Nach Ansicht von Klaus Weber, dem Vorsitzenden des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, konzentriere sich die evangelische Kirche zu stark auf die Senkung von Kosten und verliere dabei die Anliegen der Gläubigen aus den Augen. "So werden wir weder unserem Auftrag gerecht, noch können wir verhindern, dass viele Menschen sich anderen Anbietern am religiösen Markt zuwenden", sagte Klaus Weber auf dem 68. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Magdeburg..
Der erstmals in Magdeburg tagende Theologenkongress dauert vom 27.-29. September und steht in diesem Jahr unter dem Thema "Reformatorischer Auftrag in einer neuen Weltordnung". Hauptreferenten sind Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Dr. Konrad Raiser, früherer Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).
Die 100 Delegierten aus 22 Einzelvereinen forderten ihre Kirche auf, auch Pfarrer nicht nur als Kostenfaktor anzusehen.
Weber wandte sich auf dem Pfarrertag entschieden gegen gesetzliche Regelungen, die in einigen Landeskirchen vorbereitet würden oder bereits beschlossen sind. Diese hätten die "pflegeleichten" Pfarrerinnen und Pfarrer vor Augen, die "gut zu führen und flexibel einzusetzen sind sowie bei Problemen in einem schnellen Verfahren in den Warte- oder Ruhestand versetzt werden können."
Pfarrer fordern mehr Entscheidungsfreiheit
Pfarrer Weber warf den evangelischen Landeskirchen vor, die Entscheidungsfreiheit der Pfarrer einschränken zu wollen oder dies bereits beschlossen zu haben. Pfarrer bräuchten aber grosse Freiräume für eigene Entscheidungen und hohe Handlungsautonomie. Deshalb müsse die zunehmende Reglementierung aufhören, "als wären wir nur noch Auftragsempfänger und Marionetten in der Hand von Kirchenleitungen, Kirchenverwaltungen und der Kirchenvorstände und Presbyterien".
Erfreut zeigte sich Weber, dass in den meisten Landeskirchen die Theologie-studierenden zur Zeit gute Aussichten auf eine dauerhafte Anstellung hätten. Im Blick auf die unterschiedliche Praxis der Landeskirchen, externe Bewerberinnen und Bewerber aufzunehmen, mahnte Weber eine einheitlich Praxis an, "um ein einheitliches Signal für den Nachwuchs nach draussen zu senden".
Gleichzeitig warnte Weber vor einem Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrer, der jetzt schon absehbar sei. Auf den landeskirchlichen Anwärterlisten sei die Zahl zwischen 1984 und 2003 von 12.000 auf 2.657 zurückgegangen. Dies reiche weitem nicht aus um den künftigen Bedarf zu decken, so Weber. Weder eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit noch der verstärkte Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeiter könne den drohenden Mangel ausgleichen, sagte der Vorsitzende, sondern nur eine Personalpolitik, die stärker junge Menschen anspricht, sei Erfolg versprechend.