Das afghanische Gesundheitssystem ist in einem nahezu irreparablen Zustand" so das Fazit der Weltgesundheitsorganisation WHO nach 23 Jahren Krieg in Afghanistan.
Das Hilfswerk ADRA Afghanistan beteiligt sich aktiv am Aufbau eines landesweiten Gesundheitssystems REACH (Rural Expansion of Afghanistan’s Community-Based Healthcare) zur Verbesserung der Gesundheit von Frauen im geburtsfähigen Alter und Kindern unter fünf Jahren und ist verantwortlich für zwei Distrikte der Provinz Bamyan. Diese Provinz wurde berühmt durch die im Krieg zerstörten Buddha-Statuen. Im Rahmen eines 2,5 Millionen Schweizer Franken-Projekts werden während zweieinhalb Jahren etwa 300'000 Menschen in den Distrikten Waras und Panjao betreut. Elf neue Kliniken werden gebaut. Die Aus- und Fortbildung des gesamten Fachpersonals (Ärzte, Hebammen, Hilfshebammen, Krankenschwestern und Samariter) wird von ADRA Afghanistan durchgeführt und koordiniert. Auch die notwendigen Medikamente und Hilfsgüter werden von ADRA in das Zentrale Hochland des Hindukusch gebracht.
"Ich fühle mich als Schweizer, ebenfalls in einem Bergland aufgewachsen, den Menschen in diesen rauen Bergen sehr verbunden. Sie brauchen unsere Hilfe dringend, denn die meisten Hilfswerke arbeiten in Kabul oder sonst im Flachland, wo die Arbeit und die Transportmöglichkeiten wesentlich einfacher sind," so Dr. Peter Jaggi, Internist und Leiter von ADRA Afghanistan.
Zu diesen elf Kliniken, die ADRA Afghanistan einrichtet und betreut, kommen nun noch die zwei grösseren Kliniken, die bis jetzt von "Médecin sans Frontières" (MSF) betrieben wurden. Nach dem gewaltsamen Tod von fünf MSF-Mitarbeitern hatte MSF den Abzug sämtlicher Mitarbeiter aus Afghanistan eingeleitet.
"Wir können nicht einfach zusehen, wie 300'000 Menschen in unserem Verantwortungsbereich plötzlich weder über ein funktionierendes Krankenhaus noch über einen Chirurgen und eine ausgebildete Gynäkologin verfügen. Für die Angehörigen des Hasara-Volkes ist das Leben schon hart genug. Es fehlt an Schulen, an Ausbildungsmöglichkeiten, an Strassen in diesen Bergen, die für vier bis sechs Monate zugeschneit sind. Dank einer Spende der Freikirche der Adventisten in der deutschen Schweiz kann ADRA jetzt auch ein Schulhaus bauen für 600 Kinder in diesem einsamen Hochland,“ so Peter Jaggi, der soeben von einer zehntägigen Inspektionsreise zu den ADRA-Projekten nach Kabul zurückgekehrt ist.
Zusätzlich zu diesen Gesundheits- und Ausbildungs-Projekten im Hochland finanziert UNFPA (United Nations Population Fund) durch ADRA Afghanistan ein Projekt "Sichere Mutterschaft" (Safe Motherhood). Mit Hilfe eines Ambulanzfahrzeuges und einer Radioverbindung zu 6 von den 11 Kliniken, sollen zum Beispiel die werdenden Mütter mit einer gebärunfähigen Lage zur Geburt ins Krankenhaus gebracht werden.
"Die Arbeit im Zentralen Hochland Afghanistans ist nicht einfach, so der Schweizer Arzt Dr. Jaggi, "aber wie schon Erich Kästner treffend sagte: 'Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.'" [Redaktion: Verena Jaggi, ADRA Afghanistan, für APD]