Um den 54. Staat Afrikas ging es am 8. Februar beim Workshop „South Sudan in the Making: Perspectives on Nation and State Building in South Sudan“ (Südsudan im Entstehen: Perspektiven einer Nationen- und Staatsbildung) im Rahmen der „Friedensau Conference“ an der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg. Veranstalter war die Abteilung Sozialwissenschaften des Fachbereiches Christliches Sozialwesen der Hochschule.
Seit dem 9. Juli 2011 gibt es den Südsudan als neuen unabhängigen Staat in Afrika. Ein über 20 Jahre langer Bürgerkrieg und ein Friedensabkommen im Jahr 2005 gingen der Unabhängigkeit voraus. Seitdem gelang es der Regierung der nationalen Einheit nicht, die Menschen wieder zusammenzubringen, sodass die Bevölkerung des Südsudan im Januar 2011 mit 98,8 Prozent für die Teilung des Sudan stimmte. Trotz dieser Mehrheit für die Gründung eines neuen Staates seien viele Südsudanesen eher skeptisch bezüglich der Zukunft ihres Landes. Korruption und Vetternwirtschaft seien weit verbreitet. Es gebe trotz massiver Hilfe aus dem Ausland kaum Fortschritte beim Aufbau der Infrastruktur und eines funktionierenden Staatsapparates.
Während es in den Medien so erscheine, als ob die Bevölkerung allein aufgrund unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit gespalten sei, spielten auch unterschiedliche Erfahrungen aus der Zeit des Bürgerkrieges eine grosse Rolle. Zudem müssten die vielen Familien, die aus Ostafrika und aus dem Nordsudan zurückkehrten, in die Gesellschaft integriert werden.
Während im Workshop Duer Danier Dalwak, amtierender Vorsitzender des Deutschlandzweiges der Regierungspartei „Sudan People‘s Liberation Movement“ (SPLM), einen Überblick über die „Lage der Nation“ gab, zeigte Roman Deckert, Direktor der Sudan-Abteilung der „Media in Cooperation and Transition“ (MICT), auf, dass hinter den sogenannten „Stammeskriegen“ in Jonglei politische Interessen stünden und ethnische Zugehörigkeiten, wie so häufig in Afrika, instrumentalisiert würden. Ellen Martin, Forschungsbeauftragte am Overseas Development Institute (ODI) London, Katarzyna Grabska, promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts Basel, sowie Professorin Dr. Ulrike Schultz, Dozentin für Entwicklungssoziologie und -ökonomie in Friedensau, stellten empirische Forschungen zur Stadtentwicklung und der Situation von Rückkehrern vor und gingen dabei auf die Sichtweise unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen ein.