Mit der Arbeitshilfe "Sexueller Ausbeutung begegnen" will die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten alle Mitglieder in der Deutschschweiz zu diesem Thema informieren und sensibilisieren. Die Freikirche müsse zur Kenntnis nehmen, „dass auch in unseren Gemeinden Menschen leben, die als Täter schuldig oder zum Opfer geworden“ sind, schreiben der Präsident und die Verantwortlichen für die Abteilungen „Jugend“ sowie „Erziehung und Familie“ in der Einführung der Broschüre.
Der Mut der Betroffenen, das Problem nicht länger zu verschweigen, zeige die Notwendigkeit, „uns auch als Kirche damit konstruktiv auseinanderzusetzen“, so die drei Kirchenverantwortlichen. „Wir sind gefordert, Stellung zu nehmen und Vorkehrungen zu treffen, um Kinder, Jugendliche und Menschen jeden Alters entsprechend aufzuklären und zu schützen.“ Daher seien adventistische Gemeinden aufgerufen, „Schutzräume“ zu bieten, in denen die Sexualität als Gabe und Aufgabe Gottes gelehrt und gelebt werde.
„In einem ersten Schritt werden alle vollamtlich Angestellten der Freikirche die Arbeitshilfe erhalten und aufgefordert, den Verhaltenskodex unterschrieben an den Arbeitgeber zurückzuschicken“, sagte Günther Maurer, Präsident der Deutschschweizer Adventisten. In einem weiteren Schritt würden sich alle Kirchenvorstände in den Ortsgemeinden mit der Arbeitshilfe auseinandersetzen und ihre Kirchenmitglieder mit Hilfe der aufliegenden Exemplare informieren.
Nach Angaben von Guillaume Couvreur, Jugendabteilungsleiter, werde die Arbeitshilfe "Sexueller Ausbeutung begegnen" im Laufe dieses Jahres in die Ausbildungslehrgänge für Pfadfinder- und Jugendleiter integriert. Zudem werde sie auch zum regelmässigen Thema in den Lehrgängen des Religionspädagogischen Instituts (RPI), in denen Ehrenamtliche und Vollamtliche für Kindergottesdienste und Religionsunterricht ausgebildet würden, so Couvreur. Auch alle freiwillig Mitarbeitenden müssten sich gegenüber ihrer Ortsgemeinde per Unterschrift zur Einhaltung des Verhaltenskodexes verpflichten, so Günther Maurer.
Neben Begriffserklärungen und Beschreibungen der Formen und Folgen sexueller Ausbeutung sowie der Vorgehensweise von Tätern stellt das 16-seitige A4-Heft mögliche Szenen sexueller Ausbeutung dar und kommentiert sie. Abschliessend werden die juristischen Aspekte behandelt und Hinweise zum Verhalten in Gemeinden und Gruppen gegeben. Hilfreiche Adressen, Links und ausführliche Literaturhinweise ergänzen die Informationen. Die Arbeitshilfe wird im Sommer 2012 mit der Lancierung der überarbeiteten Website der Freikirche online gestellt.
Die Kirchenleitung der Adventisten in der Deutschschweiz hat Heidi Albisser, Verantwortliche der Abteilung Frauen, als Ansprechperson für Fragen im Zusammenhang mit sexueller Ausbeutung berufen. Albisser ist Mitglied des Fachbeirats „Sexueller Gewalt begegnen“ der Adventisten in Deutschland und arbeitet eng mit diesem zusammen.