Das Museum für Hamburgische Geschichte förderte beim 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag mit pädagogischen Angeboten die religiöse Bildung von Kindern. In der Kirchentags-Reihe „Kinder im Zentrum“ bot die interaktive Museumsführung „Synagoge, Tempel, Gotteshaus – oder: Wo beten Juden?“ eine kindgerechte Entdeckungstour durch die jüdische Religionspraxis.
Museumspädagogin Sandra Wachtel vermittelte die jüdische Geschichte anhand eines Sedertellers. Die Speisen, die beim Pessachfest auf dem Teller serviert würden, symbolisierten prägende Erfahrungen des jüdischen Volkes. Anhand von Gebetsriemen, Thorafinger und Thorarolle gewannen die Kinder in einem nachgebildeten Synagogenraum Einblicke in das jüdische Leben.
Beim Betrachten von Modellen verschiedener Hamburger Synagogen erfuhren die jungen Teilnehmer, dass jüdische Gemeinden bis ins 19. Jahrhundert ihre Synagogen nur in Hinterhöfen hätten errichten dürfen. Passanten auf der Strasse sollten die Gotteshäuser nicht sehen, erklärte die Museumspädagogin. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals eine Synagoge in Hamburg auf einem freien Platz errichtet worden sei, habe dies ein neu gewonnenes jüdisches Selbstbewusstsein und die Integration in die städtische Gesellschaft ausgedrückt. Doch nur wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung sei die grösste norddeutsche Synagoge in der Reichspogromnacht (1938) zerstört worden, wurde den Kindern nahegebracht.
Nach der Einschätzung von Museumspädagogin Sandra Wachtel sei es für diejenigen, die einen Einblick in das jüdische Leben gewonnen haben, leichter zu erahnen, was die Shoa oder der Holocaust ausgelöscht habe. Die Kenntnis der Religion des Anderen sei wichtig, um ihm Wertschätzung entgegenzubringen. Das trage letztlich auch zu einem gelingenden Zusammenleben der verschiedenen Religionen bei.