Warning: Undefined array key "jahr" in /home/httpd/vhosts/apd.media/httpdocs/php/lib/APD/repository/NewsgroupRepository.php on line 40 APD - APD-INFORMATIONEN 10/2024 - OKTOBER 2024 (Adventistischer Pressedienst)

APD-INFORMATIONEN 10/2024 - OKTOBER 2024

Bildlegende zu den Teilnehmenden am Jubiläumsanlass in Darmstadt am Ende des Artikels. © Foto: APD Schweiz

APD Schweiz und APD Deutschland feiern 50- bzw. 40-jähriges Bestehen

Basel/Schweiz | 01.11.2024 | APD | Schweiz

Am 24. Oktober feierten Vertreter des Adventistischen Pressedienstes APD Schweiz und APD Deutschland das 50- bzw. 40-jährige Bestehen. Der APD verbreitet Nachrichten aus dem christlichen Zeitgeschehen, im Besonderen aus der adventistischen Welt.

Am Jubiläumsanlass in Darmstadt/Deutschland tauschten sich aktive und ehemalige Mitarbeiter aus der Schweiz und Deutschland über ihre Arbeit aus. Sie blickten auch in die Vergangenheit, als es noch keine Computer, kein Internet, keine E-Mails, Webseiten oder Soziale Medien gab. Die monatlichen «INFORMATIONEN» wurden damals auf Wachsmatrizen getippt und mit einem Matrizendrucker konnte eine begrenzte Anzahl von Abzügen angefertigt werden, die per Post verschickt wurden.

Heute werden die Meldungen von APD Schweiz und APD Deutschland elektronisch verschickt und können auf den jeweiligen Internetseiten bzw. auf Facebook oder X (ehemals Twitter) online gelesen werden. Die beiden Dienste pflegen eine enge redaktionelle Kooperation.

APD Schweiz: https://apd.media/
APD Deutschland: https://www.apd.info/

Über APD Schweiz
Die Nachrichtenagentur APD* (Adventistischer Pressedienst) wurde 1974 auf Initiative des Journalisten Christian Bernhard Schäffler in Basel gegründet. Er blieb dessen Leiter und Chefredakteur bis 2010. Sitz von APD Schweiz ist Basel. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.

APD informiert mit aktuellen Nachrichten aus der adventistischen Welt sowie allgemein über das christliche Weltgeschehen. APD Schweiz produziert die in der Regel monatlich erscheinenden "APD-INFORMATIONEN" (ISSN 1423-9590) in deutscher Sprache. Empfänger dieser e-Ausgabe sind, neben den Medien, vor allem Archive, Bibliotheken, Forschungsstellen und Privatpersonen.

Die freikirchliche Agentur ist eingegliedert in die adventistische Kommunikationsstruktur in der Schweiz. Sie arbeitet jedoch unabhängig von der Kirchenleitung und anderen Interessengruppen nach journalistischen Richtlinien. Dazu zählt die Verpflichtung zu wahrer, objektiver und umfassender Berichterstattung. APD wendet sich mit seinen Nachrichten vor allem an die säkularen Medien (Printmedien, Onlinemedien, Radio, Fernsehen), an die kirchliche Presse und andere Einrichtungen der öffentlichen Information.

Für den Medienpionier Schäffler galt sei der APD-Gründung: “Die Wahrheit ist das beste Qualitätsmerkmal”. Es muss also auch über unangenehme Dinge in der Kirche objektiv berichtet werden können, so Schäffler, denn eine Kirche, die sich besser darstellt als sie ist, findet in der heutigen Gesellschaft keine Glaubwürdigkeit.

APD steht seit 1992 in enger redaktioneller Zusammenarbeit mit dem 1984 gegründeten Adventistischen Pressedienst in Deutschland (APD Deutschland), mit Sitz in Lüneburg, sowie mit weiteren kirchlichen Medienagenturen. Chefredaktor von APD Schweiz ist seit 2010 Herbert Bodenmann.

Über APD Deutschland
Erich Lischek gründete 1984 nicht nur den APD Deutschland, sondern 1987 auch die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland e.V., deren langjähriger Direktor er war. Holger Teubert, sein Nachfolger als Chefredakteur, leitete die APD-Redaktion 24 Jahre lang, bis er 2015 in den Ruhestand trat. Gegenwärtiger Chefredakteur ist Thomas Lobitz, Lüneburg.

Bildlegende:
(V.l. oben): Thomas Lobitz, Chefredakteur APD Deutschland und von «Adventisten heute»; Jens Mohr, Abteilungsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Adventisten in Deutschland; Alexander Kampmann, Abteilungsleiter Kommunikation der Adventisten in Deutschland; Stephan Sigg, Präsident der Adventisten in der Deutschschweiz; Herbert Bodenmann, Chefredakteur APD Schweiz; (sitzend v.l.) Christian B. Schäffler, Gründer und langjähriger Chefredakteur des APD Schweiz; Holger Teubert, langjähriger Chefredakteur von APD Deutschland und Redaktor im Ruhestand.

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Christliche Jugendliche in Deutschland beten immer weniger. © Foto: Ben White – unsplash.com

Shell Jugendstudie: Religion verliert für christliche Jugendliche in Deutschland an Bedeutung

Berlin/Deutschland | 01.11.2024 | APD | International

Immer weniger christliche Jugendliche in Deutschland legen Wert auf Religion. Die Shell Jugendstudie 2024 offenbart einen deutlichen Rückgang der religiösen Bindung und zeigt gleichzeitig Unterschiede zu muslimischen Jugendlichen auf.

Dies geht aus einer Meldung des Schweizer Informationsdienstes CBS Kultur Info (Basel) hervor, der die Ergebnisse der deutschen Shell Jugendstudie 2024 im Hinblick auf Religion und Glauben zusammenfasst.

Laut der am 15. Oktober in Berlin vorgestellten Shell Jugendstudie 2024 spiele Religion im Leben junger Christinnen und Christen eine immer geringere Rolle. Nur noch 38 Prozent der katholischen Jugendlichen gaben an, dass der Gottesglaube für sie wichtig sei. Im Jahr 2002 lag dieser Anteil noch bei 51 Prozent. Auch bei evangelischen Jugendlichen setze sich der Trend fort: Der Anteil derjenigen, denen der Glaube wichtig sei, sank von 38 auf 35 Prozent.

Diese Zahlen spiegelten einen generellen Rückgang der christlichen Bindung in Deutschland wider. Nur noch die Hälfte aller 12- bis 25-Jährigen gehört einer der beiden grossen christlichen Kirchen an. Im Jahr 2002 waren es noch zwei Drittel. Gleichzeitig ist der Anteil der Jugendlichen, die keiner Religion angehören, auf fast ein Drittel gestiegen. Damit zeichne sich eine zunehmende Säkularisierung unter der Jugend ab.

Glaube verliert im Alltag an Bedeutung
Nicht nur die Mitgliedschaft in den Kirchen sinke, auch die Bedeutung des Glaubens im Alltag habe abgenommen. 49 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, nie zu beten. Im Jahr 2002 lag dieser Wert noch bei 29 Prozent. Nur 18 Prozent der Jugendlichen beten mindestens einmal pro Woche, während 31 Prozent nur gelegentlich beten. Die Zahlen verdeutlichten, dass der christliche Glauben für viele junge Menschen an Relevanz verloren habe.

Eine ähnliche Entwicklung zeige sich auch beim Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen. Die Kirchen genössen bei den befragten Jugendlichen das geringste Vertrauen, mit nur 2,4 Punkten auf einer Skala von fünf. Im Vergleich dazu schnitten die Bundesregierung, die Europäische Union, Banken und sogar politische Parteien besser ab.

Muslimische Jugendliche: Stärkere religiöse Bindung
Im Gegensatz zu den christlichen Jugendlichen zeige sich bei muslimischen Jugendlichen ein anderer Trend. Der Anteil derjenigen, für die der Glaube wichtig sei, stieg innerhalb der letzten 20 Jahre von 72 auf 79 Prozent. Die Studie zeige, dass muslimische Jugendliche ihren Glauben nicht nur als zentral empfänden, sondern diesen auch stärker in ihren Alltag integrierten. 37 Prozent der jungen Muslime beteten ein- oder mehrmals am Tag, weitere 26 Prozent zumindest einmal pro Woche. Lediglich 13 Prozent gaben an, nie zu beten.

Der grössere Einfluss der Religion zeige sich auch in anderen Lebensbereichen. So äusserten 84 Prozent der muslimischen Jugendlichen den Wunsch, später einmal Kinder zu haben – mehr als bei evangelischen (74 Prozent) oder katholischen Jugendlichen (71 Prozent). Den geringsten Kinderwunsch hätten Jugendliche ohne Religionszugehörigkeit, von denen nur 57 Prozent angaben, später einmal Kinder haben zu wollen.

Gesellschaftliche Veränderungen und religiöse Trends
Die Ergebnisse der Shell Jugendstudie spiegelten tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen wider. Die fortschreitende Säkularisierung in Deutschland ist dabei besonders bei christlichen Jugendlichen deutlich sichtbar, während muslimische Jugendliche ihren Glauben trotz zunehmender gesellschaftlicher Herausforderungen weiterhin stark lebten. Der kontinuierliche Rückgang der Mitgliederzahlen in den christlichen Kirchen und das Misstrauen gegenüber religiösen Institutionen deuteten darauf hin, dass diese sich in ihrer Ansprache an junge Menschen neu ausrichten müssten, um wieder mehr Relevanz zu gewinnen, heisst es in der Meldung von CBS Kultur Info.

Shell Jugendstudie
Für die 19. Shell Jugendstudie wurden rund 2.500 junge Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren befragt. Sie gebe damit einen umfassenden Einblick in die aktuelle Situation und die Einstellungen der Jugend in Deutschland – ein Abbild einer Generation, die sich zunehmend von traditionellen Glaubensvorstellungen abwende, während gleichzeitig andere Formen von Religiosität an Bedeutung gewönnen, fasst CBS Kultur Info zusammen.

Weitere Aspekte der Shell Jugendstudie befassen sich mit der politischen Einstellung, den Werten, den Gewohnheiten, den Zukunftsvorstellungen und den Lebenszielen der Jugendlichen. Die Studie wird vom Mineralölkonzern Shell seit 1953 herausgegeben und wird meist alle vier Jahre bei einem Wissenschaftlerteam in Auftrag gegeben. Sie hat sich in den letzten Jahrzehnten als ein Bestandteil einer umfassenden Sozialberichterstattung etabliert und wird in Fachkreisen als Referenzwerk wahrgenommen.
Die Shell Jugendstudie im Internet:
www.shell.de/ueber-uns/initiativen/shell-jugendstudie-2024.html

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© Logo: Freikirche der STA

Stellungnahme der adventistischen Kirchenleitung in Deutschland zur gesellschaftlichen Situation

Hannover und Ostfildern/Deutschland | 01.11.2024 | APD | International

Die Leitungsgremien (Ausschüsse) des Norddeutschen und des Süddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten haben eine Stellungnahme angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen herausgegeben.

Darin wird die Beobachtung formuliert, dass politische Ansichten in Deutschland radikaler würden und Gruppierungen und ganze Parteien zunehmend extremistische Konzepte verträten. Dazu gehöre auch das Konzept des völkischen Nationalismus. Die Freikirchenleitung ruft ihre Mitglieder auf, „sich von diesen extremistischen und nationalistischen Konzepten zu distanzieren“. Völkischer Nationalismus strebe danach, dass nur ethnisch gleichartige Menschen zum eigenen Volk gehören. Doch die globalen Herausforderungen unserer Zeit liessen sich dadurch nicht bewältigen. Im Gegenteil – Nationalismus und völkischer Egoismus verschärften Konflikte und gefährdeten das friedvolle Zusammenleben aller Menschen. Lösungen seien nur dann tragfähig, wenn sie im Dialog gefunden würden und eine gemeinsame Verantwortung füreinander beinhalteten.

