An der vom 14. Februar auf Samstag, 28. März verschobenen Präsidentschaftswahl in Nigeria, sowie der am gleichen Tag stattfindenden Wahl in beide Klammern des nigerianischen Parlaments, würden die Mitglieder der protestantischen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, am Samstag (Sabbat), dem biblischen Ruhetag, nicht teilnehmen, sagte Pastor Uzoma Nwosi, Kommunikationsdirektor der Kirchenleitung in Ostnigeria. Die adventistische Kirchenleitung des Landes habe die Regierung vorgängig schriftlich gebeten, die Wahlen weder auf einen Freitag, Samstag oder Sonntag festzusetzen, damit Muslime und Christen unterschiedlicher Glaubensrichtungen am Tag, den sie verehrten, ungehindert Gottesdienst feiern könnten, berichtete die amerikanische Kirchenzeitschrift Adventist Review AR.
Sechs Adventisten bei Angriffen von Boko Haram getötet
Die Menschen in einem grossen Landstrich im Nordosten Nigerias, den die islamistische Terrorgruppe Boko Haram beherrsche und in dem sie tausende Menschen im sechsjährigen Versuch, einen islamischen Staat zu gründen, getötet habe, würden auch nicht an den Wahlen teilnehmen können, so der Bericht. Als Begründung für die sechswöchige Wahlverschiebung sind die Angriffe der Terrormiliz im Gebiet von Maiduguri, Hauptstadt des Bundesstaates Borno, angegeben worden. Dabei seien auch sechs Mitglieder der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten von Querschlägern, nach Entführungen oder bei Razzien der Terroristen getötet worden, wie ein aus dem umkämpften Gebiet geflohener adventistischer Pastor bestätigte, dessen Identität aus Sicherheitsgründen nicht offengelegt werde, wie die Kirche mitteilte. „Das Leben ist sowohl für jene, die fliehen konnten als auch für jene, die gefangen wurden – meist ältere Menschen – nicht einfach“ sagte Uzoma Nwos.
Erzwungene Übertritte zum Islam und Zwangsrekrutierung für Boko Haram
Einige Adventisten seien gegen ihren Willen zur Annahme des Islam gezwungen worden. Es sei auch unklar, so der Kommunikationsverantwortliche, ob einige junge adventistische Männer, die von Boko Haram gefangen genommen wurden, zum Mitkämpfen gezwungen worden seien.
Zehntausende vor Boko Haram auf der Flucht - Prekäre Lage der Flüchtlinge
Für Nigeria, mit einer Bevölkerung von 177 Millionen und die rund 200.000 im Land lebenden Adventisten, stehe bei den Wahlen viel auf dem Spiel, so der Bericht. Viele der 35.000 Adventisten im Nordosten Nigerias seien vor der Islammiliz in andere Landesteile oder über die Grenze nach Kamerun geflohen, wo sie bei Mitgliedern ihrer Kirche Unterkunft und Verpflegung gesucht hätten. Die Lage in Kamerun sei aber sehr prekär, so ein Pastor, da es an allem fehle.
In Nigeria hätten adventistische Kirchenmitglieder vertriebene Glaubensgeschwister, Nicht-Adventisten und Muslime aufgenommen und ihnen Nahrungsmittel, Kleidung, Unterkunft und Gemeinschaft angeboten, sagte Pastor Nwosi. In Bukuru/Nordnigeria sowie an zwei weiteren Orten seien Binnenflüchtlinge auch in Gebäuden der Kirchenverwaltung aufgenommen worden. „Andere leben unter schlechten Bedingungen in den Bergen und Höhlen und können ihre Familien nicht erreichen, da es dort keinen Strom gibt, um die Akkus ihrer Handys wieder aufzuladen", so Uzoma Nwosi.
Viele Vertriebene könnten auch dann nicht mehr nach Hause zurückkehren, wenn die Regierung die Kontrolle über das Gebiet zurückgewonnen habe, sagte Nwosi, da die meisten Häuser niedergebrannt worden seien. Deshalb müssten sie als Kirchenleitung Unterkünfte vermitteln, für den Schulbesuch vertriebener Kinder sorgen sowie Pflegeeltern für Waisenkinder suchen und Frauen befähigen, eine Tätigkeit zu erlernen, damit sie für sich selbst sorgen könnten. Sie benötigten für die Flüchtlinge Matratzen, Bettzeug, Kleidung und Spielzeug, Handtücher, Seife, Reinigungsmittel, Insektizide, Eimer, Pflegeprodukte, Küchenutensilien, Öfen und Feuerholz.
16 adventistische Kirchengebäude aufgegeben
Die Adventisten im Nordosten Nigerias seien gezwungen worden 16 Kirchengebäude aufzugeben, die aber mit Ausnahme einer 2014 niedergebrannten Kirche in Magar, bei Maiduguri, nicht zerstört worden seien. Sie hätten auch alle sozialen Tätigkeiten oder Gottesdienste einstellen müssen. Bei der zerstörten Kirche in Magar sei die Urheberschaft nicht geklärt, denn es könne sich bei den Tätern auch um andere Christen handeln, die aus Frustration über die Zerstörung ihrer Kirchen das adventistische Gebäude in Brand gesteckt hätten, sagte Pastor Stephen H. Bindas, Präsident der Adventisten in Nordnigeria.
Ein einziger ordinierter adventistischer Pastor sei noch im Gebiet das von der Islammiliz beherrscht wird, um in den fünf nordöstlichen Bundesstaaten Adamawa, Bauchi, Borno, Gombe und Taraba zu dienen.
Spenden für die Vertriebenen werden per Kreditkarte über die adventistische Weltkirchenleitung in den USA entgegengenommen: +1 301 680-6228.