Mit eindringlichen Spenden-Aufrufen ist am 16. Juli die 15. Welt-Aids-Konferenz in Bangkok zu Ende gegangen. Der frühere südafrikanische Präsident Nelson Mandela bezeichnete die Aids-Epidemie als eine der grössten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Er werde im Kampf gegen die Seuche nicht ruhen, sagte der Friedensnobelpreisträger unter dem Beifall von mehreren tausend Delegierten. Religionsvertreter gelobten in einer gemeinsamen Erklärung, das Schweigen und Lügen über Aids zu beenden. Mandela rief die reichen Länder zu höheren Spenden für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria auf. "Wir wissen, was zu tun ist - was fehlt ist der Wille dazu", sagte der frühere südafrikanische Präsident, der am Sonntag 86 Jahre alt wird. Bei der Abschlussfeier der Konferenz tanzte eine Gruppe HIV-infizierter Kinder in traditionellen thailändischen Gewändern.

Die Vorsitzende der regierenden indischen Kongresspartei, Sonia Ghandi, kündigte verstärkte Anstrengungen ihres Landes zur Eindämmung der Aids-Epidemie an. Die Regierung werde mehr Geld ausgeben, um die Ausbreitung der Immunschwäche zu stoppen, und ein Gesetz gegen die soziale Ausgrenzung von Infizierten auf den Weg bringen. In Indien leben nach Schätzungen rund 5,1 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Der Chef des UN-Aidsprogramms, Peter Piot, sagte: "Ich glaube ernsthaft, dass wir zum ersten Mal eine wirkliche Chance haben, gegen die Epidemie vorzugehen." Thailand, Grossbritannien, Kanada, Australien und die Europäische Union hätten ihre Zusagen für den Globalen Aids-Fonds erhöht. Nach Berechnungen der UN werden von 2007 an etwa 20 Milliarden Dollar jährlich für den Kampf gegen Aids benötigt.

Weltweit sind 38 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Die meisten leben in Entwicklungsländern. Ihre Zahl steigt weiter. Die Welt-Aids-Konferenz in Bangkok beriet unter dem Motto "Zugang für alle" vor allem über eine bessere Medikamenten-Versorgung für Aids-Kranke in Entwicklungsländern und die Aids-Epidemie in Asien.

Zugleich ging es um die Frage, wie Frauen sich besser vor Ansteckung schützen können. Frauen tragen mittlerweile in vielen Entwicklungsländern ein höheres Infektionsrisiko als Männer. Umstritten blieben der Einsatz von Kondomen in der Aids-Vorbeugung und die Aids-Initiative von US-Präsident George W. Bush, die bislang keine billigen Nachahmerprodukte von Aids-Medikamenten finanziert.

Auch Vertreter von Religionsgemeinschaften verpflichteten sich auf der Konferenz zu mehr Anstrengungen. In einer gemeinsamen Erklärung bekennen die Repräsentanten von Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus und Hinduismus Versäumnisse in der Vergangenheit. Der Umgang mit Aids sei oft von Vorurteilen, Ignoranz und Verurteilung geprägt gewesen.

Das Schweigen und Lügen müssten ebenso überwunden werden wie Angst, Ausgrenzung und Diskriminierung. Äusserungen, dass Aids eine Strafe Gottes sei, werden in der Erklärung ausdrücklich abgelehnt. Vielmehr sollen die Glaubensgemeinschaften über die Ursachen von Aids aufklären und gegen Vorurteile über Homosexuelle vorgehen. Die Religionsvertreter wollen über "alle angemessenen Wege" der Aids-Vorbeugung informieren. Kondome sind nicht erwähnt.

In Bangkok waren seit 11. Juli rund 19.000 Ärzte, Wissenschaftler, Politiker sowie Vertreter von Religionsgemeinschaften und Hilfswerken zusammengekommen. Die nächste Welt-Aids-Konferenz soll in zwei Jahren im kanadischen Toronto stattfinden.

(C) Evangelischer Pressedienst (epd), Frankfurt am Main 2004.

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