Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) wird vom 26. August bis 2. September 2009 im Ökumenischen Zentrum in Genf (Schweiz) tagen. In dieser Sitzungsperiode wählt der Zentralausschuss auch einen neuen Generalsekretär und wird über den Tagungsort und die Gestaltung der 10. Vollversammlung des Rates beschliessen. Die nächste Vollversammlung soll "alle christlichen Kirchen zusammenbringen und ökumenischen Partnerorganisationen mehr Raum bieten". Der ÖRK-Zentralausschuss, der alle 12-18 Monate tagt, ist das wichtigste Entscheidungsorgan des Rates zwischen den Vollversammlungen.
Kandidaten für das Amt des ÖRK-Generalsekretär sind der Leiter des Auslands- und Ökumenerates der lutherischen Kirche in Norwegen, Olav Fykse Tveit sowie der reformierte südkoreanische Theologieprofessor Park Seung-won. Der amtierende Generalsekretär, der kenianische Methodistenpfarrer Samuel Kobia, hatte im vergangenen Jahr überraschend auf eine zweite Amtszeit verzichtet. Die Entscheidung über seine Nachfolge während des ÖRK-Zentralausschusses könnte nach Ansicht von Beobachtern knapp ausfallen.
Der leicht favorisierte Norweger Fykse Tveit gilt als Kandidat der protestantischen Kirchen aus den westlichen Ländern sowie der Orthodoxie, während der Befreiungstheologe Park eher die Stimmen der Kirchen aus den Entwicklungsländern erhalten dürfte. Tveit ist seit vielen Jahren in der Ökumene engagiert und gehört der wichtigen ÖRK-Kommission "Glaube und Kirchenverfassung" (Faith and Order) an.
Im vergangenen Jahr kandidierte er erfolglos für einen Bischofssitz in seiner norwegischen Heimat. Park lehrt gegenwärtig an der Youngnam Theological University. Zuvor war er unter anderem Exekutivsekretär des Reformierten Weltbundes (RWB), mit Sitz in Genf.
Zum Ökumenischen Rat der Kirchen, auch Weltkirchenrat genannt, gehören derzeit 349 Kirchen und kirchliche Gemeinschaft aus 110 Ländern. Sie repräsentieren weltweit rund 560 Millionen Christen. Viele der kleineren Kirchen der evangelikalen und pfingstlichen Traditionen sind keine Mitglieder des ÖRK. Auch christliche Weltgemeinschaften, wie die römisch-katholische Kirche, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Heilsarmee (sie trat 1978 aus), gehören dem Ökumenischen Rat der Kirchen nicht an, unterhalten aber Kontakte, da sie als Berater und Beobachter an seinen Sitzungen und Konferenzen teilnehmen.