Das Krankenhaus „Waldfriede“ in Berlin-Zehlendorf „ist ein kleines, aber feines Haus“, stellte die Berliner Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Katrin Lompscher (Die Linke), in ihrem persönlich vorgetragenen Grusswort anlässlich der Jubiläumsfeier zum 90-jährigen Bestehen der Klinik der Siebenten-Tags-Adventisten fest. Das 170-Betten-Krankenhaus sei „ein wichtiges Versorgungszentrum für die Menschen im Südwesten Berlins“. Aber hier werde nicht nur die Grundversorgung der Patienten in der Region wahrgenommen, es gebe darüber hinaus Spezialleistungen. Als eines der wenigen Krankenhäuser in Deutschland biete es die Hand- und Fusschirurgie als separates Spezialgebiet an. „Darüber hinaus wurde ein Brustzentrum und ein Diabeteszentrum mit diabetischem Fusszentrum geschaffen“. Zudem sei „Waldfriede“ akademisches universitäres Lehrkrankenhaus und Ausbildungszentrum für Operationstechniken in der Darm- und Beckenbodenchirurgie.
Zum Krankenhaus gehöre ein Netzwerk von Gesundheitseinrichtungen, so die Senatorin. Den Kern bilde das Akutkrankenhaus, um das ein abgestuftes gesundheitlich-soziales Versorgungsangebot geschaffen worden sei. Hierzu gehörten Arztpraxen, eine ambulante Physiotherapie, das Angebot einer Kurzzeitpflege sowie die Sozialstation. Die ganzheitliche Betreuung der Kranken sei typisch für „Waldfriede“. Prävention, Nachsorge und Seelsorge hätten den gleichen Stellenwert, wie die medizinische Behandlung. Im Krankenhaus werde aber nicht nur Verantwortung für die Menschen übernommen, sondern auch für die Umwelt. „Bereits zweimal wurde das Krankenhaus mit dem Gütesiegel des BUND ausgezeichnet, da der Energieverbrauch und damit der Kohlendioxidausstoss erheblich reduziert werden konnte“, betonte Lompscher. Patientinnen und Patienten wollten nicht nur unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Sie erwarteten auch menschliche Zuwendung, sodass sie in den Einrichtungen von „Waldfriede“ „richtig aufgehoben“ seien.
Der Bezirksbürgermeister Berlin Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp (CDU), hob hervor, dass „eine beispielhafte Verknüpfung zwischen der auf der christlichen Nächstenliebe basierenden medizinischen ganzheitlichen Fürsorge am Patienten“ den „Flair oder besser den Erfolg“ des Krankenhauses ausmache. Als „Waldfriede“ am 15. April 1920 mit damals 39 Betten von dem Arzt Dr. Louis E. Conradi eröffnet wurde, sei der Operationssaal noch nicht ganz fertiggestellt gewesen. Dass immer wieder gebaut werden müsse, sei typisch für ein Krankenhaus, das sich in einer ständigen Entwicklung befinde. Bis heute habe es in „Waldfriede“ eine Reihe von baulichen Massnahmen und Erweiterungen gegeben, um mit „Professionalität und hohem medizinischem Standard“ Menschen helfen zu können. Zudem seien an diesem Gesundheitsstandort stets Akzente gesetzt worden, wie die vor zehn Jahren als erste an einer Klinik in Deutschland eingerichtete Babyklappe. Kopp, der die Babyklappen vor Kritik in Schutz nahm, setze sich mit seinen Bezirksbürgermeisterkollegen dafür ein, dass die mit der Babyklappe und der anonymen Geburt verbundenen rechtlichen Fragen durch eine entsprechende Gesetzgebung geklärt würden, damit die dafür Verantwortlichen abgesichert seien.