Offene demokratische Gesellschaft
Deshalb der Aufruf, sich für eine offene und demokratische Gesellschaft einzusetzen. Es gelte die Menschenwürde aller zu schützen und ihnen unabhängig von Ethnie, Herkunft und Kultur in Nächstenliebe zu begegnen. Wo Verantwortung gemeinsam getragen werde und Menschen in ihrer Vielfalt respektiert würden, könne das Beste für Stadt und Land gedeihen.

Die Stellungnahme wurde am 24. September von den Leitungsgremien (Ausschüssen) des Norddeutschen und Süddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit grosser Mehrheit beschlossen.

Die „Stellungnahme zur gesellschaftlichen Situation“ im Wortlaut:
Als Bürger unseres Landes erleben wir, dass demokratische Grundwerte zunehmend verschoben werden. Wir beobachten, dass politische Ansichten radikaler werden. Gruppierungen und ganze Parteien vertreten zunehmend extremistische Konzepte. Dazu gehört auch das Konzept des völkischen Nationalismus. Diese Entwicklung verstärkt Dialogunfähigkeit und trägt zur Spaltung der Gesellschaft bei.

Als Kirchenleitungsorgan rufen wir dazu auf, sich von nationalistischen Konzepten zu distanzieren. Völkischer Nationalismus strebt danach, dass nur ethnisch gleichartige Menschen zum eigenen Volk gehören. Doch die globalen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich dadurch nicht bewältigen. Im Gegenteil – Nationalismus und völkischer Egoismus verschärfen Konflikte und gefährden das friedvolle Zusammenleben aller Menschen auch in unserem Land. Lösungen sind nur dann tragfähig, wenn sie im Dialog gefunden werden und eine gemeinsame Verantwortung füreinander beinhalten.

Wir rufen deshalb auf, sich für unsere rechtsstaatliche und demokratische Gesellschaft einzusetzen. Als Christen sind wir aufgefordert, die Würde aller Menschen zu achten und ihnen unabhängig von Ethnie, Herkunft und Kultur in Nächstenliebe zu begegnen. Wo Verantwortung gemeinsam getragen wird und Menschen mit Respekt begegnet wird, kann das Beste für Stadt und Land gedeihen.

Die Stellungnahme ist in Kürze auch im Internet unter https://adventisten.de/uber-uns/presse zu finden.

„Gewalt gebiert Gewalt“
Der Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Johannes Naether (Hannover), ruft in der Oktoberausgabe 2024 der Kirchenzeitschrift Adventisten heute (S. 17) dazu auf, sich bei gesellschaftlichen Konflikten bewusst gegen Gewalt zu entscheiden. Anlass für seinen Artikel war der islamistische Terroranschlag in Solingen am 23. August mit drei Toten und weitere Messerattacken. Zwar seien das Bedürfnis nach Rache und Vergeltung durchaus normale Reaktionen. Gefühle wie Wut, Zorn, Ohnmacht und Angst dürften zugelassen werden. Gleichwohl treibe ein Verharren in diesem Verhalten die Spirale der Gewalt weiter an: „Wenn wir in Angst und Wut verharren, spielen wir all jenen in die Hände, die bewusst das Mittel der Gewalt wählen, um eine Gesellschaft zu destabilisieren, indem sie Angst und Schrecken verbreiten“, so Johannes Naether. Stattdessen ermutige das Evangelium dazu, sich bewusst gegen Gewalt zu entscheiden und andere Zugänge zur Konfliktlösung zu wählen, ein anderes Denken zuzulassen und konsequent anzuwenden. Es brauche einen „prophetischen Mut“, STOPP zu sagen.
Die Oktoberausgabe von Adventisten heute:
https://advent-verlag.de/zeitschriften/adventisten-heute/

Adventisten in Deutschland
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten wurde 1863 in den USA gegründet, ihre Wurzeln liegen in den Erweckungsbewegungen, die um 1800 in Europa und Nordamerika entstanden sind. Gegenwärtig hat die Kirche weltweit rund 22 Millionen mündig getaufte Mitglieder, die sich in über 93.000 Kirchengemeinden und zahlreichen Gruppen versammeln. In Deutschland zählt die Freikirche rund 34.000 Mitglieder in 540 Kirchengemeinden. Sie ist in jedem Bundesland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Zu den Grundsätzen der Freikirche gehört die Freiwilligkeit, die sich unter anderem in der Finanzierung durch freiwillige Spenden ausdrückt. Ausserdem tritt sie für die Trennung von Kirche und Staat ein. Die Freikirche ist Mitglied der Deutschen Bibelgesellschaft und Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VeF). Weitere Informationen: www.adventisten.de

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Kinship-Logo. © Grafik: SDA Kinship Int.

Adventistische LGBTQ+-Organisation im DACH-Raum sendet offenen Brief an ihre Kirchenleitungen

Darmstadt/Deutschland | 01.11.2024 | APD | International

Kinship DACH, eine adventistische LGBTQ+-Organisation, versandte einen offenen Brief an die deutschsprachigen Kirchenleitungen. Sie möchte damit einen Dialog anstossen, der zu konstruktiven gegenseitigen Beziehungen führen soll.

Die adventistische LGBTQ+-Organisation Kinship DACH hat am 4. Oktober einen offenen Brief an die Leitungspersonen der Freikirche und weitere Verantwortliche im deutschsprachigen Raum geschickt. Damit will sie einen Austausch anregen der zu einem vertieften Verständnis der aktuell schwierigen Situation queerer Adventisten und zu aufbauenden gegenseitigen Beziehungen führen soll. Dem 11-seitigen Brief, der auf Deutsch und Englisch verfasst wurde, war auch ein Artikel von Prof. Bernhard Oestreich (Theol. Hochschule Friedensau) beigefügt: „Wir und die ‚Anderen‘: Nachdenken über die Begegnung mit queeren Menschen“.

Der Brief thematisiert das jahrzehntelange Leiden von queeren Adventisten innerhalb der Kirche, das sie «einsam, still und unerkannt durchleben» mussten. Er regt ein offenes Gespräch zur LGBTQ+-Thematik an, unter Einbezug der Betroffenen, sowie eine fachlich kompetente Aufklärung zum Thema LGBTQ+ (geschlechtliche Identität und Orientierung).

Ausserdem wirft der Brief einen Blick in die adventistische Vergangenheit der Kirche in den USA, die eine „Konversionstherapie-Einrichtung“ für Homosexuelle propagierte und mitfinanzierte. Kinship wünscht sich eine Aufarbeitung sowie eine klare Distanzierung von diesem Irrweg, der mancherorts auch heute noch propagiert wird.

Biblische Texte
Die Autoren nehmen auch Stellung zu biblischen Texten, die immer wieder auf gleichgeschlechtlich liebende Menschen übertragen würden, ohne ausreichend zu klären, «welche Differenzen und Ähnlichkeiten zwischen der Zeit der Abfassung und unserer heutigen Lebenswelt gerade im Bereich der menschlichen Sexualität und Geschlechtlichkeit bestehen».

Wünsche an die Kirchenleitungen in den deutschsprachigen Ländern
Am Ende des Briefes äussern die Verfasser des offenen Briefes sieben Wünsche an die verantwortlichen Leitungspersonen der Freikirche. So wünschen sie unter anderem, dass der aufgebrochene Diskurs zur LGBTQ+-Thematik in den DACH-Ländern konstruktiv begleitet und unterstützt wird. Ausserdem sollen die spezifischen Bedürfnisse von queeren Mitgläubigen eruiert werden und die Gemeinden für die Diskriminierung von queeren Menschen in ihren Reihen sensibilisiert werden.

Link zum offenen Brief von Kinship DACH:
https://www.adventgemeinde-grindelberg.de/wp-content/uploads/2024/10/SDA-Kinship-DACH_Offener-Brief_2024.pdf

Link zum Artikel von Prof. Bernhard Oestreich:
https://www.adventgemeinde-grindelberg.de/wp-content/uploads/2024/10/Oestreich-B._Wir-und-die-anderen_2024.pdf

Webseite der adventistischen Weltkirchenleitung zur menschlichen Sexualität
Unter «Resources» sind auf der Webseite der adventistischen Weltkirchenleitung (God’s Gift: Human Sexuality) offizielle Stellungnahmen, Artikel, Bücher und Videos zum Themenkreis menschliche Sexualität publiziert:
https://www.humansexuality.org/

Stellungnahme der Kirchenleitungen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland zum Umgang mit LGBTQ+-Personen: https://t.ly/pJ7zL

APD-Bericht über das Symposium der Adventisten über LGBTQ+ und adventistische Kirchengemeinden: https://apd.media/news/archiv/15929.html

Kinship
Der englische Begriff „Kin“ bedeutet „Sippe“, „Verwandtschaft“ oder „Familie“. Er steht für eine Gemeinschaft von Menschen, die ihren Mitgliedern vorbehaltlose Wertschätzung entgegenbringt und ihnen Teilhabe, Liebe, Geborgenheit und Sicherheit schenkt.

Das Kinship-Logo basiert auf dem Ichthys (griechisch Fisch), dem Erkennungszeichen der ersten Christen. Das Logo des Ichthys-Netzes – drei ineinander verschlungene Fische – ist in den Farben des Regenbogens gehalten. Es steht für die Vielfalt der Kulturen, des Glaubens, der sexuellen Orientierungen und der geschlechtlichen Identitäten, die in der adventistischen Kinship-Familie vereint sind.

Seventh-day Adventist Kinship International
Laut Selbstdarstellung ist SDA Kinship eine private unterstützende Organisation für aktive und ehemalige Siebenten-Tags-Adventisten aus dem LGBTQ+-Spektrum. Sie wurde 1978 in den USA mit dem Ziel gegründet, lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, asexuellen und intersexuellen Menschen und ihren Angehörigen eine sichere spirituelle und soziale Gemeinschaft zu bieten. Sie hat heute rund 4.800 Mitglieder und mindestens ebenso viele Gleichgesinnte (www.sdakinship.org).

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Aufruf zur Mahnwache an der Fraenkelufer-Synagoge in Berlin-Kreuzberg am Sonntag, 06.10.2024 © Poster: Dietmar Päschel

Mahnwache zum Schutz jüdischen Lebens vor der Fraenkelufer-Synagoge in Berlin

Berlin/Deutschland | 01.11.2024 | APD | International

Am 7. Oktober jährt sich der Terrorangriff der Hamas auf Israel. Am Vorabend des Jahrestags, am 6. Oktober 2024, kommen die Beterinnen und Beter der Fraenkelufer-Synagoge in Berlin-Kreuzberg zu einer Gedenkveranstaltung zusammen. Unter dem Motto „Wir stehen an eurer Seite“ ist eine Mahnwache zum Schutz jüdischen Lebens gegenüber der Synagoge vorgesehen.

Während am 6. Oktober zwischen 18:30 und 20 Uhr in der Synagoge gebetet wird, wollen die an der Mahnwache Teilnehmenden ein stilles Zeichen menschlicher Verbundenheit setzen. Die Synagoge habe darum gebeten, dass während ihres Gedenkens als Zeichen der Solidarität und als sichtbare Stärkung des Sicherheitsgefühls Nachbarinnen und Nachbarn sowie andere Menschen guten Willens vor der Synagoge anwesend sind und Präsenz zeigen, teilte der adventistische Pastor Dietmar Päschel (Berlin) mit. Er rief dazu auf, still mit Kerzen ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen. Es gelte auf Fahnen und Transparente zu verzichten. Es werde auch keine Redebeiträge geben.

