Mit den Perspektiven des christlich-islamischen Dialogs in den protestantischen Kirchen Europas beschäftigte sich die 46. Jahrestagung des Evangelischen Arbeitskreises für Konfessionskunde in Europa vom 16. bis 19. April in Antwerpen (Belgien).
Schon im Anspruch des christlich-islamischen Dialogs an sich liege nach Meinung der drei Referenten der Tagung eine Spannung. Weder seien einzelne christliche Konfessionen repräsentativ für alle Kirchen, noch biete sich auf islamischer Seite in den Ländern Europas ein autorisierter Gesprächspartner an. Selbst die formale Autorität der Al-Azar-Universität in Kairo sei im Islam letztendlich genauso wenig verbindlich für alle Beteiligten des Dialogs wie Stellungnahmen einer einzelnen Kirche für andere christliche Konfessionen. So habe sich der Grundsatz herausgebildet, mit dem jeweils direkten Nachbarn in den Dialog einzutreten – in Deutschland vorrangig mit dem sunnitischen Islam türkischer Prägung.
Die Vielfalt des Dialogs stelle nach Ansicht von Dr. Jochen Kramm (Wien) eine wünschenswerte Erweiterung dar. Der Referent der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) unterschied dabei zwischen einfachen Gesprächsmodellen und einem ergebnisoffenen und die Wahrheitsfrage offen lassenden Dialog. Gleichzeitig werde ein interreligiöser Dialog, so Kramm, unter dem Kennzeichen des Zeugnisgebens immer auch einen einladenden Charakter haben müssen.
Alternative Dialogkonzepte stellten der baptistische Dozent Dr. Peter F. Penner aus Prag und Dr. Jaap Hansum vom Bijbelhuis Antwerpen dar. In den missionarisch ausgerichteten Dialogkonzepten stehe das Zeugnis an erster Stelle. Das schliesst aber keineswegs eine hohe soziale Verpflichtung dem Einzelnen gegenüber aus. Der missionarische Dialogansatz sei dabei eher typisch für Minderheitskirchen. Die grossen Konfessionskirchen betrieben aus ihrer zivilgesellschaftlich stabilisierenden Funktion heraus weitgehend offenere Formen des Dialogs.
An der 46. Jahrestagung des Evangelischen Arbeitskreises für Konfessionskunde in Europa (EAKE) nahmen Delegierte aus zwölf europäischen Ländern teil, die 21 Kirchen, Freikirchen und ökumenische Institutionen repräsentierten. Der EAKE begleitet seit 1962 ökumenische Dialogprozesse der protestantischen europäischen Kirchen und gilt als einer der Wegbereiter der Leuenberger Konkordie von 1973, ein grundlegendes Dokuments der innerprotestantischen europäischen Einheit. Der EAKE wird getragen vom Evangelischen Bund in Deutschland und Österreich, dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Ungarn und dem Maatschepej van Welstrant (Niederlande) in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).