Dale Hodges, Sicherheitschef auf dem Campus der Andrews University © Foto: Andrews University

USA: Adventistisches Sicherheitspersonal reagiert auf Amokläufe

Silver Spring, Maryland/USA | 18.02.2013 | APD | International

Nach dem Amoklauf 2006 an der staatlichen „Virginia Tech“, bei dem 32 Menschen getötet und 29 verletzt worden sind, habe Lewis Eakins, Sicherheitsbeauftragter an der adventistischen „Oakwood University“, Huntsville, Alabama/USA, damit begonnen, die Sicherheitsvorkehrungen an seiner Institution zu verbessern, wie Adventist News Network (ANN) berichtete. Er habe mit seinen Angestellten ein Verfahren absolviert, das es privaten Universitäten erlaube, eine eigene Polizei zu führen. Nach Abschluss der Ausbildung dürften nun einige seiner 15 Mitarbeiter eine Waffe zu tragen. „Es haben sich bei uns keine Verbrechen ereignet, die eine eigene Polizei rechtfertigen würden, aber wir wollten sicherstellen, dass wir das höchste Ausbildungsniveau erreichen, um mit jeder Bedrohung, die uns auf dem Campus begegnen kann, umzugehen wissen", sagte Eakins, der früher Polizist war.

Bewaffnung und Nichtkämpferstatus?
Laut ANN fordere adventistisches Sicherheitspersonal in den USA nach den jüngsten Amokläufen in Connecticut und Colorado und ähnlichen weltweit auftretenden Vorfällen, dass ihre Bewaffnung diskutiert werde. Obwohl es sich um ein umstrittenes Thema in einer Kirche handle, die traditionell den Nichtkämpferstatus und die Kriegsdienstverweigerung vertrete, forderten die Sicherheitschefs an zahlreichen adventistischen Institutionen eine bessere Vorbereitung auf mögliche Bedrohungsszenarien.

Bezüglich der Bewaffnung von adventistischem Sicherheitspersonal sagte Jim Vines, Sicherheitschef am Hauptsitz der adventistischen Weltkirchenleitung in Silver Spring, Maryland: „Ich habe versucht, diese Diskussion schon seit Jahren anzustossen.“ Fünf Mitarbeiter hätten die Lizenz verdeckte eine Waffe zu tragen, so Vines.

Adventistisches Sicherheitspersonal oder externe Berater?
Als adventistische Sicherheitsexperten wollten sie zusätzlich bewusst machen, dass sie eine Ressource für die Kirchenleitung seien. Als Sicherheitsfachleute innerhalb der Kirche könnten sie Personal, Erfahrung und Beratung für die öffentliche Sicherheit adventistischer Institutionen anbieten. „Kirchliche Administratoren müssen nicht auf externe Berater zurückgreifen. Viele von uns haben 20 bis 30 Jahre Erfahrung in der Strafverfolgung“, sagte Paul Muniz, ehemaliger Polizist und Vorstandsmitglied der Vereinigung professioneller Adventisten für Schutz und Sicherheit (PASS).

PASS biete Sicherheitsbeamten in adventistischen Institutionen die Möglichkeit zum Austausch von Informationen über beste Praktiken, den Einsatz von Computertechnologie für Tracking-Systeme, Standards für die Einstellung von Sicherheitspersonal, Notfallszenarien und biete Anleitungen, wie man nicht identifizierbare Personen anhalten könne, so Dale Hodges, Sicherheitschef auf dem Campus der „Andrews University“, Berrien Springs/Michigan, ehemaliger Detektiv für Mordfälle und Gründer von PASS.

Sie spüre eine starke Unterstützung seitens der Universitätsverwaltung, sagte Suzy Douma, Sicherheitschefin an der „Loma Linda University“, Kalifornien, die 22 Jahre als Polizistin gearbeitet habe, so ANN. Sie räume aber ein, dass es manchmal immer noch eine Herausforderung darstelle, den Menschen die Rolle eines Sicherheitsbeauftragten für den Campus verständlich zu machen. „Wir sind diejenigen, welche die Kontrolle zu übernehmen haben, wenn sie anderen entglitten ist“, sagte sie.

Unterschiedliche Interventionsszenarien an adventistischen Institutionen
Nach Angaben von ANN würden bei einer Schiesserei auf dem Campus der „Oakwood University“ die ersten drei Sicherheitsbeamten vor Ort den Schützen angreifen. An der „Loma Linda University“ sei das Sicherheitspersonal darin geschult, die Bedrohten zu evakuieren, ihnen geschützte Orte zuzuweisen und grösstmögliche Sicherheit bis zum Eintreffen bewaffneter Einheiten aufrecht zu erhalten. „Derzeit sind wir aber nicht vorbereitet, trainiert oder ausgerüstet, um die Gefahr, die von Amokläufern ausgeht, zu entschärfen“, sagte Suzy Douma.

Nehemia - ein biblischer Bezug
Die alttestamentliche Geschichte von Nehemia beim Aufbau der Stadtmauer von Jerusalem sei ein passendes Beispiel für die aktuelle Debatte, meinte Paul Muniz. „Die Arbeiter, welche Gottes Auftrag beim Wiederaufbau der Mauer erfüllt haben, trugen für alle Fälle Schwerter auf sich. Es ist ihnen dabei nicht darum gegangen, Menschen zu töten, aber sie waren bereit, dem Feind zu begegnen“, sagte Paul Muniz. „Das ist heute aktueller denn je. Wir brauchen Schutz für unsere Leute, die sich für die Erziehung unserer Kinder engagieren.“

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