„Waldfriede“ habe sich zu einem „Gesundheitshaus“ entwickelt, das sich sehen lassen könne. Darauf wies Hermann Schmitt, Landesgeschäftsführer der BARMER-GEK und Vorsitzender des Landesausschusses der Ersatzkassen Berlin/Brandenburg (VdEK), hin. Es sei schon erstaunlich, was alles zu dem Akutkrankenhaus mit seinen Fachabteilungen und der „patientenorientierten Pflege“ gehöre: so das Gesundheitszentrum „PrimaVita“ mit über 400 präventiv-medizinischen Kurs- und Seminarangeboten vom Babyalter bis zu den Senioren; die Sozialstation, deren 64-köpfiges Team täglich bis zu 160 Patienten mit häuslicher Krankenpflege versorge; zwei Einrichtungen der Kurzzeitpflege; die Akademie der Gesundheits- und Krankenpflege (ehemals Krankenpflegeschule) an der in Kooperation mit einer Hochschule der Bachelor Gesundheits- und Pflegewissenschaften erlangt werden könne; eine Servicegesellschaft, die auch weitere Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kindertagesstätten im Bezirk versorge; eine eigene Kindertagesstätte mit 65 Plätzen und sogar ein Schwimmbad für medizinische Wasseranwendungen und präventive Kursprogramme.
Die Patienten spürten laut Schmitt, dass das Leitbild und die Grundsätze, die sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Trägerschaft der Siebenten-Tags-Adventisten gegeben hätten, tatsächlich gelebt würden. „Sie spüren und erfahren, dass sich Hochleistungsmedizin und liebevoller Umgang mit den Patienten nicht widersprechen müssen.“ Das in Zeiten knapper Kassen zu schultern, sei eine tägliche Herausforderung.
„Ganz schön selbstsicher dieses Haus“, stellte Detlef Albrecht, Geschäftsführer Evangelischer Krankenhäuser und stationärer Pflegeeinrichtungen in Berlin-Brandenburg, fest. „Und das mit gutem Grund.“ Man sehe dem Krankenhaus die 90 Jahre nicht an, da es immer wieder modernisiert worden sei. Hier würden die Patienten so versorgt, „wie wir es uns wünschen“. Deshalb erhalte der „Gesundheitsstandort Waldfriede“ Bestnoten auch von Patientenseite.
Pastor Günther Machel (Ostfildern bei Stuttgart), Vorsitzender der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, führte in seiner Festansprache aus, dass viele zwar wüssten, wogegen sie seien, doch es fehle an gemeinsamen Werten. Man könne einen Menschen zwar nach seinem Wert als Arbeitskraft, Verantwortungsträger, Künstler oder Fussballer beurteilen, doch dabei bestehe die Gefahr einer Einstufung nach „wertvoll und wertlos“. Aber auch ein hilfsbedürftiger Mensch sei nicht wertlos, sondern als Geschöpf Gottes mit Würde ausgestattet, über die es keine Nutzenabwägung geben dürfe. „Da jeder Mensch wertvoll ist, wollen wir uns um die Bedürfnisse, Sorgen und Nöte kümmern und uns im Sinne einer christlichen Ethik leiten lassen.“ Dadurch könne das Krankenhaus „Waldfriede“ einen Beitrag zur Wertevermittlung leisten. Denn dem Patienten sei vor allem wichtig, als Mensch und nicht als Nummer behandelt zu werden.
„Jeder zweite Zehlendorfer wurde in unserem Krankenhaus geboren“, stellte der Geschäftsführer von „Waldfriede“, Bernd Quoss, fest. In den vergangenen 90 Jahren seien dort etwa 88.000 Bürger zur Welt gekommen. Obwohl die Zahl der Betten in der Klinik von 230 im Jahr 1985 auf heute 170 zurückgegangen sei, hätten im letzten Jahr 9.000 Patienten stationär und 13.000 ambulant behandelt werden können. 1985 wären es nur 5.500 beziehungsweise 3.500 Patienten gewesen. In dieser Zeit habe sich die Gesamtmitarbeiterschaft des „Netzwerkes Waldfriede“ von 410 auf 820 verdoppelt. „Aufgrund seiner Spezialisierung hat sich das Krankenhaus auch international zu einem Netzwerk entwickelt“, dem laut Quoss viele Botschaften Berlins ihr Vertrauen entgegenbrächten, und das durch die im Jahr 2008 geschlossene Kooperation mit der Florida-Hospital-Kette in Orlando/USA erweitert worden sei.