Kommentar zur Wahl von Kardinal Reinhard Marx zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz
Die römisch-katholischen Bischöfe wählten am 12. März während ihrer Frühjahrstagung in Münster den Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx zum Nachfolger von Erzbischof Robert Zollitsch als Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Nach Julius Kardinal Döpfner ist er der zweite Münchner Erzbischof in diesem Amt.
Marx wurde am 21. September 1953 in Geseke in Westfalen geboren. Er studierte nach dem Abitur Theologie und Philosophie in Paderborn und Paris und empfing 1979 in Paderborn die Priesterweihe. 1981 bis 1989 absolvierte er ein Zusatzstudium an den Universitäten Bochum und Münster und promovierte 1989 in Theologie. Nach seiner Promotion wurde er Direktor der „Kommende“, des Sozialinstituts des Erzbistums Paderborn in Dortmund und 1996 Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der theologischen Fakultät Paderborn. Im gleichen Jahr wurde er zum Weihbischof in Paderborn ernannt und am 21. September 1996 zum Bischof geweiht. 1999 bis 2008 war er Vorsitzender der Kommission „Iustitia et Pax“. Am 20. Dezember 2001 berief ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Trier. 2004 wurde er Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der deutschen Bischofskonferenz. 2006 kam er als Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz in die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), deren Vizepräsident er 2009 wurde und deren Präsident er seit 2012 ist. Am 30. November 2007 erfolgte die Ernennung zum Erzbischof von München und Freising und am 20. November 2010 wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal kreiert. Marx ist Mitglied mehrerer vatikanischer Dikasterien (Kirchenverwaltungsbehörden) und gehört seit dem 13. April 2013 dem neugegründeten Kardinalsrat von acht Kardinälen an, die den Papst bei der Reform der Kurie und in der Leitung der katholischen Weltkirche beraten sollen. Am 8. März 2014 erfolgte seine Ernennung zum Koordinator des neugegründeten vatikanischen Wirtschaftsrates.
Mit der Wahl von Kardinal Marx haben sich die katholischen Bischöfe für einen politischen Kopf und profilierten Sozialethiker entschieden, der sich durch hohe Medienkompetenz auszeichnet. Die Bischöfe setzten in der derzeitigen Situation der katholischen Kirche in Deutschland offensichtlich auf eine offensive Persönlichkeit, die bestens in der katholischen Weltkirche und im Vatikan vernetzt ist. Schon in der Vergangenheit hat Marx signalisiert, dass er in Fragen der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten Diskussion und Veränderung wünscht.
Wie er selbst formulierte, wird es seine vorrangige Aufgabe sein, in seiner Kirche das verlorene Vertrauen wieder herzustellen, welches in den letzten Krisen massiv verloren gegangen sei.
Ökumenisch hat sich Marx bisher vor allem für das gemeinsame evangelisch-katholische Sozialwort von 1997 und für das gemeinsame Sozialwort von 2014 engagiert. In München war er einer der beiden Gastgeber des ökumenischen Kirchentags 2010. Im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 wird er der oberste Repräsentant der römisch-katholischen Kirche in Deutschland sein. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. h.c. Nikolaus Schneider, wird nicht müde, zu betonen, dass das Reformationsjubiläum einen starken ökumenischen Akzent haben und als Christusfest begangen werden soll. Aus diesem Grunde lud er wiederholt die katholische Kirche zur Beteiligung ein. Mit Spannung wird erwartet, wie sich die katholische Kirche in Deutschland unter der Führung von Kardinal Marx an diesem für die evangelischen Kirchen so wichtigen Ereignis beteiligen wird.
Martin Bräuer
(Hinweis der Redaktion: Pfarrer Martin Bräuer ist Catholica-Referent des Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim.)