Die christlichen Kirchen in der Türkei treten für den EU-Beitritt des Landes ein, betonte der Pressesprecher der türkischen römisch-katholischen Bischofskonferenz, Msgr. Georges Marovitch, im Gespräch mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR. Von Seiten der christlichen Kirchen werde anerkannt, dass die derzeitige Regierung grosse Anstrengungen unternehme, um die Demokratiestandards der Europäischen Union für alle Bürger zu erreichen.
Marovitch betonte, dass es im Hinblick auf die Kultusfreiheit in der Türkei keine Probleme gebe. Da aber die meisten Kirchen nicht als juridische Körperschaften anerkannt seien, gebe es immer wieder Probleme mit dem Grundbesitz. Es komme vor, dass den Kirchen Immobilien verloren gingen, weil sie vom Schatzministerium oder der staatlichen Verwaltung der "frommen Stiftungen" (Vakf) beschlagnahmt werden. Wörtlich meinte der Pressesprecher der katholischen Türkischen Bischofskonferenz in diesem Zusammenhang: "Wir warten daher auf die entsprechenden Reformen von Seiten der Regierung, die für den Beitritt zur Europäischen Union sehr nützlich sein werden".
Von einem EU-Beitritt würden sowohl Europa als auch die Türkei profitieren, unterstrich Msgr. Marovitch. In der Türkei würde es zu einer Zunahme des materiellen Wohlstands kommen. Europa hingegen könne davon profitieren, dass in der Türkei manche spirituellen und moralischen Werte bewahrt worden seien, die auf dem Kontinent verloren gegangen seien, als "man sich von der Lehre der Kirche entfernte". Die Türkei sei eine Brücke zwischen Okzident und Orient, sie könne auch die Beziehungen zwischen Christentum und Islam erleichtern. Man dürfe nicht vergessen, dass die "Wege des Friedens" vor allem über den "ehrlichen Dialog und die Zusammenarbeit" zwischen den Religionen verlaufen. Der Glaube Abrahams könne die "Wege des Friedens" inspirieren.
Im Hinblick auf negative Stellungnahmen europäischer kirchlicher Persönlichkeiten zu einem EU-Beitritt Ankaras sagte der Sprecher der türkischen Bischöfe, jeder sei frei, seine eigenen Meinungen zu haben. Aber man müsse an das prophetische Wort Papst Johannes XXIII. in seinem geistlichen Tagebuch denken. Der spätere Papst habe als Apostolischer Delegat bereits in
den vierziger Jahren vorausgesehen, dass die Türkei wieder zu Europa gehören werde.