Das neue syrisch-orthodoxe Oberhaupt für die Schweiz und Österreich, Erzbischof Mor Dionysios Isa Gürbüz, hat bei seinem ersten grossen Gottesdienst in der Kirche St. Brigitta in Wien die zentrale Bedeutung der Familie betont. Der syrisch-orthodoxe Erbischof unterstrich die aktuelle Bedeutung des Evangeliums in der Welt von heute, die von der Sorge um den Frieden, um die Abwehr des Terrors und die Überwindung des Hungers geprägt sei.
Mor Dionysios betonte, dass die Familien der eigentliche Reichtum Europas sind. Daher müsse der menschlichen und christlichen Erziehung der Kinder besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der wahre Friede werde in den Familien gelehrt, so der Bischof. Mor Dionysios betonte zugleich, wie wichtig es sei, dass die Immigranten integriert werden: "Wir müssen mit allen Menschen in Liebe und Solidarität leben".
Der syrisch-orthodoxe Erzbischof erinnerte daran, dass Jesus bei seinen Besuchen in Syrien, in Sur (Tyrus) und Saida (Sidon), die Mauern zwischen den Menschen zum Einsturz gebracht hatte. Daher müsse jeder Christ "immer Gefühle der Nächstenliebe für alle" hegen.
In diesem Zusammenhang hob Mor Dionysios die Bedeutung der ökumenischen Bewegung hervor. Er dankte der römisch-katholischen, der evangelischen und der orthodoxen Kirche in Österreich für die freundschaftliche Zuwendung zu den syrisch-orthodoxen Christen. Dabei erwähnte der Bischof auch den Beitrag der von Kardinal Franz König begründeten Wiener Stiftung "Pro Oriente" für die Einheit der Christen.
Der Wiener syrisch-orthodoxe Chorbischof Emmanuel Aydin konnte beim ersten Auftritt des neuen Bischofs seiner Kirche für die Schweiz und Österreich den armenisch-apostolischen Erzbischof Mesrob Krikorian, den koptisch-orthodoxen Bischof Anba Gabriel, den evangelisch-lutherischen Bischof und Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ), Herwig Sturm sowie den "Pro Oriente"-Präsidenten Hans Marte begrüssen.
Für das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur nahm Ministerialrat Dr. Anton Stifter vom Kultusamt an der Begegnung teil. Das staatliche Kultusamt in Österreich hat eine informative und beratende Aufgabe soweit andere Ministerien, Landesregierungen, Gerichte, Behörden und Ämter bei der Vollziehung ihrer Vorschriften mit Religionsgemeinschaften in Kontakt kommen oder religiös/weltanschauliche Angelegenheiten der Staatsbürger berührt werden.
In der Schweiz feierte der neue syrisch-orthodoxe Erzbischof Mor Dionysios Isa Gürbüz zusammen mit fünf Priestern bereits am 19. Februar in der Pfarrkirche Schwyz einen Einführungsgottesdienst, zu dem die syrisch- orthodoxen Gemeinden in der Schweiz einladen waren.
Die syrisch-orthodoxe Kirche gehört zur altorientalischen Kirchenfamilie, die sich nach dem Konzil von Chalkedon im Jahr 451 allmählich von der allgemeinen Kirche getrennt hat. Zu dieser Kirchenfamilie gehören mit der syrisch-orthodoxen Kirche auch die koptisch-orthodoxe Kirche, die armenisch-apostolische Kirche, die indisch-orthodoxe Kirche und die äthiopisch-orthodoxe Kirche. Die Stiftung "Pro Oriente" in Wien hat durch die so genannten "Lainzer Konsultationen" einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der theologischen Missverständnisse zwischen der römisch- katholischen Kirche und den altorientalischen Kirche geleistet.
Die Zahl der syrisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich wird auf mindestens 15.000 geschätzt.
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Lebenslauf von Mor Dionysios Isa Gürbüz, Bischof für die Schweiz und Österreich
Mor Dionysios Isa Gürbüz wurde 1964 in Kfarze, im Tur Abdin (dem "Berg der Gottesknechte" im südöstlichen Anatolien) geboren. Nach dem Besuch des türkischen Lyzeums in Midyat wurde er 1985 Mönch. 1989 wurde er nach Damaskus geschickt und lehrte am Theologischen Seminar Mor Ephrem vor allem Syrisch und die liturgischen Fächer. 1991 wurde er von Patriarch Ignatios Zakka I. Iwas zum Priester geweiht. 1993 ernannte ihn der Patriarch zum Spiritual des Seminars; 1996 wurde er zum Bischof geweiht und zum Sekretär des Patriarchen berufen. Später wurde er syrisch-orthodoxer Bischof für Deutschland, eine Funktion, die er bis zum Februar 2006 inne hatte. Neben dem Syrischen spricht der Bischof Türkisch, Kurdisch, Arabisch und Englisch.