In der Region von Aichi in Japan findet während 185 Tagen die erste Weltausstellung des 21. Jahrhunderts statt. 127 Länder haben sich zusammengefunden, um gemeinsam das Thema "Nature's wisdom" - "Weisheit der Natur" zu präsentieren. Es ist kein Zufall, dass diese Weltausstellung, die bis zum 25. September dauert, auch als "EXPO im Wald" bezeichnet wird. Die Macher haben alles daran gesetzt, die zahlreichen Gebäude und Ausstellungshallen so harmonisch wie möglich in das Gelände zu integrieren. Sie wollen demonstrieren: Hier geht es um das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Technik - die Aufgabe der Zukunft.
Anders jedoch als bei der "EXPO 2000" in Hannover spielen religiöse Aktivitäten bei der diesjährigen Weltausstellung in Japan eine untergeordnete Rolle. Kirchliche Räume oder Tempel suchen Besucher auf dem Gelände vergebens. Eine Ausnahme: Saudi-Arabien wirbt in seinem Pavillon mit Gebetsteppich, Koran und zwei Videos für den Islam.
Dass der Islam eine Sonderrolle spielt, hat nach Einschätzung christlicher Beobachter politische Gründe. Japan sei auf gute Beziehungen zu Saudi-Arabien angewiesen. Der christliche Glaube komme auf der EXPO 2005 nicht vor. Evangelistische Einsätze gebe es nur im Umfeld des EXPO-Geländes. Die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" schrieb: "Religion, das grosse Sprengthema der Gegenwart, wird in Nagoya totgeschwiegen." Beobachter führen dies auf die in der Verfassung vorgeschriebene Trennung von Staat und Religion zurück. Vor fünf Jahren in Hannover waren Religionsgemeinschaften weit stärker präsent. So stellten sich die beiden grossen Kirchen in einem "Christus-Pavillon" dar. Der "Pavillon der Hoffnung" – ein Projekt der Deutschen Evangelischen Allianz, des CVJM und des Hilfswerkes World Vision – war das offizielle Wahrzeichen der EXPO. Auch der Vatikan, mit dem Papst in der Doppelrolle des weltlichen und kirchlichen Oberhauptes, war durch einen eigenen Pavillon vertreten. Daneben gab es einen Islam-Pavillon und der Himalaya-Staat Nepal präsentierte sich in der Form eines hinduistisch-buddhistischen Tempels.
Von den 127 Millionen Einwohnern Japans sind etwa 1,6 Prozent Christen. Fast 70 Prozent gehören dem Buddhismus und Schintoismus an sowie 24,4 Prozent den aus ihnen hervorgegangenen neuen Religionen.