"Es ist bedauerlich, dass die Inanspruchnahme des Rechts auf freie Meinungsäusserung die Beziehungen zwischen Menschen vergiftet hat", sagte der Präsident der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Jan Paulsen (Silver Spring, Maryland/USA), angesichts des Konflikts um die Veröffentlichung der umstrittenen Karikaturen über den islamischen Propheten Mohammed. Er rief dazu auf, "die Pressefreiheit verantwortlich zu nutzen".
"Als Siebenten-Tags-Adventisten unterstützen und fördern wir den verantwortlichen Umgang mit dem Recht auf freie Meinungsäusserung", betonte Paulsen. Zu dieser Verantwortung gehöre, besonnen zu handeln sowie andere weder zu beleidigen noch ihren Glauben und ihre Frömmigkeit zu verletzen. "Meinungen können auch ohne den Beigeschmack der Respektlosigkeit geäussert und Auseinandersetzungen ohne den Glauben des anderen zu kränken geführt werden."
Paulsen, ein Norweger, der einige Jahre als Dozent und Rektor an einer adventistischen Hochschule in Afrika in einer völlig anderen Kultur arbeitete, hob den Wert der Vielfalt hervor. Es müsse daran gearbeitet werden, dass Menschen harmonisch zusammenlebten und sich gleichzeitig zum Recht auf Redefreiheit bekennen würden.
"Meine Aufgaben als Oberhaupt einer weltweiten Kirche haben mich in viele Länder geführt. Dabei wurde mir immer wieder der Wert der Vielfalt und die Tatsache bewusst, dass Christen eine Gemeinschaft inmitten von Angehörigen zahlreicher anderer Religionen und Weltanschauungen bilden", so Paulsen. "Deshalb empfehle ich, nach der Goldenen Regel zu leben, die uns auffordert, andere so zu behandeln, wie auch wir behandelt werden möchten. Das würde dazu führen, bei freier Meinungsäusserung, verbunden mit gegenseitiger Höflichkeit und gegenseitigem Respekt, mit allen Menschen in Frieden zu leben "
Die Siebenten-Tags-Adventisten sind eine weltweite christliche Kirche mit über 25 Millionen Gottesdienstbesuchern in 204 Ländern, von denen 93 Prozent ausserhalb der USA und rund 33 Prozent auf dem afrikanischen Kontinent leben.
Auslöser der heftigen Reaktionen waren zwölf Karikaturen über den islamischen Propheten Mohammed in Dänemarks grösster Zeitung "Jyllands-Posten" im September letzten Jahres. Mit einiger Verzögerung erreichte die Nachricht vom dänischen "Tabubruch" die gesamte islamische Welt. Als Reaktion auf die islamischen Ausschreitungen druckten weitere westliche Zeitungen die Karikaturen ab. Islamische Vertreter verteidigen die wütenden Proteste mit dem Blick auf das muslimische Bilderverbot. Danach dürften Gott, Engel und Propheten nicht abgebildet werden. Das Bilderverbot soll vor allem verhindern, dass Abbilder oder Statuen anstelle des wahren Gottes angebetet werden. Bildliche Darstellungen Mohammeds lassen sich aber auch innerhalb des Islam finden. So entstanden im osmanischen Reich bebilderte Biographien des Propheten. Oft, aber nicht immer, ist dabei das Gesicht Mohammeds verdeckt oder so hell erleuchtet, dass die Konturen nicht mehr erkennbar sind.