Mahnwachen finden vor der Synagoge seit Ende Oktober 2023 jeweils am Freitagabend zum Beginn des Sabbats statt. Für Päschel sind Mahnwachen ein Zeichen der Solidarität. Er koordiniert die Mahnwachen und fungiert als Veranstaltungsleiter. Seine adventistische Kirchengemeinde liegt im benachbarten Stadtteil Neukölln, unweit der Sonnenallee, an der im Oktober 2023 antisemitische Kundgebungen und Ausschreitungen stattfanden.

Gegenüber dem APD sagte Dietmar Päschel: „Wenn ich spüre, dass Jüdinnen und Juden in unserer Nachbarschaft in diesen Tagen zunehmend bedroht werden, kann mich das nicht gleichgültig lassen. Mit meinen Gedanken bin ich bei jüdischen Freundinnen und Freunden, die nicht so unbeschwert wie ich auf die Strasse und zum Gottesdienst gehen können. Mitmenschlichkeit heisst für mich, sich ihnen an die Seite zu stellen. Die Mahnwache vor der Synagoge ist ein Zeichen dafür: Wir sind da, wenn ihr betet. Wir lassen euch nicht allein. Mich beeindruckt, wie viele Menschen aus der Nachbarschaft und aus der Zivilgesellschaft sich daran beteiligen.“

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Symbolbild – Gebet. Matheus Ferrero auf Unsplash

Adventistische Weltkirchenleitung ruft nach Gewalteskalationen und Naturkatastrophen zum Gebet auf

Silver Spring, Maryland/USA | 01.11.2024 | APD | International

Aufgrund der schwierigen Weltsituation hat die Kirchenleitung der Adventisten am 7. Oktober die 22 Millionen Kirchenmitglieder zum Gebet für die Menschen in Naturkatastrophen, im Nahen Osten sowie im Krieg zwischen Russland und der Ukraine aufgerufen.

Die Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten bittet die Kirchenfamilie besonders für die eigenen Kirchenmitglieder sowie für die Menschen in den von Kriegen, Krisen und Naturkatastrophen betroffenen Gebiete in der Welt zu beten. «Bitte beten sie ernsthaft» für den Frieden im Nahen Osten sowie im Krieg von Russland gegen die Ukraine, heisst es im Gebetsaufruf, der von Adventist News Network (ANN) verbreitet wurde.

Gleichzeitig wird auch aufgerufen, den Menschen bezüglich ihrer körperlichen, seelischen, sozialen und geistlichen Bedürfnisse beizustehen, damit sie wieder Hoffnung schöpfen können.

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Freiwillige der adventistischen Sekundarschule in Mouseitbeh (ASM) spielen mit Kindern. © Foto: MENA

Adventistische Institutionen im Libanon leisten Nothilfe

Beirut/Libanon | 01.11.2024 | APD | International

Adventistische Institutionen im Libanon wie die Middle East University (MEU), ein Lernzentrum (ALC), eine Schule (ASM), die Kirchgemeinde in Beirut sowie ADRA Libanon leisten den Geflüchteten Nothilfe und stellen Notunterkünfte zur Verfügung.

Wie die Kommunikationsabteilung der teilkontinentalen Kirchenleitung der Adventisten im Mittleren Osten und Nordafrika (MENA) mitteilt, engagieren sich diverse adventistische Institutionen in Beirut für Geflüchtete aus dem Südlibanon.

Middle East University (MEU) und adventistische Kirchgemeinde der Universität
Freiwillige der adventistischen Middle East University im Beiruter Vorort Sabtieh bereiten täglich 100 Sandwiches zu, um sie an Familien abzugeben, die nicht wissen, woher sie ihre nächste Mahlzeit erhalten sollen. «Es ist ein kleiner Akt, aber er ist von Liebe erfüllt», sagte ein Student, der sich an der Aktion beteiligt.
MEU-Website: https://meu.edu.lb/

Bourj Hammoud Adventist Learning Center und Adventist School of Mouseitbeh
Täglich fahren mehrere Autos durch die Strassen Beiruts, um entweder Frauen und Kinder in Not aufzusammeln und sie ins Lernzentrum zu bringen. Dort werden ihre grundlegendsten Bedürfnisse gestillt und sie erhalten eine der 300 Mahlzeiten, die das engagierte Küchenteam jeden Tag zubereitet. Die Sanitäranlagen, die elektrischen Systeme und die Wohnräume der Schule würden bis an die Grenzen belastet. «Hier, inmitten des Chaos ihres zerstörten Lebens, geniessen die Vertriebenen die Würde einer Dusche, den Komfort sauberer Kleidung, die Stärkung durch eine warme Mahlzeite und die Gewissheit einer medizinischen Grundversorgung», heisst es im Bericht.
Website des Lernzentrums: https://www.southern.edu/administration/student-missions/calls/lebanon-ALC-.html

ADRA Libanon
Das vergangene Jahr hat für die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Libanon eine Reihe von Herausforderungen mit sich gebracht. Das Hilfswerk hat seit Beginn des Konflikt Lebensmittelgutscheine oder Reinigungsmitteln und Küchenutensilien verteilt. Jessy Challita, Projektkoordinatorin bei ADRA Libanon, sagt, dass ihre Aufgabe über die blosse Sicherung des Überlebens der Vertriebenen hinausgehe. Die Mitarbeitenden bemühten sich, ihnen Würde zu geben, indem sie Unterkünfte vermitteln, warme Mahlzeiten sowie Wasser und Seife bereitstellen, - die «für die Vertriebenen die Welt bedeuten».

In enger Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen hat ADRA Libanon 11 Notunterkünfte an verschiedenen Orten des Landes eingerichtet. Diese sicheren Zufluchtsorte sind für unzählige Familien, die vor dem Konflikt fliehen, zur Heimat geworden. 1.550 Personen wurden mit Nahrung versorgt, und 4.760 warme Mahlzeiten wurden ausgegeben. «Doch hinter jeder Zahl steht eine Geschichte, ein berührtes Leben, ein Hoffnungsschimmer, der wieder zum Leben erweckt wurde», schreibt MENA.
Website von ADRA Libanon: https://adralebanon.org/

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(v. li.) Lisa Beardsley-Hardy, Prof. Rolf Pöhler und Prof. Roland Fischer. (Bildlegende unten) © Fotos: APD/tl

125 Jahre Friedensau: Festakt und Gottesdienst zum Jubiläum

Friedensau/Deutschland | 01.11.2024 | APD | International

Der Ort Friedensau mit seinen Einrichtungen feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass fand am 19. Oktober nachmittags der offizielle Festakt statt, dem am Vormittag ein Festgottesdienst vorausging.

1899 kaufte die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten die „Klappermühle“, etwa 35 Kilometer östlich von Magdeburg gelegen, um auf dem Gelände eine „Missions- und Industrieschule“ zu errichten. Der Ort wurde in Friedensau umbenannt und schon im selben Jahr begannen der erste Unterricht mit einem Lehrer und sieben Schülern und der Baustart für weitere Gebäude. Das Wachstum war enorm: Im zehnten Jahr des Bestehens lernten bereits rund 250 Schülerinnen und Schüler aus vielen europäischen Ländern in Friedensau. Grosse Häuser waren gebaut worden, ein weitläufiger Campus war entstanden. Der Ort erlebte eine wechselvolle Geschichte und die Ausbildungsstätte wurde 1990 als Hochschule staatlich anerkannt. Sie unterhält die Fachbereiche Theologie und Christliches Sozialwesen und der Campus ist internationaler denn je.

Festakt mit Festrede von Prof. Dr. Jan-Hendrik Olberz
Die bewegte Geschichte Friedensaus klang in den Festveranstaltungen immer wieder an – auch in der Festrede des Erziehungswissenschaftlers Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz am Nachmittag. Er war von 2002 bis 2010 Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt (parteilos, auf Vorschlag der CDU gewählt). Mit Blick auf die DDR-Zeit resümierte er: „Das [theologische] Seminar hat sich ein bemerkenswertes Mass an Unabhängigkeit und Selbstständigkeit bewahrt.“ Das Thema seiner Festrede drehte sich um das Verhältnis von Wissen und Glauben – zwei Elemente, die an einer christlichen Hochschule von grundlegender Bedeutung sind. Dazu unterschied er zunächst Wissen und Bildung: „Wissen ist Rohstoff und wird in Schulen zu Bildung veredelt“, so Olbertz. Bildung umfasse „die drei V“: Verstand, Verständnis und Verständigung, also die Kommunikation darüber. Weil Wissen heute empirisch und methodisch herleitbar sein müsse, scheine Glauben nicht dazu zu passen, da er auf Gewissheiten setze und mit dem stehe und falle, woran man glaube. Aber Wissenschaft könne nur einen Teil der Wirklichkeit darstellen. Man müsse nicht seinen Verstand ausschalten, wenn man glauben wolle, so Olbertz. Wissen bedeute, etwas herauszufinden, Glauben bedeute, es anzunehmen. Das Menschsein müsse Sinn haben, Wissenschaft reiche dazu nicht aus. Wissen ohne Glauben erzeuge oft Ratlosigkeit, Glauben gänzlich ohne Wissen sei heute ohnehin obsolet geworden, so Olberts.

Abschliessend ging er auf die Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI) für das Denken und die Bildung ein: Sie könne das eigene Denken nicht ersetzen, aber sie mache uns „Denkangebote“, die wir annehmen könnten oder auch nicht. KI denke „nicht wirklich“ und übernehme keine Verantwortung. Es sei Aufgabe von Bildungseinrichtungen wie der Theologischen Hochschule Friedensau, den Umgang mit KI zu lehren und sie vernünftig zu nutzen, schloss Jan-Hendrik Olbertz seinen Festvortrag.

Streiflichter und Grussworte
Anschliessend berichtete der Friedensauer Kirchenhistoriker Dr. Johannes Hartlapp einige Streiflichter aus der Geschichte Friedensaus unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als durch die Anerkennung der Siebenten-Tags-Adventisten als kirchliche Körperschaft durch den ersten Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt (und einzigen, der nicht der Einheitspartei SED angehörte) letztlich die Wiedereröffnung des Predigerseminars möglich wurde.

Vertreter aus Politik und Bildungswesen sprachen Grussworte, darunter Christoph Börner, Referent im Ministerium für Wissenschaft und Umwelt als Vertreter des Ministers, Prof. Dr. Claudia Becker, Rektorin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und stellvertretende Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz Sachsen-Anhalts, Prof. Dr. Sigrid James für das Kuratorium der Theologischen Hochschule Friedensau. Sie bescheinigte der Hochschule, dass die Verbindung von Glaube und Wissenschaft nicht überall so gut funktioniere, wie in Friedensau und lobte auch die kulturelle Vielfalt der Hochschule.

Zwei Alumni der Hochschule würdigten ebenfalls in kurzen Beiträgen die positiven Erfahrungen in Friedensau, die sie zu den Positionen befähigt hätten, die sie derzeit innehaben: Thomas Petracek, Programmdirektor der Hilfsorganisation ADRA Europa und Musa Mitekaro, derzeit im Leitungsteam der teilkontinentalen adventistischen Kirchenleitung für das östliche Zentralafrika.

Auch die adventistische Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) übermittelte ein Grusswort. Die Leiterin der Bildungsabteilung der Generalkonferenz, Lisa Beardsley-Hardy, übermittelte Grüsse des Präsidenten der Weltkirchenleitung, Ted Wilson, und der Verantwortlichen des adventistischen Bildungswesens.

