Jedes Jahr sterben 50'000 Menschen in den USA an den Folgen des Passivrauchens. Das geht aus dem am 27. Juni in der US-Hauptstadt Washington vorgestellten Bericht des Leiters des "United States Public Health Service" (USPHS) hervor, der zu allen Angelegenheiten der Gesundheitsfürsorge der US-Regierung Stellung nimmt.
Dem US-Bericht zufolge haben Passivraucher ein bis zu 30 Prozent höheres Risiko von Herzerkrankungen und Lungenkrebs. Passivrauchen erhöhe bei Kindern das Risiko von plötzlichem Kindstod, Atemwegsinfektionen, Ohrproblemen und Asthma, hiess es. Bei Kindern, deren Eltern rauchen, wüchsen auch die Lungen langsamer.
Die Hälfte aller Nichtraucher in den USA ist der Untersuchung zufolge regelmässig Tabakrauch ausgesetzt. Dieser Rauch enthalte mehr als 50 Stoffe, die Krebs verursachen könnten. Selbst Menschen, die nur kurze Zeit Tabakrauch inhalierten, müssten mit nachteiligen Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem und einem höheren Krebsrisiko rechnen. Selbst modernste Belüftungsanlagen könnten die Gefahr des Passivrauchens nicht vollständig bannen. Ein Rauchverbot in Innenräumen sei deshalb der einzige Weg, Nichtraucher zu schützen.
Nach Schätzung der US-Gesundheitsbehörden sterben in den Vereinigten Staaten jedes Jahr durch Passivrauchen rund 3'400 Nichtraucher an Lungenkrebs und 46'000 an verschiedenen anderen Krankheiten. Darüber hinaus stehe Tabakrauch mit 430 Fällen von plötzlichem Kindstod in Verbindung.
Nach neuesten Schätzungen sollen in Deutschland jährlich mehr als 3'300 Personen an den Folgen des Passivrauchens sterben, hauptsächlich infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
In Deutschland kommen nach DKFZ-Schätzungen mehr als 40 Millionen Nichtraucher zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit als Passivraucher mit Schadstoffen in Kontakt. Allein am Arbeitsplatz seien noch immer etwa 8,5 Millionen Nichtraucher dem Tabakrauch ausgesetzt, hiess es in einem im Dezember 2005 veröffentlichten Bericht. Die Gesundheitspolitiker von Bund und Ländern beraten Ende dieser Woche in Dessau über ein umfassendes Rauchverbot in Gaststätten, in öffentlichen Bereichen und am Arbeitsplatz.
Für die Schweiz ergibt eine vorsichtige, auf diesen Ergebnissen basierende Schätzung, dass jedes Jahr mehrere hundert Personen infolge des Passivrauchens sterben. Zum Vergleich: für das Jahr 2004 weist die Betäubungsmittelstatistik des Bundesamtes für Polizei 182 Drogentote in der Schweiz aus.
In der Schweiz ist ein Viertel der Nichtraucherinnen und Nichtraucher täglich während mindestens einer Stunde dem Passivrauchen ausgesetzt. 86% der Nichtraucherinnen und Nichtraucher zwischen 14 und 65 Jahren rauchen passiv in öffentlichen Räumlichkeiten, und eine Mehrheit fühlt sich dadurch erheblich belästigt. 26% der Bevölkerung meiden gewisse öffentliche Lokale aus diesem Grund.
Gesundheitsschäden durch Tabakkonsum verursachen in der Schweiz jährlich Gesamtkosten (wie z.B. für ärztliche Behandlungen, Arbeitsausfälle, Invalidität und vorzeitigem Tod) von 5 Milliarden Schweizer Franken. In dieser Zahl sind die Auswirkungen des Passivrauchens jedoch nicht berücksichtigt. Es fehlt eine Studie über die Kosten des Passivrauchens in der Schweiz, und nur wenige ausländische Forschungsarbeiten haben sich dieser Frage angenommen. Diese ausländischen Studien verwendeten sehr unterschiedliche Berechnungsmethoden. Als grobe Einschätzung können die Kosten des Passivrauchens mit etwa 10% der Kosten infolge des Aktivrauchens angegeben werden. Auf die Schweiz bezogen würde dies für die Gesellschaft Kosten in Höhe von rund einer halben Milliarde Schweizer Franken bedeuten.