Kurz vor Ostern verschärfte sich die Situation im westafrikanischen Mali zunehmend. Der Druck auf die Putschisten wuchs durch Sanktionen, und im Norden brachten teils rivalisierende Rebellengruppen immer grössere Teile des Landes in ihre Gewalt. Dort seien bereits zwei Drittel des Gebietes in den Händen von Tuareg-Rebellen (Nationale Bewegung zur Befreiung des Azawad) und Islamisten (etwa Ansar Dine, AQMI und Boko Haram). Im Süden hat die Militärjunta den Weg für eine Übergangsregierung freigemacht. Am 8. April reichte Präsident Amadou Toumani Touré offiziell seinen Rücktritt ein. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland empfahl allen ausländischen Bürgern das Land zu verlassen. Auch der Direktor der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Mali, der Deutsche Michael Reich, ist vorübergehend ausgereist.
Aufgrund der Rebellen im Norden und der Putschisten im Süden wäre die Situation in Mali „kompliziert“. In einem Gespräch mit der Online-Redakteurin von ADRA Deutschland, Mirjam Greilich, äusserte Reich, dass die Bevölkerung lediglich über die Absetzung des Präsidenten zufrieden sei. „Die Menschen in Mali waren sich schon seit der mangelnden Regenfälle im vergangenen Sommer darüber im Klaren, dass es ein schwieriges Jahr mit vermehrtem Hunger werden wird“, betonte Reich. In einigen Regionen seien Ernteausfälle von etwa 80 Prozent zu verzeichnen. Seit Anfang des Jahres wären die Getreidespeicher in den Dörfern bereits so schlecht gefüllt, wie es sonst erst Monate später der Fall sei. Preisanstiege für Getreide, teilweise bis zu 120 Prozent, verschlechterten die Situation. Die Bevölkerung versuche verstärkt Gemüse anzubauen und mit ihren Viehherden schon wesentlich früher in Richtung Süden zu ziehen. „Dennoch bleiben sie mindestens bis zur nächsten Ernte auf Hilfe angewiesen.“
„Der Grossteil der ADRA-Belegschaft ist noch in Mali“, informierte Michael Reich. Nur drei der gut 20 Mitarbeiter seien als Ausländer evakuiert worden. „Das Landesbüro und die beiden Projektbüros sind seit der Aufhebung der Ausgangssperre wieder geöffnet und die Arbeit geht seither unbeirrt weiter.“ Allerdings hätten die Mitarbeiter die Sanktionen durchaus gespürt. „Wir hatten für mehrere Tage keinen Strom im Büro, alle Aktivitäten hingen von einem Generator ab.“ Auf Hochtouren würden die Planungen für ein gemeinsames Grossprojekt von ADRA und dem Welternährungsprogramm (WFP) mit dem Ziel laufen, 4.600 Tonnen Lebensmittel an 80.000 Bedürftige zu verteilen. „Unsere Kollegen in Mali übernehmen die Planungsarbeit, während wir sie aus dem Ausland dabei unterstützen.“