Festgottesdienst am Vormittag
Bereits am Vormittag hielt Lisa Beardsley-Hardy die Predigt im Festgottesdienst, der vom Rektor der Theologischen Hochschule Friedensau, Prof. Roland Fischer geleitet wurde. Darin fragte sie, woher es komme, dass Friedensau viele Menschen ausgesandt habe, die mit vollem Einsatz Gutes bewirkt und innovativ gearbeitet hätten. Es liege an den Lehrkräften, die „überzeugt von dem sind, was sie lehren“ und an der Mentalität der Studierenden. Aber es sei noch mehr: Der Geist „der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ sei eine Gabe Gottes, die er jenen schenke, die er zum Dienst beruft, sagte sie unter Bezugnahme des Bibeltextes aus 1. Timotheus 1,7–9 und 14. Es sei vor allem das Werk Gottes. „Macht ohne Liebe treibt Kriege an, Kraft mit Liebe macht die Schwachen mächtig“, so Beardsley-Hardy. Das sei es, was die Studierenden antreibe. An die Studierenden und Absolventen gerichtet sagte sie: „Du musst nicht vollkommen sein, damit Gott deine Arbeit segnet.“ Auch die Freundschaften, die in Friedensau entstehen, seien ein soziales Kapital, das sich hilfreich erweisen werde. Die Theologische Hochschule Friedensau sei berufen, die Wegbereiter von heute auszubilden, die den Spuren der ersten Pioniere folgen“, so Beardsley-Hardy abschliessend.

Grussworte von Kirchenvertretern
Zum Gottesdienstprogramm gehörten auch Grussworte von Vertretern adventistischer Kirchenkörperschaften und der Evangelischen Kirche. Der Finanzvorstand der teilkontinentalen Kirchenleitung für Mittel- und Südeuropa (Intereuropäische Division), Norbert Zens, verwies auf die beiden an Friedensauer Gebäuden angebrachten Texte „Unser Herr kommt“ und „Bete und arbeite“. Er habe keine Zukunftssorge um Friedensau, wenn diese Leitworte aus der Gründerzeit an die Studierenden von heute weitergegeben würden.

Der Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Johannes Naether, sprach über die Spannung von Wissenschaft und Bekenntnis, die Friedensau aushalten werde. „Wir brauchen nicht nur Wissen, sondern auch die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen. Das motiviert“, so Naether. Mit der alttestamentlichen Persönlichkeit Hiob fragte er: „Wo will man die Weisheit finden? Wo ist die Stätte der Einsicht?“ Es wäre schön, wenn man als Antwort „Friedensau“ sagen könne, sagte Naether. Weisheit sei die Erkenntnis Gottes.

Auch der Vizepräsident der regionalen adventistischen Verwaltungsgemeinschaft Berlin-Mitteldeutsche Vereinigung, Jens Fabich, wünschte in seinem Grusswort, dass „Friedensau weiterhin ein Ort des Wissens, der Weisheit und der Intelligenz“ sein möge – mit Christus als Fundament.

Anett-Petra Warschau, stellvertretende Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Elbe-Fläming, formulierte in ihrem Grusswort einen Dank an Gott „für die Visionen und Taten, die hier entstanden sind … Sie bringen Wissen und Vision, aber auch Wertschätzung zusammen – für die Menschen, die hier leben“, so Warschau.

Ein abschliessendes Grusswort sprach Andriy Shevchuk, Präsident der adventistischen Hochschule in Butscha (Ukraine), in dem er hervorhob, dass die Hochschule Friedensau die erste Einrichtung war, die ihnen geholfen habe, als der Krieg begann und grosse Teile der Stadt zerstört wurden. Zum Dank überreichte er dem Rektor der Hochschule, Prof. Roland Fischer, eine mit schwarzen und roten Fäden bestickte ukrainische Tracht (Vishyvanka), deren Farben für die unterschiedlichen Lebenserfahrungen stehen.

Dank und Wünsche von Hochschulvertretern
Auch Vertreter der Friedensauer Hochschule trugen Dankesworte und Wünsche vor. Bernhard Oestreich, Professor für Neues Testament, dankte für das gespendete Geld, das Friedensau trage, für das Vertrauen der Kirche, das er erfahren habe (insbesondere in der „DDR-Misstrauensgesellschaft“) und der adventistischen Kirchengemeinde Friedensau, der es gelang, sowohl Studierende aus aller Welt als auch pensionierte Zuzügler zu integrieren.

Dr. Anett Witherspoon, Programmdirektorin des Studiengangs International Social Science, wünschte sich, dass der Geist der Dankbarkeit und der Dringlichkeit weitergetragen werde. Zudem wünschte sie sich mehr Wachstum und eine grössere akademische Sichtbarkeit.

Musikalische Beiträge
Am Ende des Gottesdienstes sprach Rektor Prof. Roland Fischer ein Segenswort.
Umrahmt wurden der Festgottesdienst und der Festakt durch musikalische Beiträge von Friedensauer Studierenden und Hochschulangehörigen, darunter der Hochschulchor, ein Bläserchor und verschiedene Instrumentalisten, unter anderem mit Gitarre, Harfe und Trompete.

Der Festakt auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=5pyjkLaM0D0
Der Festgottesdienst auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=xX-sy-54X-g

Friedensau
Der Ort Friedensau, der 1899 gegründet wurde, feiert 2024 sein 125-jähriges Bestehen. Hier befindet sich die Theologische Hochschule Friedensau, eine staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. In den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie können zehn B.A.- und Masterstudiengänge – zum Teil berufs­begleitend, online oder in Teilzeit – belegt werden. Informationen: https://www.thh-friedensau.de.

Bildlegende
(v. li.) Lisa Beardsley-Hardy (Ph.D.), Leiterin der Bildungsabteilung der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten (li., mit Übersetzer Prof. Rolf Pöhler) und Prof. Roland Fischer, Rektor der Theologischen Hochschule Friedensau, bei den Festveranstaltungen zum 125-jährigen Bestehen von

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Dr. Cornelia Strunz, Oberärztin Desert Flower Center am Krankenhaus Waldfriede. © Foto: Krankenhaus Waldfriede

„HeldinnenAward“ für Dr. Cornelia Strunz vom adventistischen Krankenhaus Waldfriede (Berlin)

Berlin/Deutschland | 01.11.2024 | APD | International

Oberärztin Dr. Cornelia Strunz vom Desert Flower Center am Krankenhaus Waldfriede und Sozialarbeiterin Virginia Wangare Greiner (Maisha e. V.) wurden für ihren Einsatz gegen Genitalverstümmelung mit dem „HeldinnenAward“ der Alice-Schwarzer-Stiftung geehrt.

Am Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf werden viele Frauen und Mädchen behandelt, deren äußere Genitalien verstümmelt wurden. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem dort ansässigen Desert Flower Center. Es wurde im September 2013 eröffnet und war das erste Center dieser Art weltweit. Unter der ärztlichen Leitung von Chefarzt Dr. Roland Scherer hat sich Oberärztin Dr. Cornelia Strunz von Beginn an in herausragender Weise engagiert, heisst es in einer Mitteilung des Krankenhauses Waldfriede. Dort werden verstümmelte Genitalien durch Operationen wiederhergestellt.

Laudatio von Waris Dirie, Ex-Top-Model und Autorin
Am 25. Oktober 2024 wurde Oberärztin Dr. Cornelia Strunz deshalb im Roten Rathaus Berlin für ihren unermüdlichen Einsatz für Frauen mit Genitalverstümmelung mit dem „HeldinnenAward“ der Alice Schwarzer Stiftung geehrt. Weitere Preisträgerin ist die deutsch-kenianische Sozialarbeiterin Virginia Wangare Greiner, die mit ihrer Organisation Maisha e. V. in Frankfurt am Main genitalverstümmelte Frauen berät und weitere Genitalverstümmelungen durch Aufklärung verhindern will. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die Laudatio hielt Waris Dirie. „Ich kann nicht glauben, dass ich hier nach 40 Jahren immer noch stehe und dieses Verbrechen anprangern muss!“, sagte sie laut der Zeitschrift EMMA. „Schämt euch, dass ihr es nicht geschafft habt, die Genitalverstümmelung abzuschaffen!“ Und das gelte nicht nur für Afrika, sondern auch für Europa. 230 Millionen Frauen seien weltweit betroffen, allein in Deutschland lebten 75.000 Mädchen und Frauen, denen Klitoris oder, je nach Art der Verstümmelung, auch innere und äussere Schamlippen entfernt worden. Weitere 20.000 Mädchen seien hierzulande akut von der Verstümmelung bedroht – mitten in Deutschland, so EMMA. Zwar stünden auf dieses Verbrechen inzwischen bis zu 15 Jahre Gefängnis, aber es habe trotz über 70.000 Betroffenen bis heute nicht eine einzige Anzeige wegen Klitorisverstümmelung gegeben. Man könne sich nicht darauf zurückziehen, dass das zu „unserer Kultur gehört“, so Waris Dirie. „Diese Kinder sind auch eure Kinder!“ Und schliesslich: „I want this to be over!“, sagte sie laut EMMA.

Ihr aufrüttelndes Buch Wüstenblume erschien 1998. Darin beschreibt sie ihre eigene Lebensgeschichte: wie sie selbst im Alter von fünf Jahren eine Genitalverstümmelung über sich ergehen lassen musste, wie sie mit 13 Jahren aus Somalia nach England floh, dort mit 18 Jahren als Model entdeckt wurde und seither gegen diese grausame Praxis kämpft. Das Desert Flower Center (DFC) am Krankenhaus Waldfriede kooperiert mit der gleichnamigen Stiftung von Waris Dirie, die ihren Sitz in Wien hat. „Ich hasse es, immer noch um meine Würde und meinen Wert als Frau kämpfen zu müssen“, sagte die UN-Sonderbotschafterin und Schirmherrin des DFC Waldfriede laut der Berliner Tageszeitung Tagesspiegel.
Die Preisverleihung im Video: www.youtube.com/watch?v=o2bB5G6V5tI

Aus der Arbeit des DFC Waldfriede
Seit der Gründung des DFC Waldfriede haben dort über 700 Frauen medizinische Hilfe in Anspruch genommen. Bei rund 300 Frauen war ein operativer Eingriff nötig. Als ärztliche Koordinatorin des DFC Waldfriede ist Oberärztin Dr. Cornelia Strunz die erste Person, mit der betroffene Frauen telefonisch oder per E-Mail in Kontakt kommen. „Wir bieten Frauen, die an den Folgen einer Genitalverstümmelung leiden, eine ganzheitliche medizinische Versorgung an. Zusätzlich zu operativen Eingriffen und Wiederherstellungsoperationen unterstützen wir betroffene Frauen auch durch psychologische und sexualtherapeutische Hilfe. Es gibt seit 2015 eine Selbsthilfegruppe, die sich regelmässig trifft. Es gibt zweimal jährlich einen Intensivkurs für Ärzte, Hebammen und Pflegeberufe. Seit Oktober 2020 gibt es das Desert Flower Magazin in drei Sprachen (deutsch, englisch, französisch). Ebenfalls seit 2020 ist ein Fachbuch zum Thema im Handel“, heisst es in einer Mitteilung des DFC Waldfriede.

