Die Ermordung von drei Christen in der südosttürkischen Stadt Malatya hat die Behörden alarmiert. Wie der Vorsteher der Siebenten-Tags-Adventisten in der Türkei, Erkin Altinkaynak, mitteilte, werde das adventistische Gemeindezentrum im Istanbuler Stadtteil Taksim von der Polizei rund um die Uhr bewacht. Die Gemeinde habe für die Beamten einen Aufenthaltsraum eingerichtet und stelle ihnen Tee und Wasser zur Verfügung. Auch die dortigen Adventisten seien nach dem brutalen Überfall auf das kleine christliche Verlagshaus in Malatya sehr beunruhigt. Die Anwesenheit der Polizei helfe immerhin zur Entspannung der Lage.
Am 18. April drangen mehrere Täter in Malatya in ein Gebäude ein, in dem der kleine christliche Verlag "Zirve" untergebracht ist. Sie fesselten ihre Opfer, den 46jährigen Deutschen Tilmann G. und zwei Türken, und schnitten ihnen die Kehle durch. Der Verlag hatte Bibeln, christliche Literatur und Kreuze verkauft. Er sei nach Angaben seines Besitzers Hamza Özant wiederholt von türkischen Nationalisten bedroht worden. Sie hätten dem Verlag vorgeworfen, missionarisch tätig zu sein und damit die Einheit des Landes zu untergraben. Die Polizei nahm inzwischen mehrere Verdächtige fest.
Über die Bluttat entsetzt zeigte sich der Vorsitzende der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, Pastor Klaus van Treeck (Hannover). "Die Bibel ist ein Buch des Lebens, das den Menschen die Liebe und den Frieden Gottes verständlich machen möchte", betonte er. Es sei daher erschütternd, dass Christen, darunter ein deutscher Familienvater mit drei Kindern, im 21. Jahrhundert wegen diesem Buch sterben mussten. Das zeige, wie notwendig die Botschaft der Bibel über Versöhnung, gegenseitige Achtung und Akzeptanz sei. "Wir denken aber auch an jene, die den Ermordeten nahestanden und um sie trauern."
Unter den mehr als 71 Millionen Einwohnern der muslimisch geprägten Türkei bilden die Christen, deren Zahl auf über 100.000 geschätzt wird, eine geringe Minderheit. Die meisten gehören orthodoxen Kirchen an. Im Land leben etwa 100 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten in vier Gemeinden.