In der deutschen Bundeshauptstadt Berlin wird Religion weiterhin kein reguläres Schulfach sein. Ein Volksentscheid zur Aufwertung des bislang freiwilligen Religionsunterrichts scheiterte.
Für die Initiative "Pro Reli" stimmten nur 14,2 Prozent der Berliner Wahlberechtigten, wie der Landeswahlleiter mitteilte. Für einen Erfolg hätten aber 25 Prozent der Wahlberechtigten mit Ja stimmen müssen.
48,5 Prozent der Wahlgänger antworteten auf die Frage "Sind Sie für Religion als ordentliches Schulfach?" mit JA, dagegen sprachen sich 51,3 Prozent aus. Insgesamt beteiligten sich 29,2 der Wahlberechtigten an der Abstimmung.
Die Initiative "Pro Reli" wollte erreichen, dass der bislang auf freiwilliger Basis und von den Kirchen erteilte Religionsunterricht in Berlin wie in den meisten anderen Bundesländern zum regulären Schulfach wird. Nun bleibt es beim Pflichtfach Ethik für alle Schüler ab der 7. Klasse.
Offenbar hätten es die Kirchen nicht geschafft, ihre Mitglieder für ihr Anliegen zu mobilisieren, so Landeswahlleiter Andreas Schmidt von Puskás. Die Mitgliederzahlen der Kirchen geben ihm recht: 981 000 Berliner gehören der evangelischen oder römisch-katholischen Kirche an. Für einen Wahlpflichtbereich Ethik/Religion stimmten am Sonntag aber nur 346 119 wahlberechtigte Bürger.
Nach dem Scheitern der Initiative "Pro Reli" strebt der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin–Brandenburg, Wolfgang Huber, neue Gespräche mit dem Berliner Senat an. Die tiefe Kluft, die sich zwischen Befürwortern und Gegnern aufgetan habe, habe ihn "in dieser Massivität überrascht", betonte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegenüber dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Er sei für Verständigung offen.
Huber erinnerte daran, dass die Kirchen selbst einen Ethikunterricht vorgeschlagen hätten, als der Berliner Senat noch dagegen gewesen sei. Zugleich betonte er, dass die regierenden Parteien einen echten Werteunterricht im Fach Ethik zugesichert hätten. Das gelte es kritisch zu analysieren.
Der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Niederlage der Berliner Initiative "Pro Reli" bedauert. Er appellierte an den Berliner Senat nach einem Modell religiös-weltanschaulicher Bildung zu suchen, "das der Religionsfreiheit besser Rechnung trägt und von einem breiten Konsens in der Gesellschaft getragen wird". Dies sollte gemeinsam mit der Bürgerinitiative, den christlichen Kirchen, der Jüdischen Gemeinde und den muslimischen Verbänden geschehen. Allerdings seien niemals zuvor Glaube und Religion so ausdrücklich präsent in den Strassen und in den Debatten der Stadt gewesen, wie in den vergangenen Monaten, erklärte Zollitsch.