Die Kosten der medizinischen Behandlung für gesetzlich versicherte Frauen werden in Deutschland mittlerweile von den Krankenkassen übernommen. Für alle Nicht-Versicherten übernimmt der aus Spenden finanzierte Förderverein Waldfriede e.V. die Kosten. Weitere Informationen: www.dfc-waldfriede.de

Krankenhaus Waldfriede
Das freigemeinnützige Krankenhaus Waldfriede in Berlin Zehlendorf wurde 1920 gegründet und ist akademisches Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Es wurde nach gesetzlichen Qualitätsparametern mehrfach zertifiziert und hat mit seiner medizinischen und pflegerischen Qualität bereits eine Vielzahl an Auszeichnungen erhalten. Pro Jahr werden hier etwa 15.000 Patienten stationär und 150.000 Patienten ambulant behandelt. Der Träger ist die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die weltweit rund 900 medizinische Einrichtungen unterhält. Waldfriede ist unter anderem Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, im Deutschen Evangelischen Krankenhausverband e.V. (DEKV) und Kooperationspartner des adventistischen Krankenhausverbundes Advent Health in den USA.

Das Krankenhaus ist Teil des Gesundheitsnetzwerks Waldfriede zu dem auch eine psychiatrisch-psychosomatische Tagesklinik, eine Sozialstation, die Akademie zur Ausbildung von Pflegefachkräften, eine Servicegesellschaft, ein Seniorenhaus, das Gesundheitszentrum „PrimaVita“, die Privatklinik Nikolassee, eine Kindertagesstätte des Advent-Wohlfahrtswerks e.V. (AWW) und das Desert Flower Center gehören. Das Netzwerk Waldfriede ist der vielfältigste Medizin- und Pflegeanbieter im Berliner Südwesten und einer der grössten Arbeitgeber im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Informationen: www.krankenhaus-waldfriede.de.

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Blick auf die Gebäude des Krankenhauses Waldfriede in Berlin-Zehlendorf. © Foto: Krankenhaus Waldfriede

Berliner Krankenhaus Waldfriede geht in ein Schutzschirmverfahren

Berlin/Deutschland | 01.11.2024 | APD | International

Das adventistische Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf geht in ein Schutzschirmverfahren, um den Betrieb schnellstmöglich und nachhaltig zu sanieren. Der Klinikbetrieb geht dabei mit allen 700 Beschäftigten uneingeschränkt weiter.

Der Weg in das Schutzschirmverfahren sei aus verschiedenen Gründen notwendig geworden, teilte das Krankenhaus mit. Wesentlich waren die erheblichen Preissteigerungen vor allem in den Bereichen Energie, Unterhalt von Gebäuden und medizinischen Geräten und beim (Leasing-)Personal. Die Vergütung der medizinischen Leistung – vor allem über die Fallpauschalen, über die sich die Kliniken massgeblich finanzieren – wurden nicht im erforderlichen Umfang angepasst. Überdies musste das Krankenhaus Waldfriede aufgrund seiner Leistungsentwicklung in den letzten zwölf Jahren rund neun Millionen Euro an Patienteneinnahmen im Rahmen der Mehrleistungsabschläge wieder zurückzahlen, was zu einer zusätzlichen erheblichen Belastung führte.

Rückhalt der Ärzteschaft und der Beschäftigten
Das Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf bietet eine hochwertige medizinische Versorgung. „Als christliches Krankenhaus präge die Liebe zu Gott und den Menschen alle Bemühungen, Menschen zu heilen und sie auch in schwierigen Lebensphasen zu begleiten“, so Bernd Quoss, Vorstand des Vereins Krankenhaus Waldfriede e. V. (siehe APD-Meldung vom 26. September 2024: https://apd.media/news/archiv/16388.html).

Dass man im Krankenhaus Waldfriede nicht nur für die Patienten, sondern auch füreinander einsteht, wurde am 8. Oktober 2024 spürbar, als der Vorstand den Mitarbeitern mitteilte, dass das Krankenhaus in ein Schutzschirmverfahren geht. Die ärztliche Leitung versicherte dem Vorstand umgehend und wertschätzend ihren Rückhalt. Sie betonten ihre Motivation notwendige Änderungen gemeinsam und zügig anzupacken. Die Ärzteschaft äusserte sich optimistisch, dass der eingeschlagene Weg, transparent und folgerichtig ist. Die Beschäftigten des Krankenhauses brachten auch ihren Dank darüber zum Ausdruck, dass Bernd Quoss gemeinsam mit dem Aufsichtsrat des Vereins Krankenhaus Waldfriede e. V., das Verfahren rechtzeitig in die Wege geleitet hat.

Ziel ist die Restrukturierung
Der Vorstand hatte wenige Tage zuvor beim zuständigen Amtsgericht einen Restrukturierungsantrag im Wege des Schutzschirmverfahrens gestellt, der aufgrund der positiven Sanierungsaussichten angenommen wurde. Der Vorstand wird von Experten der Sozietät Wellensiek bei der Sanierung begleitet. Das Schutzschirmverfahren wird, wie üblich von einem vorläufigen Sachwalter begleitet. Das Gericht hat dazu Rechtsanwalt Prof. Dr. Lucas Flöther eingesetzt. Ziel ist es, das Krankenhaus zu restrukturieren und wieder in die schwarzen Zahlen zu führen.

„Wir gehen gut vorbereitet in das Verfahren und werden in den kommenden Wochen verschiedene Optionen sehr genau prüfen, mit denen wir uns wieder zukunftsgerecht aufstellen werden“, beschreibt Bernd Quoss die anstehenden Aufgaben. „Der Klinikbetrieb wird uneingeschränkt fortgeführt (...). Die Finanzierung dafür ist gesichert. Unsere Patientinnen und Patienten werden von dem Verfahren nichts spüren“, erläutert Quoss weiter.

Gute Erfolgschancen
Christopher Seagon, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht und Partner der Sozietät Wellensiek, sieht gute Chancen für eine erfolgreiche Sanierung des Krankenhauses. „Wir möchten das Sanierungsverfahren schnellstmöglich abschliessen. Nach jetzigem Stand gehen wir davon aus, dass dies bereits im späteren Frühjahr 2025 so weit sein kann“, ergänzt Seagon. Ziel der Sanierung ist es, das Krankenhaus so aufzustellen, dass es trotz schwieriger Rahmendbedingungen seinen Dienst am Menschen fortsetzen kann. Das Krankenhaus Waldfriede ist ein attraktiver Arbeitgeber im Bezirk Berlin-Zehlendorf und soll dies auch zukünftig bleiben. Ein Stellenabbau ist nicht vorgesehen.

Über ein Schutzschirmverfahren
Ein Schutzschirmverfahren ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Es ermöglicht der Unternehmensleitung die eigenverantwortliche Sanierung des Unternehmens zur Vermeidung einer andernfalls drohenden Liquiditätskrise. Für die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens ist dessen Beantragung beim zuständigen Gericht und unter anderem die Vorlage eines testierten Sanierungskonzepts sowie Finanzierungsnachweises erforderlich. Im Verfahren setzt das Unternehmen notwendige Sanierungsmaßnahmen um.

Krankenhaus Waldfriede
Das freigemeinnützige Krankenhaus Waldfriede in Berlin Zehlendorf wurde 1920 gegründet und ist akademisches Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Es wurde nach gesetzlichen Qualitätsparametern mehrfach zertifiziert und hat mit seiner medizinischen und pflegerischen Qualität bereits eine Vielzahl an Auszeichnungen erhalten. Pro Jahr werden hier etwa 15.000 Patienten stationär und 150.000 Patienten ambulant behandelt. Der Träger ist die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die weltweit rund 900 medizinische Einrichtungen unterhält. Waldfriede ist unter anderem Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, im Deutschen Evangelischen Krankenhausverband e.V. (DEKV) und Kooperationspartner des adventistischen Krankenhausverbundes Advent Health in den USA.

Das Krankenhaus ist Teil des Gesundheitsnetzwerks Waldfriede zu dem auch eine psychiatrisch-psychosomatische Tagesklinik, eine Sozialstation, die Akademie zur Ausbildung von Pflegefachkräften, eine Servicegesellschaft, ein Seniorenhaus, das Gesundheitszentrum „PrimaVita“, die Privatklinik Nikolassee, eine Kindertagesstätte und das „Desert Flower Center“ gehören. Das Netzwerk Waldfriede ist der vielfältigste Medizin- und Pflegeanbieter im Berliner Südwesten und einer der grössten Arbeitgeber im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Informationen: www.krankenhaus-waldfriede.de.

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Die neuen Studierenden der ThH-Friedensau zum Wintersemester 2024/25. © Foto: ThHF

40 neue Studierende an der Theologischen Hochschule Friedensau

Friedensau/Deutschland | 01.11.2024 | APD | International

Am 7. Oktober 2024 wurde das Studienjahr 2024/25 an der Theologischen Hochschule Friedensau (ThHF) feierlich eröffnet. Der Rektor der Hochschule begrüsste 40 neue Studierende aus 15 Ländern.

Mit einer Ansprache hiess der Rektor der Theologischen Hochschule, Professor Dr. phil. Roland Fischer, in der Kapelle die neuen Studierenden willkommen. Er stellte Ziele und Werte der Hochschule in den Mittelpunkt seiner Rede: „Die Theologische Hochschule Friedensau steht für ganzheitliche Bildung. Als adventistische Hochschule fördern wir das spirituelle Leben und setzen den Fokus auf das Evangelium von Jesus Christus.“

Anschliessend folgte die reguläre Studieneinschreibung. Die Aktivitäten des Tages waren mehr auf ein allgemeines Kennenlernen gerichtet, so Andrea Cramer, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule. Dazu folgte am Abend in der Kulturscheune ein Welcome-Dinner für die neuen Studierenden, die bei dieser Gelegenheit die Studiengangsleiter, einige Dozentinnen und Dozenten sowie Mitarbeitende der Hochschule in zwangloser Runde treffen konnten.

40 Studierende begannen ihr Studium zum Wintersemester 2024/25 an der ThHF im Bachelor-Studiengang (B.A.) Theologie sowie in den Masterstudiengängen Counseling (Ehe-, Familien- und Lebensberatung), Development Studies, Master of Arts in Pastoral Ministry und Master of Theological Studies – wobei die drei letztgenannten englischsprachig aufgebaut sind. Die neuen Studierenden kommen aus 15 verschiedenen Ländern: Äthiopien, Burundi, Deutschland, Ghana, Guatemala, Kenia, Kongo, Kroatien, Myanmar, Niger, Nigeria, Philippinen, Ruanda, Sambia und der Schweiz. Die grösste Gruppe wird durch die neuen Studierenden aus Myanmar gebildet.

Friedensau
Der Ort Friedensau, der 1899 gegründet wurde, feiert 2024 sein 125-jähriges Bestehen. Hier befindet sich die Theologische Hochschule Friedensau, eine staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. In den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie können zehn B.A.- und Masterstudiengänge – zum Teil berufs­begleitend, online oder in Teilzeit – belegt werden. Informationen: https://www.thh-friedensau.de.

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Der Campus der Andrews University mit den Flaggen der Länder, aus denen die Studierenden stammen. © Foto: Christine Vetne/ AME (CC BY 4.0)

Adventistische Andrews University auf Platz 4 der christlichen Hochschulen in den USA

Berrien Springs, Michigan/USA | 01.11.2024 | APD | International

Im Jahr 2024 gehört die Andrews University zu den fünf besten christlichen Hochschulen in Amerika, wie aus dem jüngsten Ranking des Hochschulkontaktvermittlers Niche hervorgeht.

Die adventistische Hochschule in Berrien Springs, Michigan (USA), landete auf dem vierten Platz unter den mehr als 500 christlichen Colleges und Universitäten, die in die Liste aufgenommen wurden. Im vergangenen Jahr belegte die Andrews University noch Platz 14 (siehe www.niche.com/colleges/search/best-christian-colleges/).

