Der Exekutivausschuss der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten hat die Weichen für die Arbeit der Kommission gestellt, die sich bis Oktober 2014 mit der Theologie der Ordination befassen solle, berichtete der Onlinedienst der Zeitschrift „Adventisten heute“. Zwei Jahre nachdem der Antrag auf die Beschäftigung mit dieser Frage während der adventistischen Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) im Juli 2010 in Atlanta/USA gestellt worden war, stehen jetzt die Zusammensetzung und Arbeitsweise der Kommission fest.
Bei den Beratungen der Kommission solle es um einen „offenen Prozess“ gehen, so „Adventisten heute“. Die Zusammensetzung des Gremiums werde mit Frauen und Männern, Jung und Alt, Theologen, Theologiestudenten, Personen, die sich zum Thema mündlich und schriftlich geäussert hätten, und anderen Mitgliedern breit angelegt. Vorsitzender ist Pastor Artur A. Stele, einer der Generalkonferenz-Vizepräsidenten und Direktor des Biblical Research Institute (Biblisches Forschungsinstitut, BRI) der Weltkirchenleitung. Auch den stellvertretenden Vorsitzenden und den Sekretär der Kommission entsendet die Generalkonferenz.
Die Mitglieder des Exekutivausschusses sind gebeten worden, Personen zur Besetzung der Kommission vorzuschlagen. Von den insgesamt 102 Mitgliedern sollten mindestens 24 Frauen sein. Jede der 13 Kirchenleitungen auf kontinentaler Ebene („Divisionen“) könne zwei Delegierte benennen. Das Gremium werde sich mit der Theologie der Ordination befassen; also: Was ist Ordination, und was ist sie nicht? In die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen soll die adventistische Gemeindepraxis unter besonderer Berücksichtigung einer bisher noch nicht in der Freikirche möglichen Ordination von Pastorinnen einbezogen werden. Bis zur Vorstellung der Ergebnisse im Oktober 2014 werde die Kommission viermal für je drei Tage zusammenkommen. Der Exekutivausschuss der Weltkirchenleitung könnte nach Vorstellung der Ergebnisse noch im Oktober 2014 beschliessen, welche Empfehlung der adventistischen Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) 2015 in San Antonio, Texas/USA, zur Abstimmung vorgelegt werde.
Dass die Kommission eingesetzt werden sollte, sei laut „Adventisten heute“ seit 2011 bekannt. Die kontinentalen und überregionalen Kirchenleitungen („Divisionen“ und „Verbände“) wären gebeten worden, das Ergebnis der Arbeit des Gremiums abzuwarten. Drei Verbände (Nord- und Ostdeutschland, Columbia Union und Pacific Union) fällten trotzdem am 23. April (in Geseke bei Paderborn), am 29. Juli (in Silver Spring, Maryland/USA) und am 19. August 2012 (in Woodland Hills, Kalifornien/USA) die Entscheidung, die Ordination zum Pastorendienst unabhängig vom Geschlecht zu erlauben.
Die Mitglieder des Exekutivausschusses der Generalkonferenz brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Beratungen der Kommission nicht nur von Offenheit und Breite bei diesem Thema geprägt sein würden, sondern auch von einem Geist hoher gegenseitiger Achtung und geistlicher Atmosphäre sowie des Bestrebens, einen Konsens in so vielen Punkten wie möglich zu erreichen. Offensichtliche Meinungsunterschiede sollten im Bericht im Oktober 2014 benannt werden.
Frauen können nach ihrem Theologiestudium in der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zwar als Pastorin „gesegnet“ werden und damit fast alle Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vornehmen; doch ordiniert werden nur männliche Geistliche. Nur sie dürfen in kirchenleitende Ämter, etwa als Präsident einer „Vereinigung“ oder eines „Verbandes“ (regionale beziehungsweise überregionale Kirchenleitung), berufen werden, da hierfür die Ordination notwendig ist.
Während die Ordination von Pastoren weltweit innerhalb der Freikirche Gültigkeit hat, dürfen Frauen als Pastorinnen nur in den Gebieten wirken, die zu einer Kirchenleitung gehören, welche die Segnung praktiziert. Zwar gibt es einen Beschluss der Generalkonferenz-Vollversammlung von 1881 in Battle Creek, Michigan/USA, Frauen als Pastorinnen zu ordinieren, doch der Beschluss wurde damals nicht in die Praxis umgesetzt und bald wieder vergessen. Die Weltsynoden der Adventisten 1990 in Indianapolis/USA und 1995 in Utrecht/Niederlande hatten dagegen die Ordination von weiblichen Geistlichen mehrheitlich abgelehnt. Die Zulassung von Frauen als ordinierte Pastorinnen ist ausserhalb von Nordamerika, Westeuropa, China und Australien/Ozeanien, wo nur etwa 13 Prozent der weltweit über 17 Millionen erwachsen getauften Adventisten leben, umstritten.