen gehe nicht von bestimmten Theologen, sondern von Gott selbst aus, so Ruiz: "Im Evangelium steht, dass Gott beim Jüngsten Gericht unter dem Gesichtspunkt entscheiden wird, wie wir uns den Armen gegenüber verhalten haben".
Im März 2001unternahmen die indianischen Zapatisten-Rebellen aus Chiapas mit Tausenden von Anhängern einen 3 000 Kilometer langen "Marsch für die Würde der Indios" durch zwölf Bundesstaaten Mexikos. An der Abschlusskundgebung in Mexiko-Stadt nahmen über 200 000 Menschen teil. Zapatisten-Führer "Subcomandante Marcos" forderte unter Hinweis auf die unterdrückte Indio-Bevölkerung zu einer neuer Politik auf. Er habe dabei aber mit keinem Wort die Religionsfreiheit erwähnt, die sich evangelische Indianer in Chiapas am meisten wünschten.
Die Zapatisten, die sich nach Emiliano Zapata (1879-1919), einem Bauernführer während der mexikanischen Revolution, benennen, führen seit 1994 auch einen bewaffneten Kampf gegen die Unterdrückung und Entrechtung der indianischen Urbevölkerung Mexikos, wobei sie, so Kritiker, allerdings nur die katholische Bevölkerungsmehrheit im Blick hätten.
Der römisch-katholische Bischof Felipe Arizmendi hatte im Sommer 2003 die fundamentalistischen Katholiken in seiner Diözese San Christóbal de las Casas im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas aufgefordert, die lang andauernde und gewalttätige Verfolgung evangelischer Christen zu beenden. Er appellierte an seine Gemeindeglieder, weder Vertreibungen, noch Zerstörung oder das Niederbrennen von Häusern, noch handgreifliche Auseinandersetzungen und Blutvergiessen zu üben.
Wie der Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten von Zentralchiapas, Pastor Samuel Castellanos (Tuxtla Gutierrez), dem Adventistischen Pressedienst APD mitteilte, gebe es seit vielen Jahren in Chiapas, und dort besonders im Bezirk San Juan de Chamula, immer wieder religiöse Spannungen, die von fundamentalistischen Katholiken ausgelöst würden. Im mexikanischen Bundesstaat Chiapas mit seinen 4,7 Millionen Einwohnern sollen etwa 35 Prozent der Bevölkerung protestantisch sein, einschliesslich 174 000 erwachsen getaufter Siebenten-Tags-Adventisten in rund 400 Kirchengemeinden.