Zum 51. Mal Welt-Lepra-Tag: Alle 40 Sekunden ein neuer Lepra-Fall

Basel | 30.01.2005 | APD | Gesundheit & Ethik

Auf die Not der Leprakranken macht jedes Jahr der Welt-Lepra-Tag am 30. Januar aufmerksam. In 130 Ländern der Erde ist dieser Tag seit 1954 eine feste Institution der Hilfe und Solidarität. Alle 40 Sekunden wird weltweit auch heute noch eine neue Lepra-Erkrankung festgestellt.

Lepra ist eine chronische Infektionskrankheit, welche die Haut und Schleimhäute zerstört und auch die Nervenzellen befällt. Der Erreger, das Mycobacterium leprae, wurde 1873 von dem Norweger Gerhard Armauer Hansen entdeckt. Bis heute ist es jedoch nicht gelungen, den Erreger auf Kulturböden zu züchten. Daher gibt es noch immer keinen Impfstoff gegen die Krankheit.

Über den gegenwärtigen Stand dieser Krankheit orientierte kürzlich das Universitätsklinikum in Leipzig (Deutschland). "Lepra ist eine der wenigen Infektionskrankheiten in den Tropen, die in den vergangenen Jahren abgenommen haben", so Professor Dr. med. Stefan Schubert, Oberarzt am Universitätsklinikum Leipzig für den Fachbereich Infektions- und Tropenmedizin. Heute registriere man zwar weltweit "nur noch" knapp 1,2 Millionen Leprakranke, doch sei die Zahl der Neuinfektionen in den letzten Jahren immer etwa gleich geblieben. Schubert: "Es wäre daher völlig verfrüht, eine Entwarnung zu geben."

Der Oberarzt wies darauf hin, dass sich vor allem karitative Organisationen in besonderer Weise der Leprakranken angenommen hätten und dies noch heute tun. Das reduzierte im Laufe der Jahrhunderte in Europa und seit etwa 100 Jahren in den tropischen Ländern, wo solche engagierte Ärzte aus den Industrienationen tätig waren wie beispielsweise Dr. Albert Schweitzer, die Ausmasse der Neuinfektionen." Eine weitere Ursache für die Beherrschung der Krankheit sei eine vor etwa zehn Jahren entwickelte Medikamentenkombination, mit der die Infektion, wenn sie rechtzeitig erkannt werde, nicht nur zum Stillstand gebracht, sondern nun sogar geheilt werden könne. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Hilfsorganisationen stellten diese Arzneimittel weltweit kostenlos zur Verfügung.

"Der dritte Weg, mit dem die Krankheit bei der Wurzel gepackt werden könnte, ist allerdings weltweit noch nicht eingeschlagen worden", bedauert Schubert. "Lepra-Erreger werden vor allem dort übertragen, wo die Menschen unterernährt sind und auf engem Raum zusammen leben. Wie bei vielen anderen Krankheiten in den Tropen, würde also vor allem die Minderung bzw. Beseitigung der Armut deutlich zum Rückgang beitragen, wie es vor zirka 100 Jahren in Europa der Fall gewesen ist."

Lepra-Krankheit

Der Geschäftsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in Würzburg, Jürgen Hammelehle, betonte gegenüber der Presse, die Arbeit zur Eliminierung der Lepra sei an einem kritischen Punkt angelangt. Zwar gebe es bereits viele Erfolge bei der Bekämpfung der Krankheit, aber gerade deswegen bestehe die Gefahr, dass Gesundheitsbehörden in armen Ländern ihre Lepra-Arbeit vernachlässigten. "Die Folge wäre, dass die Krankheit sich weiter ausbreitet", fürchtet Hammelehle. "Deshalb dürfen wir mit unserer Hilfe für die Betroffenen nicht nachlassen". Es gehe auch darum, den lepra- und tuberkulosekranken Menschen nicht nur medizinisch zu helfen, sondern ihre soziale und ökonomische Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen.

Den Begriff "Aussätzige" führte übrigens Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung im deutschen Sprachraum ein. Damit wird angedeutet, welche soziale Rolle den Erkrankten, die über viele Jahre durch Krankheit zunehmend verstümmelt werden, aus übertriebener Angst vor Ansteckung zugewiesen bekamen: Isolation. Die Kirche im Mittelalter legte strenge Verhaltensregeln für den Umgang mit Leprakranken fest. Sie bekamen ein spezielles Kapuzenkleid, Handschuhe und eine Klapper, um auf sich aufmerksam zu machen. Ausserhalb der Städte wurden sie in speziellen Leprahäusern untergebracht. Dennoch wurden die Betroffenen von der Kirche versorgt, da in der Bibel die Heilung der Aussätzigen beschrieben wurde, was Hilfe als christliche Verhaltensregel festlegte. Eine ähnliche Einstellung entwickelten auch die anderen grossen Religionen.

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