Nepal: Christenrat besorgt um Menschenrechte - Hoffnung auf Friedensgespräche

Kathmandu/Nepal | 09.02.2005 | APD | International

Mit grosser Sorge beobachten die christlichen Kirchen in Nepal die jüngste politische Entwicklung im Himalaja-Königreich. Sie äusserten sich nach der Machtübernahme des Königs besorgt über die Lage der Menschenrechte in diesem Land.

Mit Bestürzung reagierte der Nationale Christenrat in Nepal (NCCN): "Die Absetzung der Regierung und die Verhängung des Ausnahmezustands könnten ein schwerer Rückschlag sein für die Bemühungen des Christenrates um Frieden und Demokratie im Land", betonte ihr Ratsvorsitzender, Dr. Kali Bahadur Rokaya, gegenüber der Presse. "Wir hoffen und beten jedoch, dass trotz der schwierigen Lage bald Friedensgespräche zwischen Regierung und maoistischen Rebellen anberaumt werden, wie es der König versprochen hat."

Nach Ansicht von Bernd Krause, Asienreferent der Gossner Mission, der aktuelle Informationen aus Nepal "auf Umwegen" erhielt, seien alle Menschenrechtsaktivisten, darunter der Vorsitzende des nationalen Christenrats, in einer extrem bedrohlichen Lage. Die Gossner Mission, mit Sitz in Berlin, fördere seit mehr als 35 Jahren im Rahmen der Vereinigten Nepalmission Entwicklungsprojekte in dem Land und unterstütz auch den dortigen Nationalen Christenrat. "Noch ist die Lage völlig unklar. Es bleibt abzuwarten, ob der König sein Versprechen einlöst", so Krause. In Deutschland appellierte der Evangelische Entwicklungsdienst an das Auswärtige Amt der Bundesregierung, sich für die Wahrung der Menschenrechte und die Rückkehr zur Demokratie in Nepal einzusetzen.

Zu Beginn des Monats hatte Nepals König Gyanendra die Entlassung der Regierung von Ministerpräsident Deuba bekannt gegeben und den Ausnahmezustand über das Land verhängt. Die Residenz des Ministerpräsidenten sowie die Wohnhäuser anderer Kabinettsmitglieder wurden abgeriegelt, verschiedene Politiker stehen weiterhin unter Hausarrest. Zeitweise wurde eine komplette Nachrichtensperre verhängt, Telefonverbindungen von und nach Kathmandu waren unterbrochen, der Flughafen mehrere Tage lang geschlossen.

Inzwischen hat König Gyanendra tatsächlich eine neue Regierung unter seiner eigenen Regie gebildet und den maoistischen Rebellen Friedensverhandlungen ohne Vorbedingungen angeboten. Die Maoisten haben bisher noch nicht auf das Angebot reagiert. Weiterhin gilt das Versammlungsverbot, auch die strenge Medienüberwachung und -zensur bestehen weiter. Prinzipiell ist es nicht erlaubt, das Militär und die Verhängung des Ausnahmezustands zu kritisieren.

In dem seit neun Jahren anhaltenden Konflikt zwischen den maoistischen Rebellen und der nepalischen Regierung sind nach offiziellen Angaben inzwischen mehr als 12.000 Menschen getötet worden. Während auf der einen Seite die Rebellen vor Erpressung, Plünderung und Mord nicht zurückschrecken, sollen auf der anderen Seite auch die Regierungstruppen unschuldige Bürger bedrohen, indem sie mutmassliche Mao-Sympathisanten – so amnesty international – entführen, foltern und ohne Gerichtsprozess einsperren oder gar umbringen.

In Nepal sind rund 500.000 der 24 Millionen Einwohner Christen. Staatsreligion ist der Hinduismus; viele Christen müssen Nachteile und Verfolgungen in Kauf nehmen, wenn sie sich zu ihrem Glauben bekennen. Der Nationale Christenrat in Nepal fordert Religionsfreiheit und setzt sich darüber hinaus für Frieden und die Einhaltung der Menschenrechte in Nepal ein.

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