Logo der Präsidentschaft 2006

Österreichische EU-Ratspräsidentschaft 2006: Kirchen bieten gutes Beispiel für gelingenden Dialog

Wien/Österreich | 15.12.2005 | epd-ö/APD | International

"Die Kirchen in Österreich sind ein gutes Beispiel für den gelingenden Dialog", sagte der lutherische Bischof und designierte Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Mag. Herwig Sturm, bei dem Arbeitsbesuch am 14. Dezember im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten in Wien.

Wie der Evangelische Pressedienst "epd-ö" meldet, traf Bischof Sturm anlässlich der anstehenden Ratspräsidentschaft Österreichs bei der Europäischen Union [vom 01.01. bis 30.06.2006] mit Aussenministerin Dr. Ursula Plassnik zusammen. "In jedem Dialog stecke viel Hoffnung. Die Kirchen möchten etwas beitragen zum Dialog über die Situation der Armen in Europa," betonte der Bischof.

Der Bischof war begleitet von Vertretern des ÖRKÖ, der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und der Kommission der [römisch-katholischen] Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE).

Der Wiener Kardinal Dr. Christoph Schönborn zeigte sich sehr erfreut darüber, dass die Südosteuropafrage ein Schwerpunkt der österreichischen Präsidentschaft sein werde. Die christlichen Kirchen hätten bereits eine Reihe von Initiativen gesetzt, um Südosteuropa näher zu rücken. Der Kardinal verwies auf die Donaukirchenkonsultationen und die Initiativen, die von der vom verstorbenen Wiener Kardinal Franz König 1964 gegründeten Stiftung Pro Oriente ausgehen. In Bezug auf die Türkei bat der Kardinal darum, die Religionsfreiheit "ausdrücklich zu beobachten. "Die jüngsten Nachrichten aus der Türkei sind nicht sehr ermutigend," so der katholische Würdenträger.

Die lutherische Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner betonte: "Die Integrations- und Asylpolitik der EU dürfen nur unter genauer Beachtung der Menschenrechte geschehen". Dazu gehörten beispielsweise die Familienzusammenführung oder dass Kinder nicht von ihren Eltern getrennt werden. Reiner ist auch Mitglied des Zentralausschusses der KEK.

Einen "gerechten Finanzhaushalt der EU" sprach Stefan Lunte von der COMECE an. Dabei ginge es darum, "die wirtschaftlich schlechter gestellten Staaten gerecht zu behandeln". Auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege liege es an, "Rechtsklarheit" zu erreichen, unterstrich Dr. Dieter Heidtmann von der KEK. Hier stünden nicht allein "wirtschaftliche Fragen" im Mittelpunkt: "Es ist den Menschen wichtig, von wem sie gepflegt werden, wenn sie pflegebedürftig werden."

"Wir brauchen einander, um etwas über die EU vertrauensvoll weiterzutragen", betonte die österreichische Aussenministerin Ursula Plassnik. "Daher ist mir der Dialog mit den Kirchen sehr wichtig, und ich bitte sie um ihre Mithilfe, denn wir brauchen glaubwürdige Partner." Es gehe darum, positive Identifikationsmodelle anzubieten wie etwa einen europäischen "Way of Life". Dieses europäische Lebensmodell sei bereits formuliert, etwa im 3. Artikel der Europäischen Verfassung: "Dies müssen wir mit vertrauensvollen Partnern kommunizieren", unterstrich die Aussenministerin. Als Ansprechpartner für die Kirchen nannte Plassnik den Generalsekretär im Aussenamt, Dr. Johannes Cyrle.

Bischof Sturm überreichte in seiner Eigenschaft als designierter Vorsitzender des ÖRKÖ eine Grussadresse des Ökumenischen Rates. Darin heisst es unter anderem, dass die christlichen Kirchen die EU als "einmaliges Friedensprojekt" sehen. Weiters fordern sie, dass die EU "sich nicht abschottet, sondern faire Zugangsregelungen für Asylwerber und Migranten schafft". Als einen wichtigen Beitrag zum Gelingen, zur Erweiterung und zur geistlichen Vertiefung der EU erachten es die Kirchen, für den "Schutz der Schwachen und die Würde aller Menschen einzutreten". Aus diesem Grund "wünschen die Kirchen, dass der im Artikel 52 Absatz 3 des EU-Verfassungsvertrages vorgesehene Dialog mit ihnen schon vorweg eingerichtet und gepflegt wird".

(3828 Zeichen)
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland). Kostenlose Textnutzung nur unter der Bedingung der eindeutigen Quellenangabe "APD". Das © Copyright an den Agenturtexten verbleibt auch nach ihrer Veröffentlichung bei der Nachrichtenagentur APD. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.