Im Herbst 2006 wurde eine gesamteuropäische Umfrage bei adventistischen Jugendlichen im Alter von 14 bis 25 Jahren mit 335 Fragen unter dem Namen „Valuegenesis“ (Werteentwicklung) durchgeführt. Dadurch sollte ein tieferer Einblick in das Denken, die Werte und das Verhalten der Jugendlichen gewonnen werden. An der Umfrage beteiligten sich über 6.000 junge Menschen, davon stammten 1.047 aus Deutschland. Von den Befragten waren 62 Prozent getauft, 86 Prozent besuchten den wöchentlichen Gottesdienst, 91 Prozent hatten eine adventistische Mutter und 78 Prozent einen adventistischen Vater, 76 Prozent nahmen seit mindestens zehn Jahren an den Veranstaltungen ihrer Ortsgemeinde teil, 71 Prozent konnten sich mit ihr identifizieren und 80 Prozent engagierten sich in ihr.
Demnach hätten hauptsächlich Jugendliche mit einer grundsätzlich positiven Haltung zu ihrer Freikirche die 335 Fragen beantwortet. „Ein Grund mehr, die Ergebnisse dieser Umfrage ernst zu nehmen“, betonte Pastor Bert Seefeldt (Hannover), Jugendabteilungsleiter der Siebenten-Tags-Adventisten in Niedersachsen und Bremen. Aus dem vielfältigen Datenmaterial griff er Ergebnisse zu den Themen Familie und Ortsgemeinde heraus. Sie seien die beiden wichtigsten Lebensbereiche für die Glaubensentwicklung „unserer Kinder und Jugendlichen“.
Die Befragung mache laut Seefeldt deutlich, dass die eindeutig prägenden Personen in der Glaubensentwicklung die Eltern seien, wobei der Mutter die wichtigste Rolle zukomme. „Umso erschreckender erscheint die Tatsache, dass 52 Prozent der Väter und 37 Prozent der Mütter selten bis kaum über ihren persönlichen Glauben mit ihren Kindern sprechen, obwohl etwa 80 Prozent der Jugendlichen das Familienleben als positiv beschreiben.“ Andererseits hätten die Jugendlichen aber beobachtet, dass sich ihre Eltern in der Regel sehr wohl dabei fühlten, mit anderen über ihren Glauben zu reden. In Anbetracht des besonderen Einflusses der Eltern auf die Glaubensentwicklung ihrer Kinder werde es notwendig sein, die Gründe für die Unterschiede in der Kommunikation der Eltern zu entdecken und sie dabei zu unterstützen, ihre Verantwortung wahrzunehmen.
Obwohl es sich bei den Jugendlichen um wohlwollende Insider gehandelt habe, offenbare die Umfrage bezüglich der Ortsgemeinde Defizite. Etwa die Hälfte der Befragten fühle sich in ihrer Ortsgemeinde nicht geistig herausgefordert oder bereichert, so Seefeldt. Nur ein Drittel könne sich mit den Zielen der Gemeinde zumindest teilweise identifizieren. Über die Hälfte würde diese Ziele gar nicht kennen. Nur etwas mehr als die Hälfte der Jugendlichen fühlte sich in ihrem Engagement von ihrer Gemeinde unterstützt. Lediglich ein Drittel fände die Predigt in der Regel hilfreich für den Alltag. Das, was die Befragten am meisten an ihrer Gemeinde schätzten, seien die Jugendaktivitäten und das Füreinander-Beten.
Am stärksten geprägt würden die Jugendlichen durch ihr persönliches geistliches Leben, gefolgt von diversen Kinder-, Jugend- und Pfadfinderaktivitäten, fasste Seefeldt das Umfrageergebnis zusammen. Der Gottesdienst werde dagegen als wenig prägend eingestuft. „Ein solches Erleben wirft natürlich die Frage auf, ob die Jugendlichen später in solch einer Gemeinde ihr Zuhause finden, zumal die Defizite im Gemeindealltag mit zunehmenden Alter offensichtlicher werden.“ Seefeldt empfahl den Gemeinden, sich offen und ehrlich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, weil sie nur so ihrer Verantwortung gegenüber jungen Menschen gerecht werden könnten.