Haiti hat am 23. Januar die Suche nach verschütteten Opfern des Erdbebens eingestellt. Vielmehr wolle man jetzt die Kräfte auf die Hilfe für die Überlebenden konzentrieren, teilte die Regierung von Präsident René Préval mit. Nach Angaben des haitianischen Innenministeriums starben bis zum 23. Januar durch das Erdbeben am 12. Januar mindestens 112.000 Menschen, rund 194.000 wurden verletzt. Die internationalen Hilfswerke schätzen, dass rund 200.000 Menschen starben.
Zwölf Tage nach der Katastrophe sei die Chance gering, noch Überlebende zu finden, begründete die Regierung die Einstellung der Suche. In Haiti wird die Entscheidung teilweise scharf kritisiert.
Nach Angaben der Regierung Haitis sind über eine Million Menschen obdachlos. In den drei am stärksten betroffenen Städten Port-au-Prince, Jacmel und Léogâne seien die Hälfte der Häuser zerstört.
Aus Sorge vor Kinderhandel verstärkte die Regierung die Überwachung der Grenzen. UN-Truppen hätten die Krankenhäuser um verstärkte Kontrollen gebeten, teilte ein UN-Sprecher mit. Dort kam es in den vergangenen Tagen offenbar vereinzelt zum Raub von Kindern. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF hatte am Freitag von 15 entführten Kindern gesprochen, der UN-Sprecher wollte dies jedoch nicht bestätigen. Im Katastrophengebiet seien rund 20 Aufnahmelager für Kinder eingerichtet worden, die alleine unterwegs seien.
Es sei notwendig darauf zu achten, was mit den Waisen geschehe, sagte der Sprecher der Diakonie Katastrophenhilfe, Rainer Lang, dem epd telefonisch aus der Hauptstadt Port-au-Prince. Zugleich warnte er davor, die Lage zu dramatisieren. Generell herrsche im Katastrophengebiet eine "bewundernswerte Selbstorganisation" der Opfer. Sowohl Plünderungen als auch Kinderhandel seien die Ausnahme, nicht die Regel, betonte Lang.
Nach Angaben des Evangelischen Pressedienstes (epd) kritisierte die höchste Autorität des in Haiti weit verbreiteten Voodoo-Glaubens, Max Beauvoir, die haitianischen Behörden für ihren respektlosen Umgang mit den Todesopfern des Erdbebens. Man habe die Leichen "wie Müll behandelt", ohne "Würde und Respekt", klagte der 74-jährige Priester gegenüber der spanischen Tageszeitung El País. Die Voodoo-Religion ist in Haiti seit 2003 offiziell anerkannt.