Seit Oktober 2011 führt ADRA Österreich in Fushe Kruja/Albanien ein „Reflect“-Ausbildungsprojekt für Roma-Frauen durch. Die Reflect-Methode integriere Sozialkompetenztraining mit Lese- und Schreibunterricht, gelernte Begriffe glichen sich dem Diskussionsthema an. Die Frauen lernten das Alphabet, führten Übungen durch und diskutierten für sie wichtige Themen wie Familienplanung, häusliche Gewalt, und Tradition. Neu hinzugekommen seien Kindererziehung, gesunder Lebensstil, Hygiene und gesunde Ernährung.
Das Hauptproblem der Zielgruppe sei der Analphabetismus und Mangel an Bildung, was zu mangelnder Integration in die albanische Gesellschaft führe, erläuterte ADRA-Mitarbeiterin Corinna Wagner. Um Roma, insbesondere Frauen, in die Gesellschaft zu integrieren, sei es wichtig, ihr Bildungsniveau und ihre Sozialkompetenzen auf das ihrer albanischen Mitbürger anzuheben. Die Frauen erhielten allein durch die Fähigkeit, ihren eigenen Namen schreiben zu können, Identität und Selbstwertgefühl, was sie deutlich motiviere, weiter an dem Ausbildungsprojekt teilzunehmen. Inzwischen schrieben einige Gedichte und Kurzgeschichten. Die Diskussionen über Kindererziehung, gesunden Lebensstil, Hygiene und ausgewogene Ernährung führten zu einer deutlichen Veränderung in den einzelnen Familien: Kinder würden weniger oder gar nicht mehr geschlagen, Rezepte würden ausgetauscht, und die Gesundheit habe sich wesentlich verbessert.
Es gebe aber auch eine Reihe von Schwierigkeiten und Herausforderungen. Laut Corinna Wagner seien die meisten Männer der Roma-Gemeinde arbeitslos. Alkoholkonsum, Glücksspiel und häusliche Gewalt belasteten die Familien. Die Männer hätten die Sorge, dass die Frauen durch Besuch der Ausbildung zu stark würden und mehr Einfluss in der Gesellschaft bekämen, sobald sie lesen könnten. Seit Oktober werde das Projekt Dank der Unterstützung der Austrian Development Agency in den kommenden drei Jahren fortgesetzt. Dabei sollten auch Ehemänner und Teenager durch separaten Unterricht in die Aktivitäten einbezogen werden.