In der nordvietnamesischen Provinz Nghe An hätten 50 Unbekannte am 11. Juni 2012 einen römisch-katholischen Gottesdienst in einer 120 Mitglieder zählenden Hauskirche zuerst durch Schreie und Eierwürfe auf den Altar massiv gestört und dann gewaltsam aufgelöst. Anschliessend seien Gläubige angegriffen und fünf von ihnen schwer verletzt worden, eine Frau sogar lebensbedrohlich, berichtete die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Priester und Teilnehmer seien nach Hause gegangen, nachdem sie Behörden und Polizei erfolglos um Schutz gebeten hatten.
Sie sei sehr besorgt über die Zunahme von Gewalt gegenüber der christlichen Minderheit im Norden Vietnams und den Einsatz von zivilen Schlägertrupps durch die lokale Regierung, so die Menschenrechtsorganisation. Die IGFM rufe Vietnam auf, das Recht auf Religionsfreiheit vollständig zu respektieren und den Schutz religiöser Gemeinschaften zu garantieren.
Laut IGFM bediene sich die Regierung zunehmend regierungsnaher, ziviler Schläger. Damit versuche die vietnamesische Staatsmacht sich ihrer Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen zu entziehen, vor allem was die Religionsfreiheit betreffe. Derartige Vorfälle würden nach Angaben der IGFM nie untersucht und die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen. Nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation sollen die Schlägertrupps Angst und Unsicherheit unter den Angehörigen der Religionsgemeinschaften verbreiten.
In einem Schreiben vom 16. Juni 2012 an die Behörden habe das Bistum Vinh den Angriff auf die Religionsfreiheit und die Unversehrtheit der Bürger auf das Schärfste verurteilt. Ausserdem sei die Regierung aufgefordert worden, den Vorfall aufzuklären, die verantwortlichen Organisationen und Personen zur Rechenschaft zu ziehen, die Opfer zu entschädigen und ihre Religionspolitik im Westen der Provinz Nghe An zu überdenken. Bischof Nguyen Thai Hop, in Vinh, ist auch Vorsitzender der vietnamesischen bischöflichen Kommission Justitia et Pax.