Zur Zeit leben über 137.000 Flüchtlinge aus Myanmar in neun von der Regierung verwalteten Lagern im thailändischen Grenzgebiet, teilte Heinz-Hartmut Wilfert, Pressesprecher der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland in Weiterstadt bei Darmstadt, mit. Die Menschen seien vor Diskriminierung und Gewalt geflohen, doch in Thailand erwarte sie keine umfassende Verbesserung ihrer Lage, sondern eine „Sackgasse“.
Die thailändische Regierung halte die bislang von ihr nicht als Flüchtlinge anerkannten Menschen in den Lagern fest. Sie dürften die abgegrenzten Areale weder verlassen noch eine Arbeit aufnehmen, um sich ihr eigenes Geld zu verdienen. Die Flüchtlinge hätten kaum die Chance auf eine qualifizierte Berufsausbildung, um sich später ausserhalb des Lagers eine Existenz aufzubauen, so Wilfert. Das mache alle Lagerbewohner mit ihren Grundbedürfnissen fast vollständig von den Hilfsorganisationen abhängig.
Diese Situation führe zur Isolation der Abgeschnittenen, zu Enttäuschung und Verbitterung über ein Leben ohne Zukunft, gab Wilfert zu bedenken. In den Lagern komme es immer wieder zu Spannungen und Sicherheitsproblemen. Zwar würden in den Flüchtlingscamps einige Berufsbildungskurse angeboten, doch entsprächen diese häufig nicht den aktuellen Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt.
ADRA habe deshalb mit Unterstützung der Europäischen Union ein Projekt ins Leben gerufen, das den Flüchtlingen aus Myanmar bedürfnisorientierte Ausbildungsmöglichkeiten bieten solle. So könnten beispielsweise Kochkurse besucht oder Ausbildungen zum Friseur, Näher, Pfleger oder Automechaniker durchgeführt werden. Viele dieser Ausbildungsberufe böten laut Wilfert nicht nur ein thailändisches Zertifikat, sondern seien auch durch das thailändische Bildungsministerium akkreditiert. Das Projekt sei auf drei Jahre ausgerichtet und ermögliche über 6.000 Frauen und Männern im Alter zwischen 15 und 55 Jahren eine qualifizierte Ausbildung.