Starke Kritik an den Auswüchsen des „Gender-Mainstreaming“ hat am 23. April die Journalistin und Autorin Birgit Kelle geübt. In München referierte sie im Rahmen einer Vortragsveranstaltung über Hintergründe und Folgen der deutschen Leitlinie zur Geschlechterpolitik. Gleichzeitig sprach sie sich für die Stärkung eines Familienbildes aus, das den Mann nicht zum „Feind“ und Mutterschaft nicht zum „Problem“ stilisiere.
„Gender Mainstreaming“ unterscheide zwischen biologischem und sozialem Geschlecht. Das soziale Geschlecht sei etwas Fliessendes und könne nach dieser Theorie beliebig verändert werden. Dadurch solle, laut Kelle, die „heteronormative Matrix“, also das traditionelle Bild von Mann und Frau, aufgebrochen werden. Alle Geschlechter beziehungsweise sexuelle Orientierungen sollen gleichwertig nebeneinander gestellt werden.
Während sich Kelle gegen Diskriminierung und für Toleranz gegenüber anderen Orientierungen aussprach, schössen die aktuellen Bemühungen doch weit über das Ziel hinaus. „Völlig irre und nicht praktikabel“ sei beispielsweise der Leitfaden für gendersensibles Sprechen der Berliner Humboldt-Universität, der neue Deklinationen für geschlechtsneutrale Wortendungen vorschlage. Auch würden immer neue Wörter gefunden, die angeblich sexistisch seien und nicht mehr verwendet werden dürften. Das Projekt des Gender-Mainstreaming verschlinge Steuergelder, sei ideologisch motiviert aber nicht demokratisch legitimiert.
Kelle kritisierte auch die Tendenz zur Fremdbetreuung von Kleinkindern. Warum es besser sei, Kinder zuhause zu erziehen, könne man mit einem Wort sagen: „Liebe“. In der Familie herrschten besondere Beziehungen. Diese könne man nicht als fremde Dienstleistung auslagern. Die Familiensituation lasse sich nicht künstlich herstellen.
„Familie kann ohne Staat existieren, aber Staat nicht ohne Familie“, gab Kelle zu bedenken. Die Mutter von vier Kindern ist Mitglied der CDU und konvertierte 2011 zur römisch-katholischen Kirche. Sie arbeitet freiberuflich als Journalistin und Publizistin und wurde durch ihre Bücher „Dann mach doch die Bluse zu“ und „Gender-Gaga“ sowie durch Auftritte in Fernseh-Talkshows einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.