Bestnoten auf vielen Gebieten
Niche bezeichnete Andrews auch als eines der ethnisch vielfältigsten Colleges in Amerika (Platz 3 von 1.495) und bewertete die Universität als bestes kleines College (Platz 1 von 25) und als beste private Universität (Platz 1 von 24) im US-Bundesstaat Michigan. Darüber hinaus wurden mehrere Studiengänge der Universität zu den besten der USA erklärt, darunter in Biologie, Wirtschaft, Informatik, Geschichte, Musik, Physiotherapie, Psychologie und Religion.

Das Niche-Ranking basiert auf einer detaillierten Analyse von Bildungsdaten, die die akademische Qualität und das finanzielle Kosten-Nutzen-Verhältnis der Universität messen, sowie auf einem umfassenden studentischen Bewertungssystem. Auf dieser Grundlage vergab Niche die Note „A“ für die Andrews University in vielen Schlüsselbereichen, darunter akademische Leistung, ethnische Vielfalt, Qualität der Lehre, Qualität des Mensa-Essens und Sicherheit auf dem Campus.

Lob von Studierenden
Mehr als 500 Studierende und Ehemalige haben ihre Erfahrungen an der Andrews University Niche mitgeteilt. In einer Bewertung eines derzeitigen Studenten im zweiten Studienjahr heisst es: „Als Student, der einer Minderheit angehört, finde ich es toll, dass Andrews sich einer grossen Vielfalt rühmen kann, und das hat mir die grossartige Möglichkeit gegeben, von anderen Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund als meinem eigenen zu lernen … Jeder Student hat die gleiche Chance, neben den akademischen Fächern auch andere Bereiche zu erkunden. Zu diesen Bereichen gehören unter anderem Gelegenheiten, Leitungsaufgaben wahrzunehmen, Service-Learning-Möglichkeiten, Karriere-Mentoring, Unterstützung bei der Gründung von Kleinunternehmen und gesellschaftliches Engagement.“ Der Student schloss: „Andrews ist ein Ort, an dem die Welt verändert wird, und ich bin stolz darauf, Teil dieses Ortes zu sein!“

Andrews University
Die Andrews University ist eine führende Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wurde 1874 in Battle Creek, Michigan/USA gegründet und später nach John Nevin Andrews (1829–1883), dem ersten Missionar der Freikirche in Europa, benannt. Laut eigenen Angaben sind knapp 3.000 Studierende an den acht Fakultäten eingeschrieben, die rund 200 Studiengänge anbieten: darunter Luftfahrt, Architektur, Betriebswirtschaft, Pädagogik, Gesundheitswissenschaften und Theologie. Darüber hinaus bestehen internationale Partnerschaften mit anderen Hochschulen, an deren Studienprogrammen mehr als 200 Studierende teilnehmen.
Weitere Infos: www.andrews.edu

Niche
Niche ist der Marktführer in den USA bei der Kontaktvermittlung von Colleges und Schulen mit Studenten und Familien. Mit detaillierten Profilen zu jeder Schule und jedem College in den USA, über 140 Millionen Bewertungen und Rezensionen sowie leistungsstarken Such- und Datentools hilft Niche, eine passende Bildungseinrichtung zu finden und sich dort einzuschreiben. Informationen: www.niche.com

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Vor allem Mädchen aus staatenlosen Familien, benachteiligten Minderheiten und ländlichen Gebieten von Menschenhandel betroffen. © Foto: ADRA Thailand

Weltmädchentag 2024: ADRA Deutschland stärkt Mädchen durch Projekte

Weiterstadt/Deutschland | 01.11.2024 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Anlässlich des jährlichen Weltmädchentages am 11. Oktober stellt die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland zwei Projekte in Thailand und im Libanon vor, die Mädchen und junge Frauen stärken und unterstützen.

In Thailand werden Mädchen immer noch Opfer von Menschenhandel, im Libanon leiden junge Frauen nicht nur unter dem aktuellen Konflikt, sondern auch unter der anhaltenden Wirtschaftskrise des Landes, teilt Andreas Lerg, Pressesprecher von ADRA Deutschland mit.

„Keep Girls Safe-Projekt“ zum Schutz gefährdeter Mädchen in Thailand
Hierbei geht es um das anhaltende Problem des Menschenhandels in Thailand. Besonders betroffen sind Mädchen aus ethnischen Minderheiten und staatenlosen Familien. ADRA setzt sich mit dem Projekt „Keep Girls Safe" aktiv für diese Mädchen ein und bietet ihnen Schutz, Unterstützung und Bildung.

In Thailand wären Mädchen aus staatenlosen Familien, aus benachteiligten ethnischen Minderheiten und aus armen ländlichen Gebieten häufig Opfer von Ausbeutung und Zwangsarbeit, so Andreas Lerg. Meist fehlten ihnen grundlegende Schutzmassnahmen und so würden sie Opfer von Menschenhändlern, die ihre Notlage ausnutzen. Aus diesem Grund habe ADRA im Jahr 2021 in Thailand das Projekt „Keep Girls Safe“ ins Leben gerufen.

Das Projekt „Keep Girls Safe“ biete den betroffenen Mädchen zunächst einen sicheren Zufluchtsort, wo sie nicht nur Schutz, sondern auch Zugang zu Bildung und sozialer Unterstützung erhielten. ADRA arbeite ausserdem eng mit örtlichen Partnern und den Behörden zusammen, um Mädchen langfristig zu stärken und ihnen eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.

Neben dem direkten Schutz der Mädchen leiste ADRA ergänzend umfangreiche Aufklärungsarbeit in den betroffenen Dörfern. Ziel sei es, das Bewusstsein für die Rechte von Kindern und Mädchen zu stärken und langfristig einen kulturellen Wandel herbeizuführen. Durch Aufklärungskampagnen und die Zusammenarbeit mit lokalen Führungspersönlichkeiten sollen gefährdete Familien unterstützt und Menschenhändlern die Grundlage entzogen werden.

Weitere Informationen: https://adra.de/projekte/menschenhandel-in-thailand-noch-immer-ein-grosses-problem/

Hilfe für Mädchen und Frauen in Not im Libanon
Doch nicht nur in Thailand sei ADRA aktiv, um Mädchen zu schützen und zu stärken. Im Libanon wurde 2023 ein Projekt gestartet, das die Würde, die Rechte, aber auch die Gesundheit von Mädchen und Frauen stärken soll. Inmitten der schwersten Wirtschaftskrise des Landes stelle ADRA Hygieneartikel und Menstruationsprodukte zur Verfügung. Ein Hilfspaket enthalte neben Einweg-Damenbinden auch Unterwäsche, Handtücher, Seife, Shampoo, Waschpulver sowie Wasch- und Bleichmittel. Frauen und Mädchen erhielten im Rahmen dieses Projektes umfassende Unterstützung, um ihre hygienischen und sanitären Bedürfnisse zu decken.

Ergänzt werde die materielle Hilfe durch Aufklärungsveranstaltungen zum Thema Menstruationsgesundheit und Hygienepraktiken. Bei diesen Treffen tauschten sich die Mädchen und Frauen auch über alltägliche Probleme aus und entwickelten gemeinsam Lösungsansätze, um als gleichberechtigte Partnerinnen in der Gesellschaft wahrgenommen und respektiert zu werden.

Mehr dazu: https://adra.de/projekte/adra-setzt-sich-fuer-die-gesundheit-und-wuerde-von-frauen-ein

Spendenaufruf zum Weltmädchentag
Anlässlich des jährlichen Weltmädchentages am 11. Oktober ruft ADRA Deutschland zu Spenden für das Projekt „Keep Girls Safe“ und weitere Initiativen wie die Unterstützung von Frauen im Libanon auf. Spendenkonto IBAN DE36 3702 0500 0007 7040 00 oder www.adra.de/spenden.

ADRA
ADRA Deutschland e. V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 gegründet und hat rund 50 Angestellte. Es ist Teil des weltweiten ADRA-Netzwerks, das 1956 gegründet und von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen wird. Es besteht aus 108 eigenständigen nationalen Büros und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA steht für Adventist Development and Relief Agency. ADRA Deutschland ist unter anderem Gründungsmitglied des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), der „Aktion Deutschland Hilft“ und „Gemeinsam für Afrika“.

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Freiwillige eines Verteilungszentrums in Asheville, US-Bundesstaat North Carolina. © Foto: ACS

Wirbelstürme in den USA: ADRA und weitere adventistische Hilfsorganisationen leisten Unterstützung

Silver Spring, Maryland/USA | 01.11.2024 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Nach zwei Wirbelstürmen, die verheerende Schäden angerichtet haben, unterstützen die Organisationen Adventist Community Service (ACS), Adventist Development and Relief Agency (ADRA) und Adventist World Aviation (AWA) die Menschen mit Nothilfe und beim Wiederaufbau.

Gut drei Wochen nach dem Hurrikan Helene und gut eine Woche nach dem Hurrikan Milton, die beide über den Südosten der USA hinweggefegt sind, gehen die Bemühungen, den von den Stürmen betroffenen Menschen zu helfen, weiter, berichtet der Presseinformationsdienst Adventist News Network (ANN).

Der Regen und der starke Wind, der vom Hurrican Helene ausging, trafen den Südosten der USA und verursachten schwere Überschwemmungen und Schlammlawinen - in einigen Fällen wurden ganze Ortschaften zerstört. Die Zahl der durch Helene verursachten Todesopfer ist auf über 250 gestiegen. Die Zahl der Todesopfer des Hurricans Milton beläuft sich derzeit auf über 20.

Kooperation von ACS und ADRA
Die US-Bundesstaaten mit den grössten Sturmschäden sind Florida, North Carolina, South Carolina, Tennessee, Georgia und Virginia. W. Derrick Lea, Direktor des ACS, sagte, dass Adventist Community Service (ACS) und ADRA am 9. Oktober eine Zusammenarbeit im Hinblick auf die Hilfeleistungen vereinbart haben. ACS und ADRA haben ein gemeinsames Ziel: den schwer betroffenen Gemeinden im Südosten Hoffnung und Hilfe zu bringen. Die Wohlfahrtsorganisation Adventist Community Service (ACS) ist in Nordamerika tätig und leistet in vielen Orten Menschen in Notlagen und aus ärmeren Bevölkerungsschichten soziale Unterstützung. ADRA arbeitet weltweit, überwiegend ausserhalb Nordamerikas, aber in Zeiten extremer Krisen schliessen wir uns zusammen, um den Bedürftigen zu dienen und ihnen zu helfen.

Gemeinsam haben die beiden Organisationen eine Reihe von Notunterkünften errichtet und verteilen an zahlreichen Orten Hilfsgüter wie Lebensmittel, Wasser und Hygienekits. ADRA hat dem Adventist Community Service (ACS) 150.000 Dollar für den Wiederaufbau im Südosten der USA zur Verfügung gestellt.

Hilfe des Flugdienstes AWA
Der Flugdienst Adventist World Aviation (AWA) liefert nach den Wirbelstürmen lebenswichtige Hilfsgüter an abgelegene Ortschaften in Florida und im Südosten der USA. Mit über hunderten Flugstunden unterstützen die freiwilligen Piloten von AWA die Wiederaufbaumassnahmen, indem sie Lebensmittel, Wasser, medizinische Hilfsgüter und mehr zu den Bedürftigen transportieren und den Menschen auch seelsorgerliche Hilfe anbieten.

ACS
Adventist Community Services (ACS) ist der offizielle Wohlfahrtsdienst der Siebenten-Tags-Adventisten in Nordamerika. Er leistet lebenswichtige Hilfe für Einzelpersonen und Familien in von Armut betroffenen und städtischen Gebieten, die arbeitslos, erwerbsarm, nicht sozialversichert und benachteiligt sind. Er bietet Hilfsdienste an und fördert die Entwicklung, indem er den Menschen Fähigkeiten vermittelt, die sie in die Lage versetzen, sich selbst zu versorgen, und engagiert sich in der Öffentlichkeit für benachteiligte Menschen.
Informationen: www.communityservices.org.

