Die Anfang 2007 in China offiziell verbreitete Nachricht, dass die Zahl der Angehörigen der Religionen in der Volksrepublik China viel grösser sei, als bisher angenommen, wird unter China-Kennern als eine gewisse "Sensation" bezeichnet. Wie der Informationsdienst "China Heute" in Sankt Augustin (Deutschland) berichtet, hat China nach einer neuen Statistik zwischen 300 bis 400 Millionen gläubige Menschen; 31,4% der Chinesen im Alter über 16 glaubten an eine Religion. 67,4% der gläubigen Menschen bekennen sich zu den fünf Hauptreligionen: Daoismus, Buddhismus, Katholizismus, Protestantismus und Islam. Der Rest bekenne sich zur traditionellen chinesischen Volksreligiosität, was gleichzeitig ein Zeichen ihrer grossen Revitalisierung ist.
Die von der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua und vom chinesischen Staatsfernsehen veröffentlichten neuen Zahlen sind das Ergebnis einer Erhebung, die von den Professoren Tong Shuun und Liu Zhongyu von der Shanghaier Lehrer-Universität unter 4.500 Personen durchgeführt wurde.
Die chinesische Regierung hielt bis heute an der offiziellen Zahl von 100 Millionen gläubigen Menschen fest. Die Tatsache, dass die neuen Zahlen (300 bis 400 Millionen) auch während einer Sitzung der Politischen Konsultativkonferenz Anfang März erwähnt wurden, verleiht dieser Erhebung einen halboffiziellen Charakter.
Besondere Aufmerksamkeit verdient nach der Shanghaier Meinungsumfrage das Wachstum des Christentums. Nach offiziellen Angaben gab es im Jahre 2005 rund 16 Millionen Christen, die Untersuchung von Tong und Liu ergaben jedoch, dass sich 12% aller Gläubigen zum Christentum bekennen; das sind 40 Millionen Menschen.
Die beiden Forscher fragten auch nach den Gründen der Religionszugehörigkeit: 24,1% der Befragten sagten, dass die Religion „den wahren Weg des Lebens“ zeige, 28% meinten, dass die Religion helfe, Krankheiten zu heilen, Unheil zu vermeiden und das Leben besser zu meistern. Diese Meinungen kämen zwar überwiegend bei der Landbevölkerung zum Ausdruck, doch seien sie keineswegs – so Professor Liu – mit der Armut verbunden, denn die Befragten wohnten in den mehr entwickelten Küstenregionen. Liu schreibt die wachsende Religiosität der Religionsfreiheit im Lande sowie den sozialen Problemen zu, mit denen die Menschen in der sich schnell verändernden Zeit konfrontiert würden. Dies betreffe besonders die Jugendlichen, denn das Wachstum der Religiosität unter ihnen sei seit dem Jahr 2000 besonders auffallend. Bei früheren Erhebungen waren die meisten Gläubigen über 40 Jahre alt. Die neue Umfrage ergab, dass 62% von 1.435 befragten Gläubigen zwischen 19 und 39 waren. Nur 9,6% waren 55 Jahre oder älter. Diese Altergruppe war – so Professor Liu – in den 1950er Jahren Atheisten. 72% der Befragten sagten. Sie seien glücklicher, nachdem sie gläubig geworden seien. Die Untersuchung ergab ferner, dass Religiosität eindeutig zur Entwicklung der harmonischen Gesellschaft positiv beitrage, indem sie zum Beispiel die Kriminalitätsrate zu senken helfe.
Regierungsstellen in Beijing halten jedoch an der offiziellen Zahl von 16 Millionen Protestanten und 5 Millionen Katholiken fest. In einem Bericht des amerikanischen Kongresses ist hingegen von 30 bis 100 Millionen Protestanten in China die Rede und auch davon, dass nach einer internen Studie der Kommunistischen Partei Chinas mittlerweile nicht weniger als 20 Millionen der 60 Millionen Mitglieder der chinesischen Kommunistischen Partei an "religiösen Praktiken" teilnehmen.
Nach Angaben des Chinesischen Statistischen Amtes vom 1. März 2007 betrug die Einwohnerzahl 1.314.480.000 Menschen. Die Hälfte der Bevölkerung ist männlich, und bei den Geburten im Jahre 2006 war das Verhältnis von Jungen und Mädchen 119 zu 100. Die Disproportion der Geschlechter wächst ständig weiter. 60% der Chinesen leben auf dem Lande. Nach amtlichen Prognosen sollen im Jahre 2010 rund 50% der chinesischen Bevölkerung in den Städten leben.