Bei einem brutalen Überfall auf ein kleines christliches Verlagshaus in der südosttürkischen Stadt Malatya sind am 18. April drei Menschen ermordet worden. Unter den drei Männern sei auch ein Deutscher, teilte der Provinzgouverneur Halil Ibrahim Dasöz den Medien mit. Ein vierter Mann sei nach einem Sprung oder Sturz aus dem Fenster verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden. Der Verlag habe christliche Literatur und Kreuze verkauft und sei deshalb bedroht worden.
Schockiert über die Morde an den drei Christen in der Türkei haben sich Kirchenvertreter und Politiker in Deutschland geäussert.
Mehrere Täter drangen am 18. April in Malatya in ein Gebäude ein, in dem ein kleiner christlicher Verlag untergebracht ist. Sie fesselten ihre Opfer an Händen und Füssen und schnitten ihnen die Kehlen durch. Die Angreifer töteten einen Deutschen und zwei Türken.
Nach Angaben des TV-Senders CNN-Turk nahm die Polizei inzwischen sechs Verdächtige fest. Mehrere Nachrichtenagenturen sprechen von vier Verdächtigen. Die Opfer waren Mitarbeiter des Zirve-Verlags, der Bibeln, Bibelteile und andere christliche Literatur sowie Devotionalien verbreitet. Das Verlagshaus wurde bereits vor sechs Jahren gegründet, seit 2001 trägt es den Namen Zirve. Der Verlag war nach Angaben seines Besitzers Hamza Özant wiederholt von türkischen Nationalisten bedroht worden. Diese werfen dem Verlag vor, Bibeln zu verteilen und damit "missionarisch" tätig zu sein.
Der Ratsvorsitzende des Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber (Berlin), reagierte "erschüttert" auf die Bluttat: "Dass auch ein Christ aus Deutschland unter den Opfern ist, bringt uns das Geschehen besonders nahe." Anlass des grauenhaften Geschehens sei, dass der Verlag in der Osttürkei Bibeln verteile. Dieses "Wort des Lebens" anderen anzubieten, dürfe niemals Grund dafür sein, Menschen an Leib und Leben zu bedrohen. "Unser tiefes Mitgefühl und unser Gebet gilt denen, die um die Opfer trauern", so Huber.
Mit "Entsetzen" hat der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier auf den Überfall auf das christliche Verlagshaus in der Türkei reagiert. "Ich verurteile diese furchtbare Tat auf das Schärfste", erklärte er am Rande seines Besuchs in Panama. "Die Umstände dieser Tat müssen vollständig ans Licht gebracht werden", forderte Steinmeier.
Der Vorsitzende des Europaausschusses des deutschen Bundestages, Matthias Wissmann, sagte der Nachrichtenagentur epd, die schreckliche Tat zeige, dass der Respekt vor den christlichen Minderheiten in der Türkei keineswegs selbstverständlich sei.
Der menschenrechtspolitische Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im deutschen Bundestag, Volker Beck, nannte den Anschlag "erschreckend und von beispielloser Brutalität". Er forderte die islamische Geistlichkeit auf, "deutlich zu machen, dass Glaubenswechsel und Missionierung, also das Werben für den eigenen Glauben, als Teil der Glaubensfreiheit für alle Glaubensgemeinschaften gleichermassen unveräusserlicher Teil der Menschenrechte" seien. In der Türkei ist es in den vergangenen Monaten wiederholt zu Attentaten auf Christen gekommen. Im Februar 2006 erschoss ein Jugendlicher einen römisch-katholischen Priester in der Stadt Trabzon am Schwarzen Meer. Anfang dieses Jahres ermordete ein junger Nationalist den aus Malatya stammenden armenisch-türkischen Publizisten Hrant Dink.