Mit einem eindringlichen Appell gegen den weltweit zunehmenden Rassismus endete in Berlin die Tagung des Internationalen Bischofsrats der United Methodist Church (UMC), welche im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) trägt.
„Wir haben es hier mit der Macht der Dunkelheit zu tun“, erklärte der Präsident des Bischofsrats, Bischof Warner Brown, angesichts rassistischer Gewalt in den USA und anderswo. „Deshalb dürfen wir nicht länger schweigen.“ In den USA waren in den vergangenen Monaten etliche unbewaffnete junge Afro-Amerikaner durch gewaltsame Polizeieinsätze zu Tode gekommen – meist ohne Folgen für die Polizisten. Zahlreiche UMC-Bischöfe hätten bereits öffentlich zu friedlichen Protesten aufgerufen. Es sei aber wirkungsvoller, wenn der ganze Bischofsrat eine Erklärung abgebe, sagte Bischof Gregory W. Palmer aus Ohio. Dem folgte der Rat in der Überzeugung, dass Schweigen angesichts von Rassismus und Angst alles nur noch schlimmer mache. In der Erklärung gegen Rassismus fordern die Bischöfe alle Menschen in der UMC/EmK weltweit dazu auf, „über die eigenen rassistischen Vorurteile und den Missbrauch von Privilegien Busse zu tun“. Weiter heisst es in der Erklärung: „Als Kirche verpflichten wir uns erneut dazu, uns gegen Rassismus und für Menschlichkeit zu engagieren.“ Menschliches Miteinander könne nicht im Hinwegsehen über kulturelle und ethnische Unterschiede entstehen, „sondern indem wir die Vielfalt achten und allen Menschen mit Wertschätzung begegnen“.
In Europa Angst vor Einwanderern überwinden
„Gewalt und Unruhen sind die Sprache der Ungehörten“, sagte Bischof Julius Calvin Trimble (US-Bundesstaat Iowa). In vielen amerikanischen Städten sei das Verhältnis zwischen der Polizei und schwarzen Jugendlichen schon lange gestört. Die Kirchen vor Ort müssten hier vermittelnd eingreifen und die Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Europa stehe dabei vor ähnlichen Herausforderungen wie die USA. „Es gibt immer mehr Einwanderer, und das macht den Menschen Angst.“ Hier müssten die Kirchen den Menschen helfen, Unterschiede zu verstehen, sagte Trimble.
Bischöfin Wenner: Veränderungen positiv mitgestalten
Rosemarie Wenner, Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, zog eine positive Bilanz der ersten Sitzung des UMC-Bischofsrats in der Bundesrepublik. Vieles sei anders gewesen als bei früheren Treffen, „weil die meisten Bischöfe und Bischöfinnen in einem anderen Kontinent und einem fremden Sprachraum waren“. Besonders die Begegnungen mit Berliner Kirchengemeinden und ökumenischen Partnern seien „sehr bereichernd“ gewesen, und die besondere Woche mit der Erinnerung an das Kriegsende vor 70 Jahren „hat uns an die Teilung Deutschlands, aber auch an gelungene Versöhnungsprozesse erinnert“. All das habe dazu beigetragen, Veränderungen positiv mitzugestalten und sich entschieden gegen Rassismus und für Einheit in Vielfalt einzusetzen. „So kann unsere Kirche durch die Gemeinden in aller Welt Menschen in die Nachfolge Christi rufen und zu Veränderungen zum Guten beitragen.“
UMC International
Von den weltweit etwa 80 Millionen Methodisten zählen zur United Methodist Church (UMC/EmK) zwölf Millionen Kirchenmitglieder, davon 7,7 Millionen in den USA, 4,2 Millionen in Afrika, 145.000 auf den Philippinen und 64.000 in Europa und Eurasien. Davon leben in Deutschland rund 32.000 Kirchgenmitglieder, in der Schweiz 8.000 und in Österreich 1.500. Organisiert sind die Regionen weltweit in 66 Bischofssprengeln, davon 46 in den USA und 20 in Afrika, den Philippinen und in Europa. Zum Bischofsrat gehören die 66 aktiven Bischöfe, darunter 15 Frauen, und 89 im Ruhestand befindliche Bischöfe.
In der Regel kommt der Bischofsrat in den USA zusammen. Jährlich findet mindestens eine Sitzung statt. Alle vier Jahre wird eine Tagung ausserhalb den USA durchgeführt. Der Präsident des Bischofsrats leitet die Ratssitzungen, hat über die anderen Ratsmitglieder aber keine besondere Autorität oder Weisungsbefugnis. Präsident des Bischofsrats ist Warner H. Brown jun., Bischof der Kalifornien-Nevada-Konferenz. Seine Vorgängerin als Ratspräsidentin war Bischöfin Rosemarie Wenner.