Der Exekutivausschuss der adventistischen Weltkirchenleitung hat am 16. Oktober eine Stellungnahme mit 265 zu 25 Stimmen verabschiedet, welche die Vorgehensweise und das Verfahren in der Weltkirche klarstellt, wenn Meinungsverschiedenheiten und abweichende Beschlussfassungen vorliegen, wie Adventist News Network (ANN) berichtete.
Mit dieser Erklärung reagiere der Exekutivausschuss, das wichtigste Kirchenleitungsgremium der Weltkirche zwischen den alle fünf Jahre stattfindenden Weltsynoden (Generalkonferenz-Vollversammlung), auf die abweichenden Beschlüsse von zwei überregionalen Kirchenleitungen in den USA und einer in Deutschland, so ANN. Delegiertenversammlungen der „Columbia Union Conference“ (CUC), der „Pacific Union Conference“ (PUC) und des Norddeutschen Verbandes (NDV) hatten 2012 die Ordination zum Pastorendienst unabhängig vom Geschlecht beschlossen.
Diese Beschlüsse, welche nicht im Einklang mit den an den Weltsynoden (Generalkonferenz-Vollversammlung) von 1990 und 1995 getroffenen Entscheiden der Weltkirche stünden, drückten nicht nur eine Meinungsverschiedenheit aus, heisst es in der verabschiedeten Stellungnahme, sondern seien ein klarer Ausdruck der Selbstbestimmung. Sie würden einen Bereich betreffen, zu dem die Weltkirche zweimal in anderer Weise Stellung genommen habe. “Das Exekutivkomitee der Weltkirchenleitung betrachtet diese Beschlüsse als gravierende Fehler”, heisst es im Dokument. Und weiter: "Diese Erklärung beschäftigt sich mit Struktur, Organisation sowie Abläufen in der Kirche. Es geht nicht um die Frage der Ordination zum Pastorendienst an und für sich."
Das angenommene Dokument drücke laut ANN die Missbilligung der Beschlüsse der überregionalen Kirchenleitungen (Union/Verband) aus, appelliere an alle Kirchenverwaltungsebenen, die Auswirkungen unabhängiger Entscheide zu bedenken und bekräftige die Rolle der Frauen im Leben und Dienst der Kirche. Es weise auch auf die theologischen Studien zur Ordinationsfrage hin, deren Ergebnisse 2014 vorliegen sollten. Sanktionen würden in der Stellungnahme weder ausgesprochen noch vorgeschlagen.
"Die Weltkirche kann nicht Praktiken legitimieren, die eindeutig im Widerspruch zur Absicht der Beschlüsse der Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) stehen. Dementsprechend anerkennt die Weltkirche die Beschlüsse von regionalen (Vereinigung) und überregionalen (Verband/Union) Kirchenleitungen nicht, welche die Ordination zum Pastorendienst unabhängig vom Geschlecht zugelassen oder umgesetzt haben", heisst es weiter in der verabschiedeten Erklärung.
Laut ANN habe Pastor Mark Finley in einer der einleitenden Präsentationen zum Dokument am Beispiel der Uneinigkeit der ersten Christen über die Beschneidungsfrage (Apostelgeschichte, Kapitel 15) aufgezeigt, dass die Apostel nicht selbst entschieden hätten. Vielmehr hätten sie das Gespräch gesucht und in einem Dialog den Konsens bezüglich des weiteren Vorgehens und damit Einheit gefunden. Einheit habe aber nicht in gleichem Handeln bestanden, also keine Uniformität beinhaltet, sondern gemeinsam vereinbartes, aber unterschiedliches Vorgehen: Judenchristen hätten weiterhin beschnitten, von Heidenchristen sei dies aber nicht gefordert worden.
Laut Spectrum sei das zu verabschiedende Dokument den Mitgliedern des Exekutivausschusses nach zweistündiger mündlicher Einführung während der Sitzung ausgeteilt worden.
Während der Diskussion hätten sich 23 Personen zu Wort gemeldet. Eine nordamerikanische Delegierte habe festgestellt, dass es bei der ganzen Angelegenheit nicht nur um Verfahrensfragen, sondern auch um Fragen der Gerechtigkeit und Gleichheit gehe. Verschiedene Delegierte hätten laut Spectrum die Präsidenten der drei abweichenden überregionalen Kirchenleitungen aufgefordert, sich zu entschuldigen, was aber nicht geschehen sei.
Tankiso Letseli, Präsident der überregionalen Kirchenleitung von Südafrika (South African Union Conference), habe gefragt, ob Frauen, welche gegebenenfalls in den in dieser Frage abweichenden Kirchenleitungsregionen zu Präsidentinnen gewählt würden, auch Mitglieder des Leitungsgremiums der Weltkirchenleitung würden oder wie sie sich in Südafrika verhalten sollten, falls eine ordinierte Pastorin in ihr Gebiet kommen würde. Pastor Ted Wilson, Weltkirchenpräsident der Siebenten-Tags-Adventisten habe geantwortet, dass der Wortlaut des Dokuments klar sei: Die Weltkirche anerkenne solche Ordinationen nicht und somit hätten diese auch keine Gültigkeit.
Ein anderer Delegierter habe sich auf die Vorgehensweise der Urchristen bei der Beschneidungsproblematik bezogen und festgestellt, dass diese unverzüglich gehandelt hätten. Er frage sich, wie es die Kirche schaffen könne, ihre Belange zeitnah zu klären. Man könne die Jugendlichen der Kirche nicht unendlich um Geduld bitten, meinte ein weiterer Delegierter.
Das Dokument wurde laut Pastor Ted Wilson, Weltkirchenpräsident der Siebenten-Tags-Adventisten, von PREXAD, dem Executive Advisory Komitee des Präsidenten in einer vierstündigen Sitzung vorbereitet und per Konsens verabschiedet. Mitglieder von PREXAD sind die neun Vizepräsidenten der Weltkirchenleitung, der Exekutiv-Sekretär und dessen Stellvertreter, der Chef Finanzen und dessen Stellvertreter sowie die dreizehn Präsidenten der kontinentalen bzw. transnationalen Kirchenleitungen (Divisionen). Anschliessend sei das Dokument von den leitenden Angestellten der Weltkirche diskutiert und mit grosser Mehrheit zur Beschlussfassung für den Exekutivausschuss verabschiedet worden.