Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Bagdad ist erneut durch einen Bombenanschlag beschädigt worden. Am Sonntag, dem 29. Januar, beobachtete gegen 15.30 Uhr einer der beiden zum Schutz des Gotteshauses eingesetzten Sicherheitsbeamten, wie ein Auto an der östlichen Seite des Gebäudes einparkte. Als er den Fahrer ansprach, sagte dieser, dass er in einem nahe gelegenen Kiosk nur schnell Zigaretten kaufen wolle. Da dem Wächter das verdächtig vorkam, ging er zurück, um seine Waffe zu holen und Alarm auszulösen. Doch da explodierte das Fahrzeug bereits und verletzte ihn. Dabei gingen auch Fenster und Türen der Kirche zu Bruch. Weil sich niemand in dem Gebäude aufhielt, kamen keine weiteren Menschen zu Schaden.
Bombenanschläge gab es am 29. Januar auch auf die vatikanische Nuntiatur (Botschaft) und eine weitere Kirche in Bagdad sowie auf zwei Gotteshäuser in der nordirakischen Stadt Kirkuk. Dabei sollen insgesamt 16 Menschen getötet und 20 verletzt worden sein. Nach einer Erhebung im letzten Jahr sind rund drei Prozent der Iraker beziehungsweise 800.000 Menschen Christen. 150.000 von ihnen sollen seit 2003 das Land verlassen haben.
Wie der Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten im Irak, Basim Fargo, mitteilte, habe die adventistische Kirchengemeinde in Bagdad die Schäden vergangener Anschläge gerade beseitigt. "Die Regierung hatte sogar Ende letzten Jahres eine Finanzhilfe für die Reparaturen gewährt." Nun sei die Gemeinde wieder mit zerstörten Fenstern und Türen konfrontiert. "Von den ursprünglich rund 500 Siebenten-Tags-Adventisten im Irak haben sich inzwischen 90 Prozent im Ausland in Sicherheit gebracht. Etwa 40 leben noch in Bagdad und zehn in Mossul", sagte Fargo.
Die adventistische Kirche in Bagdad war während des Irakkrieges unversehrt geblieben. Sie wurde erstmals bei dem schweren Bombenanschlag auf das in der Nähe liegende Hauptquartier des Internationalen Roten Kreuzes im Oktober 2003 beschädigt. Weitere Fensterscheiben zerbrachen, als einige Zeit später eine Granate vor der gegenüber liegenden Polizeistation einschlug. Im September 2004 explodierte ein mit 150 Kilogramm Sprengstoff beladenes und vor dem Gemeindezentrum geparktes Auto. Dabei brannten der Gottesdienstsaal und ein Technikraum aus. Die meisten Fensterscheiben an der Straßenseite gingen zu Bruch.
Die Explosion einer in einem Lastwagen versteckten Bombe eines Selbstmordattentäters zog im März 2005 nicht nur das Landwirtschaftsministerium in Bagdad in Mitleidenschaft, sondern auch das etwa 100 Meter entfernt liegende adventistische Gotteshaus. Zwei nach dem letzten Anschlag übrig gebliebene Kirchenfenster wurden dabei zerstört. Im Oktober letzten Jahres explodierten drei Sprengsätze vor dem 250 Meter entfernt gelegenen "Palestine Hotel". Die Druckwellen schleuderten am Kirchengebäude Sperrholzplatten weg, welche die durch frühere Anschläge zertrümmerten Buntglasscheiben bedeckten, und zerstörten die große Glasscheibe, die den Mutter-und-Kind-Raum von dem Gottesdienstraum trennt. Bei all diesen Anschlägen habe es laut Fargo nur Sachschäden gegeben, da keine Veranstaltungen in der Kirche stattgefunden hätten. Jetzt sei erstmals ein Sicherheitsbeamter verletzt worden.