Der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Jesuitenpater Federico Lombardi, hat bei einer Begegnung mit österreichischen Medienvertretern, die unter Führung des Grazer Bischofs und Referent für Medienfragen der österreichischen Bischofskonferenz, Egon Kapellari in Rom waren, in der Vorwoche die Beweggründe für die Aufhebung der Exkommunikation der vier lefebvrianischen Bischöfe noch einmal klargestellt. Bei den Lefebvrianern sei die Sorge des Papstes, dass diese "illegal, aber gültig" geweihten Bischöfe eine Parallelkirche aufbauen. Daher wollte der Papst einen ersten Schritt setzen und mit der Aufhebung der Exkommunikation "die Hand zum Gespräch reichen". Diese Aufhebung der Exkommunikation bedeute aber keine "Rehabilitierung", sondern den Anfang eines Gesprächsprozesses. In den Gesprächen mit der "Pius-Bruderschaft" gehe es jetzt um die volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Autorität der Päpste ab Johannes XXIII. als Vorbedingung für eine Rückkehr der "Pius-Bruderschaft" in die katholische Kirche.
Pater Lombardi wies gleichzeitig darauf hin, dass man keinen Vergleich zwischen den Lefebvrianern und etwa der "Befreiungstheologie" ziehen könne. Bei den Lefebvrianern bestehe wegen des Aufbaus einer eigenen Hierarchie die Gefahr der Entstehung einer Parallelkirche; die "Befreiungstheologen" hätten keinerlei Schritte in diese Richtung unternommen.
Nach Ansicht des deutschen Philosophen Robert Spaeman wolle Benedikt XVI. als Papst in die Geschichte eingehen, der Spaltungen aufhebe und sie nicht noch vertiefe. Genau dabei aber sei man dem Papst "mit einer beispiellosen Medienkampagne in die Quere gekommen und redet davon, er umarme die Traditionalisten und gehe rückwärts anstatt vorwärts", kritisierte Spaemann in der der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Während viele andere Beobachter nicht daran glaubten, dass die "Pius-Bruderschaft" zu einem sachlichen Dialog bereit sei, gehe Spaemann davon aus, dass es bald Gespräche geben werde. Der "Knackpunkt" dabei, so der Philosoph wörtlich, liege in der Erklärung des Konzils über die Religionsfreiheit: "Sie ist der grösste 'Stein des Anstosses', deswegen müssen die Gespräche, die jetzt bevorstehen, sich darauf beziehen". In Fragen der Liturgie dagegen sei der Papst den Lefebvrianern "ja aus vollem Herzen entgegengekommen". Denn er sei der Meinung, "dass die alte Liturgie nicht einfach verboten gehört".
Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, erklärte in einen Interview mit dem "Deutschlandfunk" es sei "unglücklich", dass der Klärungsprozess mit der Leugnung des Holocausts durch den lefebvrianischen Bischof Richard Williamson gekoppelt gewesen sei. Das sei eine eigene Tragödie, so Lehmann. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn der Papst zuerst die verbindlichen Bedingungen formuliert hätte, unter denen eine Aufhebung der Exkommunikation vollzogen werden könne, so Lehman weiter. Dazu gehöre etwa die volle Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils, betonte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Er könne als Bischof den Papst verstehen, der "einfach niemand verlieren möchte" und deshalb auch bereit sei, etwas zu riskieren. Durch die Aufhebung der Exkommunikation habe er dies gezeigt. "Wenn er aber darauf im Grunde genommen von den Lefebvrianern nur höhnische Antworten bekommt, dann ist eigentlich die Entscheidung schon gefallen", so Kardinal Lehmann wörtlich.