Evangelisches Pilotprojekt soll theologische Grundfragen klären
Das Internet ist in den letzten zehn Jahren zu einem Ort der Begegnung von Menschen mit Themen des christlichen Glaubens geworden. Die evangelischen Kirchen nutzen seitdem das world wide web besonders um Menschen zu informieren und auf Fragen zu antworten. Darüber hinaus werden im kirchlichen Internetangebot die Gesprächspartner zu Glaubensfragen und die Seelsorgeangebote häufig angefragt. In einem Pilotprojekt soll nun der Frage nachgegangen werden, wie weit Online-Gemeinschaften, die sich im Umfeld einzelner evangelischer Internet-Angebote entwickelt haben, als tragende und verbindliche Gemeinschaften erlebt werden können. Dem Vorschlag ein Pilotprojekt "Internet als gemeinschaftsstiftendes Medium" zu starten, hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf seiner Sitzung am vergangenen Wochenende zugestimmt.
"Die Menschen stellen im Internet die Frage nach Gott," so Johannes Friedrich, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und Mitglied im Rat der EKD. Trotz aller Anonymität, die im Internet die Kommunikation prägt, erweisen sich nach ersten Erfahrungen Begegnungen im Internet als tragfähig. Intensive persönliche Gespräche sind möglich. Ungeklärt ist bisher, wie die unverbunden nebeneinander existierenden Gemeinschaften theologisch zu verstehen sind. Ob diese virtuelle Gemeinschaften auch Teil des lebendigen Miteinanders der Kirche sind und wie dann eine Online-Gemeinschaft zu einem missionarischen Sammelpunkt einzelner Menschen werden kann, wurde bisher nicht untersucht. Das Pilotprojekt soll nun Aufschluss geben, wie Menschen, die sich im weltweiten Netz im christlichen Glauben verbunden fühlen, sich zur Kirche gehörig fühlen. "Der Kirche eröffnet sich mit dem Projekt die Chance, gerade auch mobil lebende Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, die am Leben der Ortsgemeinde vielleicht nicht teilnehmen können," so der bayerische Landesbischof weiter. Der Rat der EKD hat ihn gebeten, die Schirmherrschaft über das im Sommer startende Pilotprojekt zu übernehmen. In dem auf zwei Jahre angelegten Pilotprojekt sollen ekklesiologische und liturgische Grundfragen in Bezug auf Online-Gemeinschaften ausgelotet und theologisch geprüft werden.