Am heutigen Weltflüchtlingstag finden rund um den Erdball zahlreiche Aktivitäten statt. Der Tag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Home", was übersetzt sowohl "Heimat" als auch "Zuhause" bedeutet. Die UN-Vollversammlung hat diesen Tag ausgerufen, um den Menschen auf der Flucht zu gedenken. Gerade das humanitäre Drama in und um Kirgisistan erinnert auf eindrückliche Weise daran, dass heute weltweit 43,3 Millionen Menschen auf der Flucht sind und Schutz suchen.
Die meisten Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Asylsuchende und auch Staatenlose haben alles verloren und können aufgrund von Verfolgung oder Gewalt nur sehr selten wieder in ihr "Zuhause" zurückkehren, so das UN-Flüchtlingskommissariat mit Hauptsitz in Genf.
Wie aus dem soeben veröffentlichten Jahresbericht "Global Trends" des UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) hervor geht, waren 2009 weltweit 43,3 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Konflikten und Verfolgung. Das ist die höchste Zahl seit Mitte der 1990er Jahre. Gleichzeitig fiel die Zahl der Flüchtlinge, die freiwillig nach Hause zurückkehrten, auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren.
Der Bericht zeigt, dass sich die Zahl der Flüchtlinge, die ausserhalb der Grenzen ihres Heimatlandes leben, mit 15,2 Millionen gegenüber dem Vorjahr kaum geändert hat. Zwei Drittel fallen unter das Mandat des UNHCR, ein Drittel in den Zuständigkeitsbereich des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA).
Aufgrund dauerhafter Konflikte leben mehr als die Hälfte der Flüchtlinge unter dem UNHCR-Mandat seit fünf Jahren oder länger im Exil ohne Aussicht auf eine rasche Lösung ihrer Probleme.
"Die grossen Konflikte in Afghanistan, Somalia oder der Demokratischen Republik Kongo sind weit davon entfernt, gelöst zu werden", so UN-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres: "Krisen, die beendet oder sich zu stabilisieren schienen, wie im Irak oder Sudan, dauern an. Folglich war das vergangene Jahr schlecht für eine freiwillige Rückkehr. Es war hierfür sogar das schlechteste seit 20 Jahren."
Laut dem UNHCR-Bericht kehrten im vergangenen Jahr lediglich 251.000 Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurück. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt von einer Million Menschen pro Jahr ist dies der niedrigste Wert seit 1990.
"Eine Mehrheit der Flüchtlinge - rund 5,5 Millionen - ist seit fünf oder mehr Jahren auf der Flucht. Ihre Zahl wird unvermeidlich steigen, wenn weniger Menschen nach Hause zurückkehren können", fügte Guterres hinzu.
27 Millionen Binnenflüchtlinge
Die Zahl der Binnenvertriebenen, die aufgrund von Konflikten innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht sind, stieg bis Ende des Jahres 2009 um vier Prozent auf 27,1 Millionen. Ausschlaggebend hierfür sind vor allem die andauernden gewalttätigen Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo, in Pakistan und Somalia.
Zudem hebt der aktuelle Bericht hervor, dass immer mehr Flüchtlinge in Städten, vor allem der Entwicklungsländer, leben.
Zahl der Asylerstanträge gestiegen
Die Anzahl der weltweit gestellten Asylerstanträge stieg im vergangenen Jahr auf fast eine Million. Die meisten Asylsuchenden zählte dabei Südafrika (222.000). In Europa waren es insgesamt 286.700, 86 Prozent davon in den Staaten der Europäischen Union.
Der UNHCR schützt und unterstützt nicht nur Flüchtlinge, sondern sucht auch nach dauerhaften Lösungen für ihre Probleme. Anhaltende und sich verschärfende Konflikte machten jedoch die von Aufnahmestaaten und Flüchtlingen gleichermassen bevorzugte freiwillige Rückkehr immer schwieriger, heisst es von Seiten des Flüchtlingshochkommissariats.
Eine Alternative, die Neuansiedlung von Flüchtlingen aus einem Erstzufluchtsland in einem Drittland, kommt nur für relativ wenige Flüchtlinge in Frage. Letztes Jahr hat UNHCR 128.000 Flüchtlinge dafür vorgeschlagen - die höchste Zahl seit 16 Jahren. 19 Aufnahmestaaten akzeptierten schliesslich insgesamt 112.400 Flüchtlinge, darunter die USA (79.900), Kanada (12.500), Australien (11.100), Deutschland (2.100), Schweden (1.900) und Norwegen (1.400).
Die meisten dieser Flüchtlinge, die im letzten Jahr von einem Drittland aufgenommen wurden, stammten aus Myanmar (24.800), dem Irak (23.000), Bhutan (17.500), Somalia (5.500), Eritrea (2.500) und der Demokratischen Republik Kongo (2.500).
Der Bericht "Globale Trends" bietet auch statistische Angaben zu weltweit insgesamt 6,6 Millionen Staatenlosen. Schätzungen zufolge soll ihre Zahl sogar bei mehr als zwölf Millionen liegen.
Weitere Informationen im Internet unter: www.unhcr.at und www.unhcr.org