Am 16. Januar, dem seit 1986 US-amerikanischen Feiertag zu Ehren von Martin-Luther-King-Jr., haben russische Protestanten im Rahmen eines Gottesdienstes der Moskauer Stadtgemeinde (MCC) zum ersten Mal den Gedenktag begangen, wie es in einer Veröffentlichung der Russischen Evangelischen Allianz heisst.
Viele Russen hielten Rassismus für ein entferntes, ausländisches Problem, sagte Pastor Witali Wlasenko, Abteilungsleiter für kirchliche Aussenbeziehungen bei der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“. Daniel Ekat, kamerunischer Ingenieur, der seit zehn Jahren in Russland lebe, habe dies als Auffassung der weissen Einwohner Russlands beschrieben. Er sei in dieser Zeit schon zweimal zusammengeschlagen worden, so der Bericht. „Meine Freunde haben oftmals Angst, sich auf die Strasse zu begeben. Wenn ein Kollege blutüberströmt ins Studentenwohnheim gebracht wird, macht dies viele nachdenklich“, so Ekat. „Die Russen meinen, ausschliesslich Hooligans würden sich so benehmen, doch das ist nur ein Teil der Wahrheit“, erläuterte der Kameruner. „Wir werden geschlagen von Personen, die uns als dunkelhäutige Affen ansehen.“
“Meine Leute werden täglich mit dem Problem Rassismus konfrontiert“, sagte der US-amerikanische Methodist Matthew Laferty, Pastor der teils afrikanischen “Moscow Protestant Chaplaincy” (MPC). Auch latent vorhandener Rassismus dürfe nicht unter den Teppich gekehrt werden, fügte Wlasenko an.
Laut dem Bericht hoffe die MCC, dass sich der Martin-Luther-King-Tag über die eigene Gemeinde hinaus zu einem traditionellen jährlichen Feiertag etablieren werde. Die Gemeinde überlege sich auch die Schaffung einer Martin-Luther-King-Auszeichnung, die jährlich für Verdienste im Kampf um die Menschenrechte verliehen werden könnte.
Die “Moscow Protestant Chaplaincy” (MPC) engagiere sich stark im Dienst um bedürftige Russen und Menschen nichtweisser Hautfarbe, heisst es weiter in der Mitteilung. Die „Arbeitsgruppe Rassismus“ (Racial Task Force) der MPC dokumentiere seit fünf Jahren Gewalttaten, die im Grossraum Moskau an Menschen nichtweisser Hautfarbe begangen würden. Sobald zusätzliches Personal und Gelder gefunden seien, werde diese Dokumentation auch in russischer Sprache erscheinen, so der Bericht. Die englischsprachige Dokumentation dieser Übergriffe befinde sich auf der Webseite www.mpcrussia.org unter der Überschrift „Social Ministries“.