Der UN-Menschenrechtsrat, mit Sitz im schweizerischen Genf, hat am 18. Juni an seiner 14. Sitzung den deutschen Theologen, Philosophen und Historiker Heiner Bielefeldt (52) zum neuen Sonderberichtserstatter für Glaubens- und Gewissensfreiheit der Vereinten Nationen (UNO) ernannt. Er übernimmt das Amt ab August von der pakistanischen Juristin Asma Jahangir, die turnusgemäss ausscheidet.
Bielefeldt studierte Philosophie und katholische Theologie in Bonn und Tübingen (Examen 1981 und 1982) und Geschichtswissenschaften in Tübingen (Examen 1988). Nach seiner Wissenschaftslaufbahn an den Universitäten Tübingen, Mannheim, Heidelberg und Bielefeld, war er 2003 bis 2009 Direktor des vom deutschen Bundestag neu gegründeten Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin. Als Leiter des Instituts hatte er sich unter anderem immer wieder mit der Islamkritik in Europa auseinandergesetzt und dabei auch vor Diffamierung und Ausgrenzung gewarnt.
Seit 2009 hat Bielfeldt den neu geschaffenen Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg inne. Seine Lehrtätigkeit erstreckt sich über die Disziplinen der Politischen Wissenschaft, der Philosophie, der Rechts- und der Geschichtswissenschaft.
Bielefeldt engagiert sich im Interreligiösen Dialog und ist Mitglied des Kuratoriums der Muslimischen Akademie in Deutschland sowie des Kuratoriums der Christlich-Islamischen Gesellschaft. Daneben ist Bielefeldt auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des Politischen Denkens (DGEPD) sowie im Beirat der Zeitschrift für Menschenrechte (zfmr).
Die Freiheit von Menschen in der Wahl ihrer Religion und Weltanschauung gehört zu den grundlegenden Menschenrechten und Grundfreiheiten. Weil dieses Freiheitsrechte jedoch überall in der Welt verletzt wird, gehört der Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit zu den aktuell knapp 40 Sondermandaten des UN-Menschenrechtsrates. Die UN-Sonderberichterstatterinnen und Sonderberichterstatter sind unabhängige Expertinnen beziehungsweise Experten, die zu bestimmten Menschenrechtsthemen oder Ländern arbeiten. Ihre Ergebnisse dokumentieren sie in öffentlich zugänglichen Jahresberichten. Viele von ihnen nehmen während ihres Mandats auch individuelle Beschwerden an.
Die derzeitige Sonderberichterstatterin Asma Jahangir war von 1998 bis 2004 Sonderberichterstatterin der Vereinigten Nationen für extralegale Hinrichtungen. 2004 übernahm sie die Sonderberichterstattung für Glaubens- und Gewissensfreiheit.