Die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland (EmK) und Präsidentin der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), Rosemarie Wenner (Frankfurt/Main), lobte die Vielfalt des 2. Ökumenischen Kirchentages. In München sei es nicht nur um die Beziehung zwischen den evangelischen Landeskirchen und der römisch-katholischen Kirche gegangen. Auch die evangelischen Freikirchen seien beim Kirchentag "sehr präsent. In den unterschiedlichen Traditionen der christlichen Konfessionen gebe es viele Gemeinsamkeiten zu entdecken.
Der 1926 gegründeten VEF gehörten in Deutschland heute neun Mitglieder und fünf Gastmitglieder mit insgesamt rund 280.000 Christinnen und Christen an. Zur VEF zählten beispielsweise der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, die Evangelisch-methodistische Kirche und die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden als Gründungsmitglieder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), aber auch Kirchen, wie der Bund Freier evangelischer Gemeinden und die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die Gastmitglieder der ACK seien. Für andere Freikirchen wäre die Zugehörigkeit zur VEF der erste "Lernschritt" im zwischenkirchlichen Miteinander. Die Bischöfin beklagte zugleich, dass immer noch evangelische Freikirchen in Deutschland unter "Sektenverdacht" stünden. Deshalb sei der Ökumenische Kirchentag eine gute Gelegenheit, die Neugierde zu wecken, um sich gegenseitig besser kennenzulernen.
In vielen Vorbereitungsgruppen des Kirchentages seien Freikirchler vertreten gewesen, so die Bischöfin. Sie hätten Impulse aus ihren Kirchen eingebracht, die von "einem hohen und verbindlichen Engagement ihrer Mitglieder leben". Wer einer evangelischen Freikirche angehöre, habe sich persönlich für das Christsein entschieden. Freikirchliche Christen seien missionarisch gesinnt. Sie wollten ihren Mitmenschen mitteilen, wie der christliche Glaube Halt und Hoffnung gebe. "Die Weitergabe des christlichen Zeugnisses in Wort in Tat sehen wir als die wichtigste Aufgabe aller Kirchen an."
In der von der Vereinigung Evangelischer Freikirchen während des 2. Ökumenischen Kirchentages verantworteten Veranstaltung zum Thema "Migration als Geschenk und Herausforderung für die Kirchen in Deutschland" sei die Kompetenz der Freikirchen für diese Thematik deutlich geworden, betonte Wenner. Die evangelischen Freikirchen wären zwar in Deutschland kleine Minderheitskirchen, in vielen Ländern jedoch grosse, zum Teil stark wachsende Kirchen. Folglich kämen mit den Migrantinnen und Migranten Methodisten, Baptisten, Adventisten oder Pfingstler nach Deutschland. Die Freikirchen und Gemeindebünde seien offen für die Integration der Gemeinden anderer Sprache und Herkunft, "sofern diese bereit sind, die in Deutschland herrschende theologische Vielfalt anzuerkennen". Zu klären seien dabei: Welche Glaubensinhalte sind zentral und welche Inhalte und Formen sind durch unsere Kultur geprägt, sodass Vielfalt möglich ist?
In ihrer Bibelarbeit während des Kirchentages in München forderte Bischöfin Wenner politische Strategien für einen schonenden und achtsamen Umgang mit Gottes Schöpfung. Nötig seien auch Änderungen des persönlichen Lebensstils. Sie begrüsste es, dass die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland in München einen "Schöpfungstag" proklamiert hatte, der möglichst an jedem ersten Freitag im September gefeiert werden sollte. "Wir wissen, dass wir uns selbst schaden, wenn wir die Umwelt weiterhin in gleicher Weise ausbeuten, wie es heute geschieht", warnte Wenner. Der Energieverbrauch entziehe den Kindern und Enkelkindern die Lebensgrundlage. Das Ökosystem drohe zu kippen. Die Ärmsten der Welt litten schon heute am stärkste unter den Folgen der Umweltzerstörung. Ihr Leiden wiederum habe Auswirkungen "auf uns, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht". Je mehr die Dürre in afrikanischen Ländern zunehme, desto grösser werde die Zahl der Flüchtlinge sein, die über das Mittelmeer nach Europa kommen.