ADRA
Das Hilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 108 eigenständigen nationalen Büros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden.
Informationen: www.adra.org.

AWA
Adventist World Aviation (AWA) ist ein Hilfswerk der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit Sitz in Wilson (US-Bundesstaat North Carolina). Es wurde 1995 gegründet und hat Niederlassungen in den USA (einschliesslich Alaska), Kanada, den Philippinen, Nicaragua und Guyana. AWA betreibt eine Flotte von über 20 Flugzeugen. Diese unterstützen isolierte Ortschaften auf vielfältige Weise: durch medizinische Evakuierungen, medizinische Einsätze wie Impfungen und allgemeine Gesundheitsleistungen, zahnärztliche Einsätze sowie präventivmedizinische und seelsorgerliche Angebote.
Informationen: https://flyawa.org.

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Kostiantyn Sych, Strategie- und Organisationberater bei ADRA Ukraine. © Foto: ADRA Ukraine

ADRA Ukraine: «Früher waren wir nur ein Zug, jetzt werden wir auch ein Gleis»

Kostiantyn Sych ist verantwortlich für die Entwicklungsstrategie, die Optimierung der Arbeitsabläufe und die Gewährleistung einer effektiven Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachbereichen und Mitarbeitenden bei ADRA Ukraine.

In einem Interview, welches die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Ukraine auf ihrer Webseite publizierte, erläuterte Sych die Entwicklung des Hilfswerks nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022.

Nach offenem Kriegsausbruch 2022: ADRA reagiert auf dringendste Bedürfnisse
In der ersten Zeit nach dem offenen Kriegsausbruch 2022 habe ADRA nicht wirklich planen können, sondern musste auf die jeweils dringendsten Bedürfnisse der Bevölkerung mit vielen kleinen Projekten reagieren, die sehr erfolgreich gewesen seien. ADRA Ukraine habe damals schwerpunktartig mit dem Welternährungsprogramm (WFP) der UNO zusammengearbeitet und Nahrungsmittelhilfe geleistet. Ausserdem habe ADRA mit staatlichen Hilfswerken von Kanada, Japan und der Slowakei im humanitären Bereich kooperiert. Dabei habe ADRA Ukraine vor allem humanitäre Projekte der Geldgeber implementiert, wie ein Zug, der Waren von A nach B transportiere. Diese Zeit sei nicht einfach gewesen und man habe Erfolge und Misserfolge zu verzeichnen gehabt.

2023 sei es dann aufgrund der stabileren Situation im Land möglich gewesen, eine Strategie inklusive Langzeitplanungen zu entwickeln, welche dazu geführt hätten, dass sich die Aktivitäten des Hilfswerks im Laufe der Jahre auf hohem Niveau etabliert haben.

Wir sind nun ein «Gleis» auf dem sich andere «Züge» bewegen können
«Wir initiieren jetzt viele neue Projekte, um eine Plattform für die Entwicklung anderer Organisationen zu werden. Das bedeutet, dass wir jetzt nicht nur ein „Zug“ sind, der humanitäre Güter von A nach B bringt, sondern auch ein „Gleis“, auf dem sich andere ähnliche „Züge“ bewegen können. Dazu schliesse ADRA mit anderen Hilfswerken sowie kirchlichen, gesellschaftlichen und staatlichen Organisationen Zusammenarbeitsverträge. Wir entwickeln uns zu einer Plattform, auch einer digitalen, um in den Bereichen Gesundheit und Bildung zu helfen, die unsere beiden Prioritäten sind - die Entwicklung von Gesundheit und Bildung für alle Ukrainer», so Sych.

Strategie: Was wir machen und was wir nicht machen
Demnach beinhalte die neue Strategie nicht nur jene Bereiche, in denen man aktiv sein wolle, sondern auch jene, in denen sich ADRA Ukraine nicht engagieren wolle. Kleine Projekte würden nicht mehr selbst ausgeführt, sondern an kleinere Hilfsorganisationen weitergeleitet.

«Unsere Strategie beinhaltet eine Verlagerung von der Quantität der Projekte und der Geber zur Qualität. Obwohl die Zahl der Projekte zurückgegangen ist, sind die Projekte selbst viel grösser geworden - sowohl in Bezug auf die Finanzierung als auch auf die Reichweite und die Zahl der Begünstigten», sagte der Strategie- und Organisationberater.

Herausforderungen: Sicherheit, Mitarbeiterförderung, Finanzierung
Das Hilfswerk habe mit drei grossen Herausforderungen zu kämpfen: Die erste sei die Sicherheit der ADRA-Mitarbeitenden. Die Busfahrer, die Menschen aus den umkämpften Gebieten evakuierten, arbeiteten rund um die Uhr unter schwierigen Bedingungen.

Eine zweite Herausforderung bestehe darin, für die Angestellten, die wöchentlich 40 bis 46 Stunden arbeiten würden, Finanzen zu finden, um sie zu schulen, weiterzubilden und Teamausflüge zu organisieren.

Die dritte Herausforderung bestehe in der unzureichenden Finanzierung zur Unterstützung der Fachkräfte. Das Hilfswerk sei ständig auf der Suche nach zusätzlichen Finanzierungsquellen, um das Team über das Geld hinaus, das über die Projektarbeit durch die Geber hereinkomme, zu unterstützen, so Kostiantyn Sych.

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An 14 Standorten im Bezirk Bashtanka, in der Region Mykolaiv, kann wieder sauberes Trinkwasser angeboten werden. © Foto: ADRA Ukraine

ADRA Ukraine installiert Wasseraufbereitungsanlagen in Schulen und Krankenhäusern der Region Mykolaiv

Seit der Zerstörung eines lokalen Wasserreservoirs haben mehrere Regionen in der Südukraine Probleme mit der Trinkwasserversorgung. ADRA Ukraine hat im Bezirk Bashtanka in der Region Mykolaiv Trinkwasseraufbereitungsanlagen installiert.

Die Geräte wurden an 14 Standorten installiert, darunter in zwei Krankenhäusern und die übrigen in Vorschulen, Turnhallen und höheren Schulen. Dies geht aus einer Pressemitteilung von ADRA Ukraine hervor, die von der Nachrichtenagentur Adventist News Network (ANN) verbreitet wurde.

Die Krankenhäuser befinden sich in Kazanka und Berezneguvate. Zu den Städten, in denen die Anlagen in Bildungseinrichtungen installiert wurden, gehören Snihurivka, Berezneguvate, Vysunsk, Vilne Zaporizhzhia, Kaluga, Shevchenkove-2, Pavlivka, Yurivka und Kalynivka. Mit Ausnahme von zwei Standorten, an denen die abschliessenden Qualitätsprüfungen der Ausrüstung noch laufen, sind alle Anlagen bereits in Betrieb.

Darüber hinaus installiert ADRA am 15. Standort im Dorf Halahanivka, Bezirk Snihuriv, Region Mykolaiv, eine Kläranlage. Ihre Inbetriebnahme ist im Oktober 2024 geplant.

Die direkten Nutzniesser des Projekts sind Schüler und Lehrende von Bildungseinrichtungen sowie stationär aufgenommene Patienten in Krankenhäusern. Die Zugangsstellen für gereinigtes Trinkwasser werden in den Kantinen installiert, damit das Küchenpersonal das Essen für die Kinder mit hochwertigem Trinkwasser zubereiten kann. Auch die Bewohner der Siedlungen können vorbeikommen und gereinigtes Wasser für den Eigenbedarf abholen.

Positive Auswirkungen auf die Schulbildung
Das Projekt zur Installation von Wasseraufbereitungsanlagen, das von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) finanziert wurde, war notwendig geworden, weil sich die Wasserqualität nach der Zerstörung des Kachowka-Stausees verschlechtert hatte. Diese Katastrophe hat fast die gesamte Südukraine in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Installation der Wasseraufbereitungsanlagen werde der Betrieb von Schulkantinen verbessert. Dies wiederum wirke sich positiv auf den Start des Bildungsprozesses in der hybriden Form des Unterrichts (Fernunterricht und Unterricht in Präsenz) aus, so die Projektleiter. Die lokalen Behörden machen sich grosse Sorgen um ihre Schüler, deren Gesundheit und Sozialisierung. Die Kinder wollen zu einem normalen, sicheren Leben und Bildungsprozess zurückkehren und mit Freunden kommunizieren.

Der Fernunterricht mittels Videokonferenzen war eine notwendige Reaktion der lokalen Behörden auf die Coronavirus-Pandemie und den Krieg. Die Wiederherstellung der Bildungsinfrastruktur in der Region ermögliche es den Einwohnern, zu einem normalen Leben zurückzukehren, so ADRA Ukraine

ADRA Ukraine
Das Hilfswerk ADRA Ukraine ist seit dem 21. Februar 1993 offiziell von den Behörden registriert und führt humanitäre Projekte durch. Es ist Teil des weltweiten ADRA-Netzwerks, das 1956 gegründet und von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen wird und aus 108 eigenständigen nationalen Büros besteht. ADRA steht für Adventist Development and Relief Agency. ADRA Ukraine hilft Opfern von Konflikten und Katastrophen, Binnenvertriebenen und ihren Familien, Kindern in Waisenhäusern und Heimen, Krankenhauspatienten, unterstützt Menschen in Krisengebieten, Behinderte sowie Ältere und fördert eine gesunde Lebensweise. Gegenwärtig arbeiten bei ADRA Ukraine über 350 Personen.
Informationen (in Englisch): https://www.adra.ua/en/

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Titelseiten der zweisprachigen Zeitschrift "Dos Jidisze Wort" auf Jiddisch und Polnisch aus Warschau. © Foto: IMH Service/Björn Akstinat

Trendumkehr: Immer mehr Menschen sprechen Jiddisch

Berlin/Deutschland | 01.11.2024 | APD | Medien

In den vergangenen Jahrzehnten haben Wissenschaftler das Jiddische mehrheitlich als sterbende Sprache bezeichnet. Laut einer aktuellen Untersuchung der Internationalen Medienhilfe (IMH) sei Jiddisch aber «quicklebendig».

Die Zahl der Menschen, die diese deutsche Mundart sprechen, nehme stark zu, heisst es in einer Medienmitteilung der Internationalen Medienhilfe (IMH). Der IMH-Verlag hat das erste internationale Verzeichnis deutschsprachiger jüdischer Medien herausgegeben. Demnach gibt es weltweit 2024 über 40 jiddische Druckmedien, neun Radioprogramme, ein Fernsehprogramm sowie zehn Theater. Neben den USA sind noch die Niederlande, Polen, Russland und Schweden Erscheinungsländer einzelner jiddischer Veröffentlichungen.

Der IMH-Leiter Björn Akstinat erklärt: "Wir haben die jiddische Medienszene untersucht und dabei festgestellt, dass nach Jahren des Niedergangs in letzter Zeit immer mehr Zeitungen und Zeitschriften neu gegründet werden. Mehr als die Hälfte der weltweit über 40 existierenden Publikationen sind erst nach der Jahrtausendwende neu entstanden, und zwar fast ausnahmslos in und um New York/USA. Das ist ein klares Indiz für einen starken Anstieg der jiddischsprachigen Bevölkerung. Der Kinderreichtum der dort lebenden orthodoxen Juden macht sich nun deutlich bemerkbar. Die frommen Juden, die Jiddisch als Alltags- und Umgangssprache benutzen, gehören zu den am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppen der USA - so wie die deutschstämmigen Amischen, die untereinander ebenfalls eine deutsche Mundart sprechen."

