Beim 17. Deutschen Präventionstag vom 16. bis 17. April im Internationalen Congress Centrum München ist auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit einem Ausstellungsstand vertreten. Vorgestellt wird dabei die Kampagne „enditnow – Sag NEIN zur Gewalt gegen Frauen“ der Freikirche in Zusammenarbeit mit der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA. Dabei handelt es sich um eine Aufklärungskampagne, die Menschen weltweit auffordert, für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen einzutreten. Zudem wird auf die von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland herausgegebene Broschüre „Sexueller Gewalt begegnen“ hingewiesen. Sie enthält auch einen Verhaltenskodex für ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter/-innen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Broschüre ist ebenfalls in englischer Sprache erhältlich.
Ausserdem wird auf zwei Projekte für Frauen aufmerksam gemacht. In Smederevo/Serbien will ADRA Deutschland im Kampf gegen häusliche Gewalt ein Frauenhaus eröffnen, informierte Ingrid Naumann (Ostfildern bei Stuttgart), Leiterin der Abteilung Frauen der süddeutschen Adventisten. Die Stadt habe ein Gebäude zur Verfügung gestellt, das saniert und eingerichtet werden müsse. Es solle zwölf Frauen mit ihren Kindern Zuflucht bieten. Neben Schlafmöglichkeiten und warme Mahlzeiten seien eine psychotherapeutische Betreuung sowie ein Rechtsbeistand vorgesehen. In dem Frauenhaus würden dann auch Kurse zu Themen, wie Hygiene und Erziehung sowie ein Bewerbungstraining, angeboten.
Die Kenianerin Evelyn Brenda macht in München darauf aufmerksam, dass in ihrem ostafrikanischen Heimatland unter den Massai die Genitalbeschneidung von Mädchen üblich sei. „Ein Mädchen kann dort erst dann heiraten, wenn es beschnitten ist.“ Erst dann gelte es als Frau. „Je jünger die Braut, desto höher der Brautpreis“, betonte Brenda. Da in vielen Familien Armut herrsche, komme es ständig vor, dass Mädchen schon im Alter von zwölf bis 14 Jahren von den Eltern an ältere Männer „verkauft“ würden, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Deshalb habe Evelyn Brenda in Zusammenarbeit mit ADRA Deutschland ein Mädcheninternat in Kajiado/Kenia gegründet. Dort fänden inzwischen 200 junge Mädchen Zuflucht vor Beschneidung und Zwangsheirat. Sie könnten zur Schule gehen, würden mit allem Lebensnotwendigen versorgt und hätten einen geschützten Rahmen, um in Würde erwachsen zu werden.
Inzwischen sei es ADRA in Zusammenarbeit mit einer kenianischen Nichtregierungsorganisation gelungen, bei den Massai einen Ersatzritus für die Mädchenbeschneidung einzuführen, so Brenda. Die Beschneidung werde zwar abgeschafft, aber die Aspekte einer Einführung ins Erwachsenenalter würden beibehalten. Da alle wichtigen Persönlichkeiten, die bei Beschneidungen mitwirkten, an diesem Initiationsritus beteiligt seien, finde dieser eine hohe Akzeptanz, sodass bereits auch Knaben daran teilnähmen.
Durch die Beschneidung würden viele junge Frauen nach der Geburt ihres ersten Kindes inkontinent werden. „Da sie in dem heissen Klima ständig stinken, werden sie meist von ihrem Ehemann verstossen und auch aus den Familien verbannt“, berichtete Evelyn Brenda. Sie müssten ein erbärmliches Leben am Rande der Gesellschaft führen. Daher plane sie in Samburo in der Nähe von Kajiado ein weiteres Projekt. Dabei solle den Männern bewusst gemacht werden, dass die Inkontinenz ihrer Frauen mit deren Mädchenbeschneidung zusammenhänge. „Aber auch um die Frauen muss man sich kümmern“, betonte Brenda. Vielen könne mit einer Operation geholfen werden. Doch diese koste einschliesslich vier Tage Krankenhausaufenthalt 20 bis 30 Euro. „Das können die meisten der armen Familien nicht aufbringen.“ Deshalb sucht die Kenianerin nach einer Finanzierungsmöglichkeit. Im November findet der nächste Initiationsritus ohne Mädchenbeschneidung bei den Massai in Kenia statt. Das wäre eine gute Gelegenheit, mit dem neuen Projekt zu beginnen.