Die passwortgeschütze Datenbank, auf der Briefe und Manuskripte aus dem Nachlass von Ellen G. White (1827-1915), einer prägenden Persönlichkeit in der Frühzeit der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, gespeichert sind, sei laut Angaben von Kirchenmitarbeitern gehackt worden. Diverse, bisher unveröffentlichte Dokumente mit Copyright wären später online an Personen zum Kauf angeboten worden, deren Namen auf einer ebenfalls gestohlenen Versandliste verzeichnet gewesen seien. Das „White-Estate“ mit Sitz im Verwaltungsgebäude der adventistischen Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) in Silver Spring, Maryland/USA, ist Treuhänder und Copyrightinhaber der Schriften Ellen Whites. Es habe eine Strafanzeige beim zuständigen Bezirksgericht gegen die anonyme Hackergruppe eingereicht.
Ellen G. White hat bei ihrem Ableben im Jahr 1915 mehr als 35 Bücher, rund 5.000 Artikel sowie 8.300 Briefe und Manuskripte hinterlassen. Ihre Bücher wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt. Die Nachlassverwaltung wurde 1933 gegründet. Das bisher publizierte Material von Ellen G. White ist auf der Website der Nachlassverwaltung https://egwwritings.org/ zugänglich.
„Das bisher unveröffentlichte Material ist keineswegs geheim und wurde Interessierten zu Forschungszwecken zugänglich gemacht“, betonte Thomas Lobitz, Redakteur im Advent-Verlag Lüneburg. Die Manuskripte würden in Kürze ohnehin in einer kommentierten Sammlung veröffentlicht, deren erster Band bereits im Druck sei.
In der Vergangenheit hätten adventistische Gruppen, die nicht mehr der Freikirche angehörten, wiederholt Bücher von Ellen G. White ohne Absprache mit dem White-Estate und kircheneigenen Verlagen veröffentlicht, so Lobitz. Der Diebstahl von unveröffentlichtem Material könne als „Zeichen eines fortschreitenden Verfalls des Unrechtsbewusstseins unter Adventisten“ bezüglich der Publikation von Ellen-White-Literatur gedeutet werden.