Papst Benedikt XVI. hat die Weltgemeinschaft zu einer radikalen ökologischen Wende und zu einem erneuerten "Bund zwischen Mensch und Umwelt" aufgerufen. Laut Kathpress fordert der Papst in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2010 die Menschen auf, "zu einem neuen Lebensstil zu finden" und die "Logik des Konsums" hinter sich zu lassen. Natur und Umwelt zu schützen, um eine Welt des Friedens aufzubauen, sei die Pflicht eines jeden Menschen, betont das Oberhaupt der katholischen Kirche. Das eindringliche Plädoyer mit dem Titel "Willst du den Frieden fördern, so bewahre die Schöpfung" wurde am 15. Dezember im Vatikan veröffentlicht.
Der missbräuchliche Umgang mit der Erde und den von Gott geschenkten Gütern sei nicht weniger besorgniserregend als Krieg und Terrorismus, schreibt Benedikt XVI. Angesichts von Phänomenen wie dem globalen Klimawandel, der Ausbreitung von Wüsten und dem Artensterben sei jede Gleichgültigkeit "unverantwortlich". Warnend verweist der Papst auch auf drohende Konflikte um Trinkwasser und natürliche Ressourcen, auf die Abholzung von Regenwäldern und eine steigende Zahl von Flüchtlingen aufgrund von Umweltschäden. "Wir alle sind für den Schutz und die Bewahrung der Schöpfung verantwortlich", so der Papst.
Die globalen Probleme hätten ihre Ursache in der "Verweigerung vieler, verantwortungsbewusst mit der Natur umzugehen". Dabei kritisiert Benedikt XVI. sowohl fehlenden politischen Weitblick als auch kurzsichtige Wirtschaftsinteressen. Notwendig sei es, die moralischen Werte in Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft wiederzuentdecken.
Echte globale Solidarität ist notwendig
"Die ökologische Frage ist nicht nur im Hinblick auf die fürchterlichen Perspektiven anzugehen, die sich durch die Umweltschäden am Horizont abzeichnen. Sie muss vor allem von der Suche nach einer echten Solidarität in weltweitem Umfang getragen sein, die durch die Werte der Liebe, der Gerechtigkeit und des Gemeinwohls inspiriert wird", betont der Papst. Die ökologische Verantwortung müsse über "selbstsüchtige nationalistische Interessen" hinausgehen.
Nachdrücklich mahnt der Papst zur Nachhaltigkeit. Gerade die Industriestaaten müssen nach seinen Worten den Energiebedarf reduzieren, umweltverträgliche Energiequellen suchen und eine gerechte Neuverteilung der weltweiten Ressourcen fördern. Ausdrücklich befürwortet Benedikt XVI. eine Förderung der Solarenergie. Die ökologische Krise biete eine "historische Gelegenheit", die Entwicklungspolitik an ganzheitlichen Massstäben neu auszurichten. Zwischen Massnahmen gegen den Klimawandel und der Armutsbekämpfung müsse es Synergien geben, betont der Papst.
"Nicht zu Lasten zukünftiger Generationen"
"Die Kosten, die sich aus dem Gebrauch der Umweltressourcen ergeben, dürfen nicht zu Lasten der künftigen Generationen gehen", so Benedikt XVI. Die Industrieländer erinnert er an ihre historische Verantwortung für die gegenwärtige Krise. Es müsse "weniger eigennützige Rechnungen" in Entwicklungshilfe und Wissenstransfer geben. Dabei ruft er auch die Entwicklungs- und Schwellenländer selbst in die Pflicht.
"Wenn der Mensch nicht seine Rolle als Mitarbeiter Gottes erfüllen, sondern die Stelle Gottes einnehmen will, ruft er dadurch schliesslich die Auflehnung der Natur hervor, die von ihm mehr tyrannisiert als verwaltet wird", betont Benedikt XVI. Auch in der Ökologie müsse ein Wertunterschied zwischen dem Menschen und den übrigen Lebewesen im Blick bleiben. Der Papst wendet sich dabei gegen einen "Pantheismus mit neuheidnischen Akzenten", der mit der Umweltbewegung Einzug zu halten drohe.