Medizinischer Dienst als Alternative zum Dienst mit der Waffe © Foto: Gerhard Grau / churchphoto.de

Dienst ohne Waffe aus Gewissensgründen - Weltkirchenleiter der Adventisten bekräftigt Haltung zum Militärdienst

Silver Spring, Maryland/USA | 05.08.2014 | APD | International

Schon bei ihrer Gründung im Jahr 1863, auf dem Höhepunkt des Amerikanischen Bürgerkrieges, stellte sich für die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten die Frage des Militärdienstes. Wie der Präsident der weltweiten Kirche, Pastor Ted N. C. Wilson (Silver Spring, Maryland/USA), in seinem Artikel „Der Kampf. Sollten Adventisten beim Militär dienen?“ in der deutschsprachigen Ausgabe August 2014 der internationalen Zeitschrift „Adventist World“ hinweist, wären die damaligen Leiter der Adventisten zu dem Ergebnis gekommen, dass die Position, die am meisten mit der Bibel übereinstimme, „der Dienst ohne Waffe aus Gewissensgründen“ sei.

Eine Zeitlang hätten adventistische Gemeinden ihren jungen Männern geholfen, indem sie die 300 US-Dollar zahlten, mit denen man sich von der allgemeinen Wehrpflicht freikaufen konnte, so Wilson. Doch bereits 1864 habe sich die junge Glaubensgemeinschaft bei der Bundesregierung der USA darum bemüht, dass ihre Mitglieder offiziell „einen Dienst ohne Waffen“ hätten leisten können. Diese Position sei im Laufe der Jahre immer wieder aktualisiert worden. Sie besage, dass zum Militär eingezogene Adventisten bereit wären, „Dienst in jeder unbewaffneten Einheit der Streitkräfte, Dienst in den medizinischen Abteilungen der Streitkräfte oder jede andere Aufgabe“ zu leisten, „die nicht den Waffengebrauch im Kampf erfordert“. Voraussetzung sei, dass solch ein anderer Dienst für die betreffende Person vertretbar wäre und nicht das Tragen von Waffen oder die Ausbildung zu deren Gebrauch erfordere. Seit damals hätten Tausende Adventisten und Adventistinnen als Sanitäter, Krankenschwestern, Ärzte und anderes medizinisches Personal in den Streitkräften ihrer Länder gedient. Viele hätten statt ihres Militärdienstes einen Zivildienst abgeleistet.

In manchen Ländern gebe es die Möglichkeit eines Dienstes ohne Waffe jedoch nicht, und Adventisten wären verpflichtet, Soldaten zu sein, gab Pastor Wilson zu bedenken. Doch selbst unter solchen Umständen hätten junge Gläubige nach Möglichkeiten gesucht, „Gott treu zu bleiben, während sie ihrem Land dienten“. In den letzten Jahren sei die Wehrpflicht in vielen Ländern durch eine Berufsarmee abgelöst worden. Als Anreiz, der Armee beizutreten, böten die Regierungen viele Vorteile, wie zum Beispiel Stipendien, Berufsausbildungen oder Geldprämien. Zusätzlich zu diesen Vorteilen hätten manche Menschen den Wunsch, ihrem Land als Ausdruck ihres Patriotismus oder ihrer politischen Einstellung zu dienen.

„Während die offizielle Position unserer Kirche im Dienst ohne Waffe beziehungsweise in der Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen besteht, wird die Entscheidung, dem Militär beizutreten, dem Gewissen des Einzelnen überlassen. Allerdings ermutigt unsere Kirche aufgrund des nichtkämpferischen Grundgedankens der Bibel, der Schwierigkeiten, den Sabbat zu halten und anderer Probleme, niemanden, sich dem Militär anzuschliessen“, stellt der Präsident der adventistischen Weltkirchenleitung fest. „Unabhängig von der Entscheidung des Einzelnen fühlt sich unsere Kirche dem geistlichen Dienst und der seelsorgerlichen Unterstützung für alle ihrer Mitglieder verpflichtet, einschliesslich derer, die im Militär dienen, samt ihren Familien.“

„Siebenten-Tags-Adventisten haben ihr historisches Zeugnis für den Frieden und den Dienst ohne Waffe in den 151 Jahren ihres Bestehens nicht aufgegeben“, betonte Wilson. Immer wieder hätten Leiter der Kirche die Politiker aufgerufen, Konflikte zu vermeiden. So hätten beispielsweise drei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs der Präsident, der Generalsekretär und der Schatzmeister der Generalkonferenz, die obersten Repräsentanten der adventistischen Weltkirchenleitung, in einem offenen Brief erklärt: „Als Siebenten-Tags-Adventisten sprechen wir wie auch andere Religionsgemeinschaften uns nachdrücklich für eine Rüstungsbegrenzung aus. Wenn es im gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft möglich wäre, würden wir eine Abschaffung aller Kriege zwischen den Nationen befürworten. Zu dieser Sicht drängt uns die Logik unseres Glaubens an den Friedefürst Jesus Christus und unsere Erfahrung als Bürger seines Reiches.“

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