Es sei äusserst aufwändig gewesen die jiddische Medienszene weltweit zu durchleuchten, Akstinat. Insbesondere beim Suchen der jiddischen Zeitungen und Zeitschriften in und um New York habe er wie ein Detektiv vorgehen müssen, um in der abgeschlossenen Welt der othodoxen Juden die nötigen Daten aufzuspüren.

Für Deutschsprachige seien die neun jiddischen Radioprogramme in aller Welt interessant. Man könne sie einerseits hören, ohne die hebräische Schrift, in der Jiddisch meist geschrieben wird, zu beherrschen. Andererseits merke man beim Hören, wie sehr die "Mameloschn" [Muttersprache] dem Hochdeutschen ähnelt und für deutsche Ohren verständlich sei. Alle Programme könnten nicht nur regional über UKW oder Mittelwelle empfangen werden, sondern auch weltweit via Internet, schreibt IMH.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im neuen Verzeichnis "Jüdische Medien weltweit in Hochdeutsch und Jiddisch" des IMH-Verlags zusammengefasst. Dieses erste internationale Verzeichnis entsprechender Zeitungen, Zeitschriften, Radioprogramme, TV-Sendungen und Internetseiten enthält am Ende eine Auflistung aller jiddischen Theater weltweit.
Mehr Infos:
https://www.imh-service.de/verlag/juedische-medien-weltweit-in-hochdeutsch-und-jiddisch-jewish-media-worldwide-in-high-german-and-yiddish

Internationale Medienhilfe (IMH)
Die Internationale Medienhilfe (IMH) ist laut Selbstdarstellung das Netzwerk der deutsch- bzw. jiddischsprachigen Medien rund um den Globus. Das Mitgliederspektrum ist bunt. Es reicht vom amerikanischen Magazin "Florida Sun" über "Dos jiddische Wort" in Polen und Radio Vatikan bis hin zum "Nordlandführer" in Island.
IMH-Webseite: https://www.medienhilfe.org/

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Die adventistische Delegation in Leipzig Ausführliche Bildlegende am Schluss des Artikels © Foto: Lena Seehausen

Kirchen in Deutschland feiern „100 Jahre Kirche im Radio“

Leipzig/Deutschland | 01.11.2024 | APD | Medien

Am 29. September fand der ökumenische Gottesdienst der kirchlichen Beauftragten beim Mitteldeutschen Rundfunk in der Universitätskirche St. Pauli auf dem Leipziger Augustusplatz statt. Anlass waren 100 Jahre Kirche im Radio.

Der Gottesdienst wurde live von MDR Kultur, im Deutschlandfunk sowie von NDR, SR und WDR übertragen. Der unmittelbar anschliessende Festakt machte eindrucksvoll die Doppelfunktion des Veranstaltungsortes als geistiges und geistliches Zentrum der Universität Leipzig deutlich, wo Kirche und Auditorium Maximum unter einem gemeinsamen Dach verbunden sind.

Professor Dr. Alexander Deeg, Experte für Homiletik an der Uni Leipzig, setzte schon in seiner Predigt über Bileams Eselin wichtige Orientierungspunkte: Verkündigung im Radio dürfe Stoppzeichen setzen, Richtungswechsel anmahnen und durchaus auch verstören. Ermutigung, Orientierung und Trost sollten allerdings niemals zu kurz kommen.

Beitrag der Kirchen und Freikirchen
Die Grussworte von Prorektor Dr. Roger Gläser und Ralf Ludwig, dem Intendanten des MDR, liessen deutlich werden, dass der Beitrag der Kirchen und Freikirchen zu den verschiedenen Rundfunkprogrammen in Deutschland nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. Der evangelische Landesbischof von Sachsen, Tobias Bilz, wies anschliessend ebenso unmissverständlich auf die Herausforderung hin, mitten in einer völlig veränderten Medienlandschaft Gottes Wort auf eine Weise hörbar zu machen, dass es die potenziellen Hörerinnen und Hörer auch tatsächlich erreicht.

Frage nach der Existenzberechtigung
Darüber hinaus muss sich Kirche im Radio heute von vielen Seiten die Frage nach der Existenzberechtigung gefallen lassen. In seinem Festvortrag gab Stefan Raue, Intendant des Deutschlandfunks, darauf eine Teilantwort, indem er darauf hinwies, dass die religiösen und gottesdienstlichen Sendungen im DLF regelmässig von immerhin drei Millionen Hörerinnen und Hörern eingeschaltet werden. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, brachte die Sache in seinem Videostatement auf den Punkt: Das Radio werde nicht sterben, aber Verkündigung im Rundfunk müsse und werde neue Formate finden, um die frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen.

Erste geistliche Radiosendung
Als allererste geistliche Radiosendung in Deutschland gilt ein weihnachtliches Konzert, das bereits am 22. Dezember 1920 über den Sender Königs Wusterhausen ausgestrahlt wurde. Initiator war der Techniker Erich Schwarzkopf, der dieses Konzert gemeinsam mit Freunden und Angehörigen gestaltete.

Hope Media Europe
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland begann ihre Verkündigung im Rundfunk 1948, als Pastor Max Busch in Berlin die „Stimme der Hoffnung“ ins Leben rief. Aus diesen bescheidenen Anfängen ist inzwischen das Medienzentrum Hope Media Europe mit Sitz in Alsbach/Bergstrasse geworden, einer der christlichen Rundfunk- und TV-Sender in Deutschland und Europa. Weitere Informationen: www.hopemedia.eu

Bildlegende
Die adventistische Delegation in Leipzig: (v.l.) Dr. Alexander Schulze, Theologische Hochschule Friedensau, Pastor Gunnar Dillner, Freikirche der STA in Mitteldeutschland, Friedhelm und Heidemarie Klingeberg für Hope Media Europe, Pastor Jens Fabich, Freikirche der STA in Mitteldeutschland.

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Symbolbild – Buchrezension. © Foto: pexels/pixabay

Buchrezension: Jacob Schmidt: Viel Lärm um Achtsamkeit

Ostfildern/Deutschland | 01.11.2024 | APD | Buchrezensionen

Buchrezension: Jacob Schmidt: Viel Lärm um Achtsamkeit; Kösel-Verlag, München 2024, 224 Seiten, Hardcover: 20,00 Euro, 29.90 Franken, E-Book: 12,99 Euro, ISBN-10: ‎ 3466373158, ISBN-13: ‎ 978-3466373154

Das gute Leben ist das Ziel vieler Menschen, aber wie kommt man dorthin? Jacob Schmidt widmet sich in seinem neuesten Buch der populären Achtsamkeitsbewegung als gesellschaftlichem Trend und nimmt diese kritisch unter die Lupe.

So schillernd der Begriff daherkommt, so vielschichtig ist auch das Phänomen Achtsamkeit: mal esoterisch-religiös, mal philosophisch oder auch psychologisch-neurologisch. Schmidt analysiert diese verschiedenen Ansätze und nimmt seine Dissertation zum Thema als Grundlage. Er beschreibt Achtsamkeit als eine meditative Praxis, die durch eine bewusste Haltung ein gelingendes Leben ermöglichen soll. Auch wenn sich die Methoden zum Teil gegensätzlich präsentieren, liegt die gemeinsame Wurzel weltanschaulich im Buddhismus. Echte Achtsamkeit ist ohne ernste Meditationsübungen nicht zu haben.

Die Idee der Achtsamkeit, die mit der Vipassana-Meditation in Südostasien geboren wurde, hat inzwischen auch in Europa Einzug in alle gesellschaftlichen Bereiche gehalten, von den Hochschulen bis zu den Gefängnissen. Asketische Retreats, Stressreduktionskurse und Ratgeber für achtsames Erziehen/Essen/Sporttreiben (S. 39) sind im Mainstream angekommen. Mit der Rückbesinnung auf das Hier und Jetzt verspricht die Bewegung vordergründig eine einfache Antwort auf die Kompliziertheit des Lebens. Doch der Hauch von Selbsterlösung und Selbstoptimierung irritiert ebenso wie die asketische Weltflucht und der neoliberale Zeitgeist. Die vorgestellte These: Achtsamkeit verspricht mehr als sie zu bieten hat, da sich in ihr die Konflikte, Widersprüche und Herausforderungen der Moderne offenbaren.

Zum Inhalt
Der Lärm um die Achtsamkeit wird auf gut 220 Seiten (mit Anmerkungen) beklagt. In fünf Kapiteln werden gesellschaftstheoretische Ansätze und wissenschaftliche Analysen einleitend vorgestellt. Dabei wird der Frage nachgegangen, was Achtsamkeit eigentlich ist, wie sie populär wurde und warum sie so umkämpft ist. Schmidt ist der Ansicht, dass Achtsamkeit sinnvoll begrenzt werden muss, um zum Fragment eines gelingenden Lebens beizutragen. Hartmut Rosa liefert das Vorwort und ein Nachwort des Autors will emotionale und persönliche Akzente setzen. Neben dem zu beklagenden Lärm der Bewegung und aller Kritik wirbt Schmidt in der Quintessenz für Behutsamkeit und Zuversicht, die Achtsamkeit hervorrufen soll.

Der Beitrag der Achtsamkeit zu einem gelingenden Leben besteht nach Schmidt darüber hinaus in einer kultivierten Selbstdistanz, die sich in einem gelassenen Umgang mit der Vergänglichkeit des Lebens und konkretem Leid zeigt. Diese Selbstdistanz dürfe aber nicht unter der Hand durch die Suche nach dem „wahren Selbst“ zu einer Selbstzentrierung werden, sondern müsse einen soziologischen Lern- und Reflexionsprozess in Gang setzen, dem eine „Toleranz für Langeweile“ (S. 178) innewohne. Nur so könne der heutigen Eventisierung der Achtsamkeit begegnet und wahrhafte Musse entstehen.

Zum Buch
Verändert Achtsamkeit die Gegenwart oder nicht? Schmidt ist eher der Meinung, dass Achtsamkeit entpolitisiert und die Menschen sich ins Private zurückziehen. Nicht die gesellschaftlichen Strukturen, die den persönlichen Stress erzeugen, werden verbessert, sondern der Umgang mit dem allgegenwärtigen Stress wird persönlich bearbeitet. Wichtig zu wissen ist, dass Schmidt selbst politisch aktiv ist und als Referent für strategische Kommunikation bei der Fraktion der Partei DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag arbeitet. Also versucht das Buch ein Sowohl-als-auch zu vermitteln, die Kritik der Achtsamkeitsbewegung ernst zu nehmen und trotzdem auf Kissen zu sitzen, um Puls und Blutdruck zu senken.

Ein kritisches, wissenschaftlich fundiertes, oft soziologisch argumentierendes und mit persönlichen Erfahrungen zum Thema angereichertes Buch. Dennoch spürt man beim Lesen den inneren Zwiespalt des Autors. Einerseits gibt er zu, selbst vom „Achtsamkeitsvirus“ infiziert zu sein, andererseits ist er auch schon wieder im Stadium der Entzauberung angelangt. Das macht die Lektüre ambivalent. Zwischen den zugegebenermassen gut strukturierten Unterpunkten ist man zudem aufgrund längerer soziologisch-philosophischer Ausführungen versucht, die gedankliche Richtung zu verlieren. Wo wollte man eigentlich hin? Letztlich wird den Lesenden die Meinungsbildung nicht abgenommen, sondern sie sind eingeladen, anhand der Fakten selbst zu entscheiden, wie viel Achtsamkeit und Buddhismus es denn braucht, um das persönliche Leben gelingen zu lassen.
Claudia Mohr

Die Rezension kann unter diesem Shortlink als Dokument heruntergeladen werden: https://t.ly/o7jKz

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